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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Und reissend, wie ein Pfeil, geschnellt vom
eibnen Bogen,
Kam, wie ein Weltgericht, das Wetter hergeflogen.
In wildem Aufruhr gohr die Luft, das Meer, das
Land;
Die Brandung geisselte den schaumbesprützten Strand;
Dem Wolkenschwall entschoss ein Knäuel weisser
Flammen;
Ein friedlich Dörflein sank in Schutt und Graus zu-
sammen;
Der Hagel schlug die Saat, und ein entmastet
Schiff
Zerschellt' am Felsenriff.
Und durch den lauten Sturm und durch der
Donner Dröhnen
Erscholl der Schrey der Angst, des Jammers dumpfes
Stöhnen.
Mich wehten Schauder an. Mich fasste blitzge-
schwind
Und schüttelt' Hünenstark der Zweifel Wirbelwind.
Gestemmt auf meinen Grimm schaut' ich mit bitterm
Hohne
Und frevelm Trotz empor zum blitzumschossnen
Throne
Des Donnerschleuderers, und rief mit frechem Spott:
"Thor, wo ist nun dein Gott?"

T 2
Und reissend, wie ein Pfeil, geschnellt vom
eibnen Bogen,
Kam, wie ein Weltgericht, das Wetter hergeflogen.
In wildem Aufruhr gohr die Luft, das Meer, das
Land;
Die Brandung geisselte den schaumbesprützten Strand;
Dem Wolkenschwall entschoss ein Knäuel weisser
Flammen;
Ein friedlich Dörflein sank in Schutt und Graus zu-
sammen;
Der Hagel schlug die Saat, und ein entmastet
Schiff
Zerschellt' am Felsenriff.
Und durch den lauten Sturm und durch der
Donner Dröhnen
Erscholl der Schrey der Angst, des Jammers dumpfes
Stöhnen.
Mich wehten Schauder an. Mich fasste blitzge-
schwind
Und schüttelt' Hünenstark der Zweifel Wirbelwind.
Gestemmt auf meinen Grimm schaut' ich mit bitterm
Hohne
Und frevelm Trotz empor zum blitzumschossnen
Throne
Des Donnerschleuderers, und rief mit frechem Spott:
„Thor, wo ist nun dein Gott?“

T 2
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[291/0311] Und reissend, wie ein Pfeil, geschnellt vom eibnen Bogen, Kam, wie ein Weltgericht, das Wetter hergeflogen. In wildem Aufruhr gohr die Luft, das Meer, das Land; Die Brandung geisselte den schaumbesprützten Strand; Dem Wolkenschwall entschoss ein Knäuel weisser Flammen; Ein friedlich Dörflein sank in Schutt und Graus zu- sammen; Der Hagel schlug die Saat, und ein entmastet Schiff Zerschellt' am Felsenriff. Und durch den lauten Sturm und durch der Donner Dröhnen Erscholl der Schrey der Angst, des Jammers dumpfes Stöhnen. Mich wehten Schauder an. Mich fasste blitzge- schwind Und schüttelt' Hünenstark der Zweifel Wirbelwind. Gestemmt auf meinen Grimm schaut' ich mit bitterm Hohne Und frevelm Trotz empor zum blitzumschossnen Throne Des Donnerschleuderers, und rief mit frechem Spott: „Thor, wo ist nun dein Gott?“ T 2

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/311>, abgerufen am 25.11.2024.