"Höre nun auch, wie an Wanda kam das Zepter der Lechen. "Krakus war Lechus Sohn, und bauete Krakow. Sein Sohn war "Krakus und Erbe des Zepters der Lechen. Dess grollte der Jüngre, "Lechus genannt. Er verlockte den Bruder, und stiess ihm den Jagdspiess "Tief in das Herz. Die schwarze That empörte die Völker. "Lechus verbanneten sie, und gaben Wanden das Zepter, "Wanden, der Tochter des älteren Krakus. Des grauen Erzeugers "Kleinod war sie, so lang' er lebte. Nun ist sie der Völker "Preis und Lust, die Perle des Osten, des Kampfes der Männer "Würdig, so würdig, als Bardengesang und ewiger Nachruhm.
"Ruhm errangen wir uns," sprach Ritogar. "Tönen im Liede "Unsre Namen nicht längst? Was mögen wir wün- schen, als Liebe? "Freund, es ist Nacht. Was stehn wir und säumen und eilen nicht längst schon
B 2
„Höre nun auch, wie an Wanda kam das Zepter der Lechen. „Krakus war Lechus Sohn, und bauete Krakow. Sein Sohn war „Krakus und Erbe des Zepters der Lechen. Dess grollte der Jüngre, „Lechus genannt. Er verlockte den Bruder, und stiess ihm den Jagdspiess „Tief in das Herz. Die schwarze That empörte die Völker. „Lechus verbanneten sie, und gaben Wanden das Zepter, „Wanden, der Tochter des älteren Krakus. Des grauen Erzeugers „Kleinod war sie, so lang' er lebte. Nun ist sie der Völker „Preis und Lust, die Perle des Osten, des Kampfes der Männer „Würdig, so würdig, als Bardengesang und ewiger Nachruhm.
„Ruhm errangen wir uns,“ sprach Ritogar. „Tönen im Liede „Unsre Namen nicht längst? Was mögen wir wün- schen, als Liebe? „Freund, es ist Nacht. Was stehn wir und säumen und eilen nicht längst schon
B 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="21"><l><pbfacs="#f0035"n="19"/></l><l>„Höre nun auch, wie an Wanda kam das Zepter</l><lb/><l>der Lechen.</l><lb/><l>„<hirendition="#g">Krakus</hi> war <hirendition="#g">Lechus</hi> Sohn, und bauete Krakow.</l><lb/><l>Sein Sohn war</l><lb/><l>„Krakus und Erbe des Zepters der Lechen. Dess</l><lb/><l>grollte der Jüngre,</l><lb/><l>„<hirendition="#g">Lechus</hi> genannt. Er verlockte den Bruder, und</l><lb/><l>stiess ihm den Jagdspiess</l><lb/><l>„Tief in das Herz. Die schwarze That empörte die</l><lb/><l>Völker.</l><lb/><l>„Lechus verbanneten sie, und gaben Wanden das</l><lb/><l>Zepter,</l><lb/><l>„Wanden, der Tochter des älteren Krakus. Des</l><lb/><l>grauen Erzeugers</l><lb/><l>„Kleinod war sie, so lang' er lebte. Nun ist sie</l><lb/><l>der Völker</l><lb/><l>„Preis und Lust, die Perle des Osten, des Kampfes</l><lb/><l>der Männer</l><lb/><l>„Würdig, so würdig, als Bardengesang und ewiger</l><lb/><l>Nachruhm.</l></lg><lb/><lgn="22"><l>„Ruhm errangen wir uns,“ sprach Ritogar.</l><lb/><l>„Tönen im Liede</l><lb/><l>„Unsre Namen nicht längst? Was mögen wir wün-</l><lb/><l>schen, als Liebe?</l><lb/><l>„Freund, es ist Nacht. Was stehn wir und säumen</l><lb/><l>und eilen nicht längst schon</l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 2</fw><lb/><l></l></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[19/0035]
„Höre nun auch, wie an Wanda kam das Zepter
der Lechen.
„Krakus war Lechus Sohn, und bauete Krakow.
Sein Sohn war
„Krakus und Erbe des Zepters der Lechen. Dess
grollte der Jüngre,
„Lechus genannt. Er verlockte den Bruder, und
stiess ihm den Jagdspiess
„Tief in das Herz. Die schwarze That empörte die
Völker.
„Lechus verbanneten sie, und gaben Wanden das
Zepter,
„Wanden, der Tochter des älteren Krakus. Des
grauen Erzeugers
„Kleinod war sie, so lang' er lebte. Nun ist sie
der Völker
„Preis und Lust, die Perle des Osten, des Kampfes
der Männer
„Würdig, so würdig, als Bardengesang und ewiger
Nachruhm.
„Ruhm errangen wir uns,“ sprach Ritogar.
„Tönen im Liede
„Unsre Namen nicht längst? Was mögen wir wün-
schen, als Liebe?
„Freund, es ist Nacht. Was stehn wir und säumen
und eilen nicht längst schon
B 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/35>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.