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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Lass sie in der Myrias der Wesen
Jener hohen Einheit Züge lesen,
Die des Eingeweihten Auge sieht;
Die im ungeheuren Weltenringe
Körper, Geister, Schöpfer, alle Dinge
Widerstandlos an einander zieht.
In der Sterne Saat, am Blüthenstaube,
An Orion, am smaragdnen Hals der Taube
Lass sie Wahrheit, Schönheit, Güte sehn.
Lehre sie den Tanz der Weltenballe,
Und des Ganzen Harmonieenhalle
Und der Sphären Jubelpsalm verstehn!
Dass sie nicht nur durch die kurze Weite
Dieser Erdenwallfahrt dich begleite;
Dass sie, wann dein fesselloser Geist
Einst die ungezählten Cykloiden
Aller Weltsysteme nimmermüden,
Nimmerlassen Adlerflugs durchreist,
Dass sie auch in jenen weiten Irren,
Wo sich Zirkel, Maass und Zahl verwirren,
Bruder, deine Reis'gefährtin sey;
Und sich so, Genossin deines Strebens
Nach Vortrefflichkeit, mit dir des Lebens
Und warum nicht auch des Sterbens? freu!

Lass sie in der Myrias der Wesen
Jener hohen Einheit Züge lesen,
Die des Eingeweihten Auge sieht;
Die im ungeheuren Weltenringe
Körper, Geister, Schöpfer, alle Dinge
Widerstandlos an einander zieht.
In der Sterne Saat, am Blüthenstaube,
An Orion, am smaragdnen Hals der Taube
Lass sie Wahrheit, Schönheit, Güte sehn.
Lehre sie den Tanz der Weltenballe,
Und des Ganzen Harmonieenhalle
Und der Sphären Jubelpsalm verstehn!
Dass sie nicht nur durch die kurze Weite
Dieser Erdenwallfahrt dich begleite;
Dass sie, wann dein fesselloser Geist
Einst die ungezählten Cykloiden
Aller Weltsysteme nimmermüden,
Nimmerlassen Adlerflugs durchreist,
Dass sie auch in jenen weiten Irren,
Wo sich Zirkel, Maass und Zahl verwirren,
Bruder, deine Reis'gefährtin sey;
Und sich so, Genossin deines Strebens
Nach Vortrefflichkeit, mit dir des Lebens
Und warum nicht auch des Sterbens? freu!

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[252/0270] Lass sie in der Myrias der Wesen Jener hohen Einheit Züge lesen, Die des Eingeweihten Auge sieht; Die im ungeheuren Weltenringe Körper, Geister, Schöpfer, alle Dinge Widerstandlos an einander zieht. In der Sterne Saat, am Blüthenstaube, An Orion, am smaragdnen Hals der Taube Lass sie Wahrheit, Schönheit, Güte sehn. Lehre sie den Tanz der Weltenballe, Und des Ganzen Harmonieenhalle Und der Sphären Jubelpsalm verstehn! Dass sie nicht nur durch die kurze Weite Dieser Erdenwallfahrt dich begleite; Dass sie, wann dein fesselloser Geist Einst die ungezählten Cykloiden Aller Weltsysteme nimmermüden, Nimmerlassen Adlerflugs durchreist, Dass sie auch in jenen weiten Irren, Wo sich Zirkel, Maass und Zahl verwirren, Bruder, deine Reis'gefährtin sey; Und sich so, Genossin deines Strebens Nach Vortrefflichkeit, mit dir des Lebens Und warum nicht auch des Sterbens? freu!

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/270>, abgerufen am 25.11.2024.