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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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"Wohl anders ist des staubverhülleten,
Wohl anders des enthüllten Geistes Tugend;
Doch tröste dich. Mit Menschenwage wägen
Den Werth der Menschen die gerechten Götter.
Nach Einsicht richten sie, nach treugesuchter,
Nach heisserrungner, ernstbefolgter Einsicht,
Wär gleich die Einsicht Irre -- Telynhard,
Drum sey getrost, und nimmer lass zu forschen,
Und nimmer lass zu lehren, was du forschtest,
Und nimmer lass zu üben, was du lehrtest."
Elwill, harrt Vergeltung
In der Schatten Reich?
Spenden eure Götter
Lohn und Strafen aus?
"Belehrung harret hier. Aus schlimmer Thaten
Gleich schlimmen Folgen keimt des Bessern Ein-
sicht.
Des Bessern Einsicht knospt zur That des Bessern.
Der schönen Knosp' entblühn des Wohlseyns
Halme,
Stets höher, voller, dranger, körniger,
Der Ewigkeiten weite Felder durch.
So lohnen, strafen, so vergelten Götter,
Viel anders zwar, als eure Priester lehren,
Viel anders zwar, als eure Dichter singen.

„Wohl anders ist des staubverhülleten,
Wohl anders des enthüllten Geistes Tugend;
Doch tröste dich. Mit Menschenwage wägen
Den Werth der Menschen die gerechten Götter.
Nach Einsicht richten sie, nach treugesuchter,
Nach heisserrungner, ernstbefolgter Einsicht,
Wär gleich die Einsicht Irre — Telynhard,
Drum sey getrost, und nimmer lass zu forschen,
Und nimmer lass zu lehren, was du forschtest,
Und nimmer lass zu üben, was du lehrtest.“
Elwill, harrt Vergeltung
In der Schatten Reich?
Spenden eure Götter
Lohn und Strafen aus?
„Belehrung harret hier. Aus schlimmer Thaten
Gleich schlimmen Folgen keimt des Bessern Ein-
sicht.
Des Bessern Einsicht knospt zur That des Bessern.
Der schönen Knosp' entblühn des Wohlseyns
Halme,
Stets höher, voller, dranger, körniger,
Der Ewigkeiten weite Felder durch.
So lohnen, strafen, so vergelten Götter,
Viel anders zwar, als eure Priester lehren,
Viel anders zwar, als eure Dichter singen.

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[121/0137] „Wohl anders ist des staubverhülleten, Wohl anders des enthüllten Geistes Tugend; Doch tröste dich. Mit Menschenwage wägen Den Werth der Menschen die gerechten Götter. Nach Einsicht richten sie, nach treugesuchter, Nach heisserrungner, ernstbefolgter Einsicht, Wär gleich die Einsicht Irre — Telynhard, Drum sey getrost, und nimmer lass zu forschen, Und nimmer lass zu lehren, was du forschtest, Und nimmer lass zu üben, was du lehrtest.“ Elwill, harrt Vergeltung In der Schatten Reich? Spenden eure Götter Lohn und Strafen aus? „Belehrung harret hier. Aus schlimmer Thaten Gleich schlimmen Folgen keimt des Bessern Ein- sicht. Des Bessern Einsicht knospt zur That des Bessern. Der schönen Knosp' entblühn des Wohlseyns Halme, Stets höher, voller, dranger, körniger, Der Ewigkeiten weite Felder durch. So lohnen, strafen, so vergelten Götter, Viel anders zwar, als eure Priester lehren, Viel anders zwar, als eure Dichter singen.

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/137>, abgerufen am 26.04.2024.