"Als der blasse, der manche Nacht mit fliessendem Silber "Unsre Wände daheim besprengt' und mein schwel- lendes Lager. "Lieb war jener und gut; doch grösser ist dieser und schöner."
Lächelnd durch ihre Thränen sprach Zilia: "Lieb- liches Mägdlein, "Was du schauest, ist nicht der Mond, der ein- stens die Küssen "Deines Bettchens umflittert'. Es ist die Wiege, Geliebte, "Drin du den Traum geträumt des schnellverflat- terten Lebens."
Cidli schauerte sanft zusammen. Ihr helles Ge- burtsland Sahe sie schweben im glänzenden Blau. Sie schmiegte sich innigst In der Führerin Arm, und sprach mit seufzender Sehnsucht: "Soll ich dir sagen, o Gute, wie deiner Cidli ums Herz ist? "Schön, unnennbar schön, ist dieses blühende Ei- land, "Jenes Smaragdgebirg', und diese Lilienebne.
„Als der blasse, der manche Nacht mit fliessendem Silber „Unsre Wände daheim besprengt' und mein schwel- lendes Lager. „Lieb war jener und gut; doch grösser ist dieser und schöner.“
Lächelnd durch ihre Thränen sprach Zilia: „Lieb- liches Mägdlein, „Was du schauest, ist nicht der Mond, der ein- stens die Küssen „Deines Bettchens umflittert'. Es ist die Wiege, Geliebte, „Drin du den Traum geträumt des schnellverflat- terten Lebens.“
Cidli schauerte sanft zusammen. Ihr helles Ge- burtsland Sahe sie schweben im glänzenden Blau. Sie schmiegte sich innigst In der Führerin Arm, und sprach mit seufzender Sehnsucht: „Soll ich dir sagen, o Gute, wie deiner Cidli ums Herz ist? „Schön, unnennbar schön, ist dieses blühende Ei- land, „Jenes Smaragdgebirg', und diese Lilienebne.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><l><pbfacs="#f0368"n="346"/></l><l>„Als der blasse, der manche Nacht mit fliessendem</l><lb/><l>Silber</l><lb/><l>„Unsre Wände daheim besprengt' und mein schwel-</l><lb/><l>lendes Lager.</l><lb/><l>„Lieb war jener und gut; doch grösser ist dieser</l><lb/><l>und schöner.“</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Lächelnd durch ihre Thränen sprach Zilia: „Lieb-</l><lb/><l>liches Mägdlein,</l><lb/><l>„Was du schauest, ist nicht der Mond, der ein-</l><lb/><l>stens die Küssen</l><lb/><l>„Deines Bettchens umflittert'. Es ist die Wiege,</l><lb/><l>Geliebte,</l><lb/><l>„Drin du den Traum geträumt des schnellverflat-</l><lb/><l>terten Lebens.“</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Cidli schauerte sanft zusammen. Ihr helles Ge-</l><lb/><l>burtsland</l><lb/><l>Sahe sie schweben im glänzenden Blau. Sie schmiegte</l><lb/><l>sich innigst</l><lb/><l>In der Führerin Arm, und sprach mit seufzender</l><lb/><l>Sehnsucht:</l><lb/><l>„Soll ich dir sagen, o Gute, wie deiner Cidli ums</l><lb/><l>Herz ist?</l><lb/><l>„Schön, unnennbar schön, ist dieses blühende Ei-</l><lb/><l>land,</l><lb/><l>„Jenes Smaragdgebirg', und diese Lilienebne.</l><lb/><l></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[346/0368]
„Als der blasse, der manche Nacht mit fliessendem
Silber
„Unsre Wände daheim besprengt' und mein schwel-
lendes Lager.
„Lieb war jener und gut; doch grösser ist dieser
und schöner.“
Lächelnd durch ihre Thränen sprach Zilia: „Lieb-
liches Mägdlein,
„Was du schauest, ist nicht der Mond, der ein-
stens die Küssen
„Deines Bettchens umflittert'. Es ist die Wiege,
Geliebte,
„Drin du den Traum geträumt des schnellverflat-
terten Lebens.“
Cidli schauerte sanft zusammen. Ihr helles Ge-
burtsland
Sahe sie schweben im glänzenden Blau. Sie schmiegte
sich innigst
In der Führerin Arm, und sprach mit seufzender
Sehnsucht:
„Soll ich dir sagen, o Gute, wie deiner Cidli ums
Herz ist?
„Schön, unnennbar schön, ist dieses blühende Ei-
land,
„Jenes Smaragdgebirg', und diese Lilienebne.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/368>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.