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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Tausendjähriger Stein, wen deckst du? Welchem
Gefallnen
Thürmet das ehrende Maal? -- Was frag' ich? --
Verwittert, zerstoben
Ist der Helden Gebein in die Luft. Die Winde des
Himmels
Kriegen um ihren Staub. Vertilgt vom Antlitz der
Erde
Ist der Namen Gedächtniss sogar. Auf ewig ver-
hallt ist
Jeder Gesang von ihnen, erstummet jegliche
Klage.
Tochter Sulvills, die Seele umwölket mir
bitterer Unmuth
Über der Helden herbes Geschick. Die tückische
Norne
Seh' ich zucken den blutigen Dolch; die zitternden
Schatten
Seh' ich mit funkelndem Stahl sie scheuchen bis hart
an des Abgrunds
Schwarzaufstarrenden Saum. Wie beben, wie
schauern die Blassen
Bange zurück! Ist denn keiner vorhanden, der Mäch-
tigen keiner,
Welcher beschwöre der Wütherin Grimm, mit dem
Zauber des Liedes
Tausendjähriger Stein, wen deckst du? Welchem
Gefallnen
Thürmet das ehrende Maal? — Was frag' ich? —
Verwittert, zerstoben
Ist der Helden Gebein in die Luft. Die Winde des
Himmels
Kriegen um ihren Staub. Vertilgt vom Antlitz der
Erde
Ist der Namen Gedächtniss sogar. Auf ewig ver-
hallt ist
Jeder Gesang von ihnen, erstummet jegliche
Klage.
Tochter Sulvills, die Seele umwölket mir
bitterer Unmuth
Über der Helden herbes Geschick. Die tückische
Norne
Seh' ich zucken den blutigen Dolch; die zitternden
Schatten
Seh' ich mit funkelndem Stahl sie scheuchen bis hart
an des Abgrunds
Schwarzaufstarrenden Saum. Wie beben, wie
schauern die Blassen
Bange zurück! Ist denn keiner vorhanden, der Mäch-
tigen keiner,
Welcher beschwöre der Wütherin Grimm, mit dem
Zauber des Liedes
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[7/0023] Tausendjähriger Stein, wen deckst du? Welchem Gefallnen Thürmet das ehrende Maal? — Was frag' ich? — Verwittert, zerstoben Ist der Helden Gebein in die Luft. Die Winde des Himmels Kriegen um ihren Staub. Vertilgt vom Antlitz der Erde Ist der Namen Gedächtniss sogar. Auf ewig ver- hallt ist Jeder Gesang von ihnen, erstummet jegliche Klage. Tochter Sulvills, die Seele umwölket mir bitterer Unmuth Über der Helden herbes Geschick. Die tückische Norne Seh' ich zucken den blutigen Dolch; die zitternden Schatten Seh' ich mit funkelndem Stahl sie scheuchen bis hart an des Abgrunds Schwarzaufstarrenden Saum. Wie beben, wie schauern die Blassen Bange zurück! Ist denn keiner vorhanden, der Mäch- tigen keiner, Welcher beschwöre der Wütherin Grimm, mit dem Zauber des Liedes

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/23>, abgerufen am 28.03.2024.