Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Sahst du wohl die Einfalt sitzen, Fremd dem modischen Getändel? Fremd dem Putz von Flor und Spitzen, Unterm niedern Halmendach? Ihr Parfum ist Wiesenquendel Und die Blüthe der Lavendel, Ihre Zierde die Viol' am Bach, Ihr Concert der Wachtelschlag. Willst du schaun der Unschuld Züge? Leise, leise, wie auf Socken, Nahe dich der kleinen Wiege, Drin der holde Säugling ruht! Ihn umringeln blonde Locken, Wie der Schlüsselblume Glocken. Still in blauen Adern fliesst sein Blut, Weil er schuldlos ist und gut. Siehst du dort bey Kerzenglanze Nymphenhaft die Anmuth schweben, Itzt im ernstern Feyertanze, Itzt im raschern Ringelreihn? Dieses Sinken, dieses Heben, Dieses Wallen, dieses Weben, Dieser hohe Rythmus ist allein Innrer Schönheit Widerschein -- Sahst du wohl die Einfalt sitzen, Fremd dem modischen Getändel? Fremd dem Putz von Flor und Spitzen, Unterm niedern Halmendach? Ihr Parfum ist Wiesenquendel Und die Blüthe der Lavendel, Ihre Zierde die Viol' am Bach, Ihr Concert der Wachtelschlag. Willst du schaun der Unschuld Züge? Leise, leise, wie auf Socken, Nahe dich der kleinen Wiege, Drin der holde Säugling ruht! Ihn umringeln blonde Locken, Wie der Schlüsselblume Glocken. Still in blauen Adern fliesst sein Blut, Weil er schuldlos ist und gut. Siehst du dort bey Kerzenglanze Nymphenhaft die Anmuth schweben, Itzt im ernstern Feyertanze, Itzt im raschern Ringelreihn? Dieses Sinken, dieses Heben, Dieses Wallen, dieses Weben, Dieser hohe Rythmus ist allein Innrer Schönheit Widerschein — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0281" n="263"/> </l> <lg n="8"> <l>Sahst du wohl die Einfalt sitzen,</l><lb/> <l>Fremd dem modischen Getändel?</l><lb/> <l>Fremd dem Putz von Flor und Spitzen,</l><lb/> <l>Unterm niedern Halmendach?</l><lb/> <l>Ihr Parfum ist Wiesenquendel</l><lb/> <l>Und die Blüthe der Lavendel,</l><lb/> <l>Ihre Zierde die Viol' am Bach,</l><lb/> <l>Ihr Concert der Wachtelschlag.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Willst du schaun der Unschuld Züge?</l><lb/> <l>Leise, leise, wie auf Socken,</l><lb/> <l>Nahe dich der kleinen Wiege,</l><lb/> <l>Drin der holde Säugling ruht!</l><lb/> <l>Ihn umringeln blonde Locken,</l><lb/> <l>Wie der Schlüsselblume Glocken.</l><lb/> <l>Still in blauen Adern fliesst sein Blut,</l><lb/> <l>Weil er schuldlos ist und gut.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Siehst du dort bey Kerzenglanze</l><lb/> <l>Nymphenhaft die Anmuth schweben,</l><lb/> <l>Itzt im ernstern Feyertanze,</l><lb/> <l>Itzt im raschern Ringelreihn?</l><lb/> <l>Dieses Sinken, dieses Heben,</l><lb/> <l>Dieses Wallen, dieses Weben,</l><lb/> <l>Dieser hohe Rythmus ist allein</l><lb/> <l>Innrer Schönheit Widerschein —</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [263/0281]
Sahst du wohl die Einfalt sitzen,
Fremd dem modischen Getändel?
Fremd dem Putz von Flor und Spitzen,
Unterm niedern Halmendach?
Ihr Parfum ist Wiesenquendel
Und die Blüthe der Lavendel,
Ihre Zierde die Viol' am Bach,
Ihr Concert der Wachtelschlag.
Willst du schaun der Unschuld Züge?
Leise, leise, wie auf Socken,
Nahe dich der kleinen Wiege,
Drin der holde Säugling ruht!
Ihn umringeln blonde Locken,
Wie der Schlüsselblume Glocken.
Still in blauen Adern fliesst sein Blut,
Weil er schuldlos ist und gut.
Siehst du dort bey Kerzenglanze
Nymphenhaft die Anmuth schweben,
Itzt im ernstern Feyertanze,
Itzt im raschern Ringelreihn?
Dieses Sinken, dieses Heben,
Dieses Wallen, dieses Weben,
Dieser hohe Rythmus ist allein
Innrer Schönheit Widerschein —
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