Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 3. Leipzig, 1802.O so reiss auf Momente dich los aus dem flattern- Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden, Geliebte; Werden hienieden noch oft, Traute, die Rosen mir blühn? Solches ruhet im Schoosse der Götter; dies Eine nur weiss ich, Auch zu den Schatten hinab nehm ich die Lie- be zu dir. Und wenn jenseit der Urne noch Liebe, die Selige, lächelt, Jenseit der Urne fürwahr lieb' ich noch inni- ger dich; Inniger noch und zarter, und nicht mit den Qualen der Sehnsucht, Nein mit dem ruhigen Sinn, welcher den Ma- nen geziemt. O so reiſs auf Momente dich los aus dem flattern- Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden, Geliebte; Werden hienieden noch oft, Traute, die Rosen mir blühn? Solches ruhet im Schooſse der Götter; dies Eine nur weiſs ich, Auch zu den Schatten hinab nehm ich die Lie- be zu dir. Und wenn jenseit der Urne noch Liebe, die Selige, lächelt, Jenseit der Urne fürwahr lieb' ich noch inni- ger dich; Inniger noch und zarter, und nicht mit den Qualen der Sehnsucht, Nein mit dem ruhigen Sinn, welcher den Ma- nen geziemt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <pb facs="#f0143" n="123"/> <l>O so reiſs auf Momente dich los aus dem flattern-<lb/> den Schwarme,</l><lb/> <l>Reiche ihm tröstend die Hand, lächle erbar-<lb/> mend ihn an;</l><lb/> <l>Daſs nicht gänzlich in ihm der Liebe Ahnung erlösche,</l><lb/> <l>Daſs nicht schauernder Frost lähme den stre-<lb/> benden Geist;</l><lb/> <l>Daſs sein Leben verglüh' im Rosenschimmer der</l><lb/> <l>Liebe,</l><lb/> <l>Und in Elysium einst liebend die Schatten ihm</l><lb/> <l>nahn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden,</l><lb/> <l>Geliebte;</l><lb/> <l>Werden hienieden noch oft, Traute, die Rosen</l><lb/> <l>mir blühn?</l><lb/> <l>Solches ruhet im Schooſse der Götter; dies Eine</l><lb/> <l>nur weiſs ich,</l><lb/> <l>Auch zu den Schatten hinab nehm ich die Lie-<lb/> be zu dir.</l><lb/> <l>Und wenn jenseit der Urne noch Liebe, die Selige,</l><lb/> <l>lächelt,</l><lb/> <l>Jenseit der Urne fürwahr lieb' ich noch inni-<lb/> ger dich;</l><lb/> <l>Inniger noch und zarter, und nicht mit den Qualen</l><lb/> <l>der Sehnsucht,</l><lb/> <l>Nein mit dem ruhigen Sinn, welcher den Ma-<lb/> nen geziemt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0143]
O so reiſs auf Momente dich los aus dem flattern-
den Schwarme,
Reiche ihm tröstend die Hand, lächle erbar-
mend ihn an;
Daſs nicht gänzlich in ihm der Liebe Ahnung erlösche,
Daſs nicht schauernder Frost lähme den stre-
benden Geist;
Daſs sein Leben verglüh' im Rosenschimmer der
Liebe,
Und in Elysium einst liebend die Schatten ihm
nahn.
Neunmal blühten die Rosen, seit wir uns fanden,
Geliebte;
Werden hienieden noch oft, Traute, die Rosen
mir blühn?
Solches ruhet im Schooſse der Götter; dies Eine
nur weiſs ich,
Auch zu den Schatten hinab nehm ich die Lie-
be zu dir.
Und wenn jenseit der Urne noch Liebe, die Selige,
lächelt,
Jenseit der Urne fürwahr lieb' ich noch inni-
ger dich;
Inniger noch und zarter, und nicht mit den Qualen
der Sehnsucht,
Nein mit dem ruhigen Sinn, welcher den Ma-
nen geziemt.
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