Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Wallt gross, glühend, und lodernd herauf aus dem Stiller noch wird es um uns, und stiller im Busen. Wir wallen Zögernden Schrittes zurück in unsre friedliche Woh- nung. Hier herrscht feyerliche Ruh und leiseschauerndes Dunkel. Ausgestorben ist jedes Gemach. Auf der Flur, auf dem Vorsprung, Rings auf dem räumigen Hof und draussen auf Fel- dern und Weiden Waltet die heilige Nacht. Bey der Lampe wanken- dem Schimmer Legt Allwine sich schlafen. Es legt sich die zärt- liche Mutter, Von der Schwüle des Tags erschöpft und den Lasten der Wirthschaft. Aber ich wandle noch lang' in den Schattengän- gen des Gartens, Während der Mond die Bäume versilbert, und fern aus dem Westen Einer Vergangenheit gleich das Spätroth blasser her- aufstrahlt.
Wallt gross, glühend, und lodernd herauf aus dem Stiller noch wird es um uns, und stiller im Busen. Wir wallen Zögernden Schrittes zurück in unsre friedliche Woh- nung. Hier herrscht feyerliche Ruh und leiseschauerndes Dunkel. Ausgestorben ist jedes Gemach. Auf der Flur, auf dem Vorsprung, Rings auf dem räumigen Hof und draussen auf Fel- dern und Weiden Waltet die heilige Nacht. Bey der Lampe wanken- dem Schimmer Legt Allwine sich schlafen. Es legt sich die zärt- liche Mutter, Von der Schwüle des Tags erschöpft und den Lasten der Wirthschaft. Aber ich wandle noch lang' in den Schattengän- gen des Gartens, Während der Mond die Bäume versilbert, und fern aus dem Westen Einer Vergangenheit gleich das Spätroth blasser her- aufstrahlt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="28"> <l> <pb facs="#f0415" n="391"/> </l> <l>Wallt gross, glühend, und lodernd herauf aus dem</l><lb/> <l>Osten, und Flammen</l><lb/> <l>Sprühet er durch das säuselnde Laub der Esp' und</l><lb/> <l>der Pappel.</l> </lg><lb/> <lg n="29"> <l>Stiller noch wird es um uns, und stiller im</l><lb/> <l>Busen. Wir wallen</l><lb/> <l>Zögernden Schrittes zurück in unsre friedliche Woh-</l><lb/> <l>nung.</l><lb/> <l>Hier herrscht feyerliche Ruh und leiseschauerndes</l><lb/> <l>Dunkel.</l><lb/> <l>Ausgestorben ist jedes Gemach. Auf der Flur, auf</l><lb/> <l>dem Vorsprung,</l><lb/> <l>Rings auf dem räumigen Hof und draussen auf Fel-</l><lb/> <l>dern und Weiden</l><lb/> <l>Waltet die heilige Nacht. Bey der Lampe wanken-</l><lb/> <l>dem Schimmer</l><lb/> <l>Legt Allwine sich schlafen. Es legt sich die zärt-</l><lb/> <l>liche Mutter,</l><lb/> <l>Von der Schwüle des Tags erschöpft und den Lasten</l><lb/> <l>der Wirthschaft.</l> </lg><lb/> <lg n="30"> <l>Aber ich wandle noch lang' in den Schattengän-</l><lb/> <l>gen des Gartens,</l><lb/> <l>Während der Mond die Bäume versilbert, und fern</l><lb/> <l>aus dem Westen</l><lb/> <l>Einer Vergangenheit gleich das Spätroth blasser her-</l><lb/> <l>aufstrahlt.</l><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0415]
Wallt gross, glühend, und lodernd herauf aus dem
Osten, und Flammen
Sprühet er durch das säuselnde Laub der Esp' und
der Pappel.
Stiller noch wird es um uns, und stiller im
Busen. Wir wallen
Zögernden Schrittes zurück in unsre friedliche Woh-
nung.
Hier herrscht feyerliche Ruh und leiseschauerndes
Dunkel.
Ausgestorben ist jedes Gemach. Auf der Flur, auf
dem Vorsprung,
Rings auf dem räumigen Hof und draussen auf Fel-
dern und Weiden
Waltet die heilige Nacht. Bey der Lampe wanken-
dem Schimmer
Legt Allwine sich schlafen. Es legt sich die zärt-
liche Mutter,
Von der Schwüle des Tags erschöpft und den Lasten
der Wirthschaft.
Aber ich wandle noch lang' in den Schattengän-
gen des Gartens,
Während der Mond die Bäume versilbert, und fern
aus dem Westen
Einer Vergangenheit gleich das Spätroth blasser her-
aufstrahlt.
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