Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Mit schiefliegender Schreibefläche, zur Schonung
des Auges
Sorgsam mit grünem Tuche bekleidet. Zur Rechten
und Linken
Thürmen auf künstlich durchbrochnen Gerüsten die
Globen von Akrell.
Drüben prangen in zierlichem Schreine Britanniens
Weise,
Galliens Lehrer, und ihr, der heiligen Hellas Heroen.
Solche Männer im Auge, von solchen Mustern ent-
flammet,
Setz' ich mich heiteren Muthes, versuche das Blatt
zu vollenden,
Das ich am Morgen begann, und wenn es der Ge-
nius wehret,
Wähl' ich mir flugs ein andres Geschäft. Denn ha-
dern zu wollen
Mit dem Genius frommt nicht; er nahet und flieht
nach Belieben.

Wieder vertief' ich mich nun in die Freuden
und Mühen der Arbeit;
Doch nur wenige Stunden. Denn schon den We-
sten beschreitend,
Sendet die Sonne mir blendendes Licht, unerträg-
liche Gluthen
In das Gemach. Ihr wehret vergebens der wehende
Vorhang.

Mit schiefliegender Schreibefläche, zur Schonung
des Auges
Sorgsam mit grünem Tuche bekleidet. Zur Rechten
und Linken
Thürmen auf künstlich durchbrochnen Gerüsten die
Globen von Akrell.
Drüben prangen in zierlichem Schreine Britanniens
Weise,
Galliens Lehrer, und ihr, der heiligen Hellas Heroen.
Solche Männer im Auge, von solchen Mustern ent-
flammet,
Setz' ich mich heiteren Muthes, versuche das Blatt
zu vollenden,
Das ich am Morgen begann, und wenn es der Ge-
nius wehret,
Wähl' ich mir flugs ein andres Geschäft. Denn ha-
dern zu wollen
Mit dem Genius frommt nicht; er nahet und flieht
nach Belieben.

Wieder vertief' ich mich nun in die Freuden
und Mühen der Arbeit;
Doch nur wenige Stunden. Denn schon den We-
sten beschreitend,
Sendet die Sonne mir blendendes Licht, unerträg-
liche Gluthen
In das Gemach. Ihr wehret vergebens der wehende
Vorhang.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="16">
              <l>
                <pb facs="#f0403" n="379"/>
              </l>
              <l>Mit schiefliegender Schreibefläche, zur Schonung</l><lb/>
              <l>des Auges</l><lb/>
              <l>Sorgsam mit grünem Tuche bekleidet. Zur Rechten</l><lb/>
              <l>und Linken</l><lb/>
              <l>Thürmen auf künstlich durchbrochnen Gerüsten die</l><lb/>
              <l>Globen von <hi rendition="#g">Akrell</hi>.</l><lb/>
              <l>Drüben prangen in zierlichem Schreine Britanniens</l><lb/>
              <l>Weise,</l><lb/>
              <l>Galliens Lehrer, und ihr, der heiligen Hellas Heroen.</l><lb/>
              <l>Solche Männer im Auge, von solchen Mustern ent-</l><lb/>
              <l>flammet,</l><lb/>
              <l>Setz' ich mich heiteren Muthes, versuche das Blatt</l><lb/>
              <l>zu vollenden,</l><lb/>
              <l>Das ich am Morgen begann, und wenn es der Ge-</l><lb/>
              <l>nius wehret,</l><lb/>
              <l>Wähl' ich mir flugs ein andres Geschäft. Denn ha-</l><lb/>
              <l>dern zu wollen</l><lb/>
              <l>Mit dem Genius frommt nicht; er nahet und flieht</l><lb/>
              <l>nach Belieben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="17">
              <l>Wieder vertief' ich mich nun in die Freuden</l><lb/>
              <l>und Mühen der Arbeit;</l><lb/>
              <l>Doch nur wenige Stunden. Denn schon den We-</l><lb/>
              <l>sten beschreitend,</l><lb/>
              <l>Sendet die Sonne mir blendendes Licht, unerträg-</l><lb/>
              <l>liche Gluthen</l><lb/>
              <l>In das Gemach. Ihr wehret vergebens der wehende</l><lb/>
              <l>Vorhang.</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0403] Mit schiefliegender Schreibefläche, zur Schonung des Auges Sorgsam mit grünem Tuche bekleidet. Zur Rechten und Linken Thürmen auf künstlich durchbrochnen Gerüsten die Globen von Akrell. Drüben prangen in zierlichem Schreine Britanniens Weise, Galliens Lehrer, und ihr, der heiligen Hellas Heroen. Solche Männer im Auge, von solchen Mustern ent- flammet, Setz' ich mich heiteren Muthes, versuche das Blatt zu vollenden, Das ich am Morgen begann, und wenn es der Ge- nius wehret, Wähl' ich mir flugs ein andres Geschäft. Denn ha- dern zu wollen Mit dem Genius frommt nicht; er nahet und flieht nach Belieben. Wieder vertief' ich mich nun in die Freuden und Mühen der Arbeit; Doch nur wenige Stunden. Denn schon den We- sten beschreitend, Sendet die Sonne mir blendendes Licht, unerträg- liche Gluthen In das Gemach. Ihr wehret vergebens der wehende Vorhang.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/403
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/403>, abgerufen am 18.04.2024.