Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Horch, ihm wurde die Zunge gelös't. Er redete "Cidli, Traute, bist du's? Ja, süsse Schwe- ster, dich grüssen "Vater und Mutter. Es grüssen dich, Trauteste, Lili und Lilla. "Wenige Tag' erst warest du weg. Das Auge der Deinen "War noch nicht trocken um dich. Da erkrankt' ich; Flammen versengten "Mir das Gehirn und das innerste Mark. Auf Saliens Schoosse "Lag ich sieben Tag' und sieben Nächte, vom Arme "Itzt der Mutter umschlungen und itzt vom Arme des Vaters. "Mit der Frische des achten Morgens erloschen die Flammen; "Liebliches Kühl umfing mich. Es summte, wie Wiegengelulle, "Mir in das klingende Ohr. Den brechenden Augen erschienen "Helle Gestalten. Itzt stand mein Herz; der Athem versiegte. "Eingelispelt vom Engel der Ruh in seligen Schlum- mer,
Horch, ihm wurde die Zunge gelös't. Er redete „Cidli, Traute, bist du's? Ja, süsse Schwe- ster, dich grüssen „Vater und Mutter. Es grüssen dich, Trauteste, Lili und Lilla. „Wenige Tag' erst warest du weg. Das Auge der Deinen „War noch nicht trocken um dich. Da erkrankt' ich; Flammen versengten „Mir das Gehirn und das innerste Mark. Auf Saliens Schoosse „Lag ich sieben Tag' und sieben Nächte, vom Arme „Itzt der Mutter umschlungen und itzt vom Arme des Vaters. „Mit der Frische des achten Morgens erloschen die Flammen; „Liebliches Kühl umfing mich. Es summte, wie Wiegengelulle, „Mir in das klingende Ohr. Den brechenden Augen erschienen „Helle Gestalten. Itzt stand mein Herz; der Athem versiegte. „Eingelispelt vom Engel der Ruh in seligen Schlum- mer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="12"> <l> <pb facs="#f0374" n="352"/> </l> <l>Horch, ihm wurde die Zunge gelös't. Er redete</l><lb/> <l>lieblich.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>„Cidli, Traute, bist du's? Ja, süsse Schwe-</l><lb/> <l>ster, dich grüssen</l><lb/> <l>„Vater und Mutter. Es grüssen dich, Trauteste,</l><lb/> <l>Lili und Lilla.</l><lb/> <l>„Wenige Tag' erst warest du weg. Das Auge der</l><lb/> <l>Deinen</l><lb/> <l>„War noch nicht trocken um dich. Da erkrankt'</l><lb/> <l>ich; Flammen versengten</l><lb/> <l>„Mir das Gehirn und das innerste Mark. Auf Saliens</l><lb/> <l>Schoosse</l><lb/> <l>„Lag ich sieben Tag' und sieben Nächte, vom</l><lb/> <l>Arme</l><lb/> <l>„Itzt der Mutter umschlungen und itzt vom Arme</l><lb/> <l>des Vaters.</l><lb/> <l>„Mit der Frische des achten Morgens erloschen die</l><lb/> <l>Flammen;</l><lb/> <l>„Liebliches Kühl umfing mich. Es summte, wie</l><lb/> <l>Wiegengelulle,</l><lb/> <l>„Mir in das klingende Ohr. Den brechenden Augen</l><lb/> <l>erschienen</l><lb/> <l>„Helle Gestalten. Itzt stand mein Herz; der Athem</l><lb/> <l>versiegte.</l><lb/> <l>„Eingelispelt vom Engel der Ruh in seligen Schlum-</l><lb/> <l>mer,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [352/0374]
Horch, ihm wurde die Zunge gelös't. Er redete
lieblich.
„Cidli, Traute, bist du's? Ja, süsse Schwe-
ster, dich grüssen
„Vater und Mutter. Es grüssen dich, Trauteste,
Lili und Lilla.
„Wenige Tag' erst warest du weg. Das Auge der
Deinen
„War noch nicht trocken um dich. Da erkrankt'
ich; Flammen versengten
„Mir das Gehirn und das innerste Mark. Auf Saliens
Schoosse
„Lag ich sieben Tag' und sieben Nächte, vom
Arme
„Itzt der Mutter umschlungen und itzt vom Arme
des Vaters.
„Mit der Frische des achten Morgens erloschen die
Flammen;
„Liebliches Kühl umfing mich. Es summte, wie
Wiegengelulle,
„Mir in das klingende Ohr. Den brechenden Augen
erschienen
„Helle Gestalten. Itzt stand mein Herz; der Athem
versiegte.
„Eingelispelt vom Engel der Ruh in seligen Schlum-
mer,
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