Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

"In der Lechen Lager hinüber! Vielleicht, dass
ich selber
"Sie erschaue, sie drücke mit Wonn' an den klop-
fenden Busen.
"Auf, mein Geliebter! Mich schreckt nicht ihrer
Reisige Rasseln,
"Nicht die Mauer von Stahl, die ihr Lager um-
funkelt. Die tausend
"Tode schrecken mich nicht, die mir grinsen. Ich
will sie erfassen,
"Will sie führen mit eisernem Arm in die bräutliche
Kammer."

Freudig durchschritten die Helden das Dunkel.
Des Baches Geriesel
Hemmte sie nicht. Sie erreichten das Lager. Die
flammenden Eichen
Waren erloschen. Von weitem nur glomm noch
dämmernd ein bleiches
Sterbendes Flämmchen. Sie folgten dem Dämmer-
scheine durch Reihen
Schlafender Tausende nach. Sie schliefen Schlummer
des Todes.
Mitten im Lager erblickten sie, siehe! in funkeln-
der Runde
Speer und Lanzen gespiesst. Es schlief bey jedem
der Speere

„In der Lechen Lager hinüber! Vielleicht, dass
ich selber
„Sie erschaue, sie drücke mit Wonn' an den klop-
fenden Busen.
„Auf, mein Geliebter! Mich schreckt nicht ihrer
Reisige Rasseln,
„Nicht die Mauer von Stahl, die ihr Lager um-
funkelt. Die tausend
„Tode schrecken mich nicht, die mir grinsen. Ich
will sie erfassen,
„Will sie führen mit eisernem Arm in die bräutliche
Kammer.“

Freudig durchschritten die Helden das Dunkel.
Des Baches Geriesel
Hemmte sie nicht. Sie erreichten das Lager. Die
flammenden Eichen
Waren erloschen. Von weitem nur glomm noch
dämmernd ein bleiches
Sterbendes Flämmchen. Sie folgten dem Dämmer-
scheine durch Reihen
Schlafender Tausende nach. Sie schliefen Schlummer
des Todes.
Mitten im Lager erblickten sie, siehe! in funkeln-
der Runde
Speer und Lanzen gespiesst. Es schlief bey jedem
der Speere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="22">
              <l>
                <pb facs="#f0036" n="20"/>
              </l>
              <l>&#x201E;In der Lechen Lager hinüber! Vielleicht, dass</l><lb/>
              <l>ich selber</l><lb/>
              <l>&#x201E;Sie erschaue, sie drücke mit Wonn' an den klop-</l><lb/>
              <l>fenden Busen.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Auf, mein Geliebter! Mich schreckt nicht ihrer</l><lb/>
              <l>Reisige Rasseln,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nicht die Mauer von Stahl, die ihr Lager um-</l><lb/>
              <l>funkelt. Die tausend</l><lb/>
              <l>&#x201E;Tode schrecken mich nicht, die mir grinsen. Ich</l><lb/>
              <l>will sie erfassen,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Will sie führen mit eisernem Arm in die bräutliche</l><lb/>
              <l>Kammer.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="23">
              <l>Freudig durchschritten die Helden das Dunkel.</l><lb/>
              <l>Des Baches Geriesel</l><lb/>
              <l>Hemmte sie nicht. Sie erreichten das Lager. Die</l><lb/>
              <l>flammenden Eichen</l><lb/>
              <l>Waren erloschen. Von weitem nur glomm noch</l><lb/>
              <l>dämmernd ein bleiches</l><lb/>
              <l>Sterbendes Flämmchen. Sie folgten dem Dämmer-</l><lb/>
              <l>scheine durch Reihen</l><lb/>
              <l>Schlafender Tausende nach. Sie schliefen Schlummer</l><lb/>
              <l>des Todes.</l><lb/>
              <l>Mitten im Lager erblickten sie, siehe! in funkeln-</l><lb/>
              <l>der Runde</l><lb/>
              <l>Speer und Lanzen gespiesst. Es schlief bey jedem</l><lb/>
              <l>der Speere</l><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0036] „In der Lechen Lager hinüber! Vielleicht, dass ich selber „Sie erschaue, sie drücke mit Wonn' an den klop- fenden Busen. „Auf, mein Geliebter! Mich schreckt nicht ihrer Reisige Rasseln, „Nicht die Mauer von Stahl, die ihr Lager um- funkelt. Die tausend „Tode schrecken mich nicht, die mir grinsen. Ich will sie erfassen, „Will sie führen mit eisernem Arm in die bräutliche Kammer.“ Freudig durchschritten die Helden das Dunkel. Des Baches Geriesel Hemmte sie nicht. Sie erreichten das Lager. Die flammenden Eichen Waren erloschen. Von weitem nur glomm noch dämmernd ein bleiches Sterbendes Flämmchen. Sie folgten dem Dämmer- scheine durch Reihen Schlafender Tausende nach. Sie schliefen Schlummer des Todes. Mitten im Lager erblickten sie, siehe! in funkeln- der Runde Speer und Lanzen gespiesst. Es schlief bey jedem der Speere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/36
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/36>, abgerufen am 24.11.2024.