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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Wo nimmer das dumpfige Dunkel verwallte,
Wo nimmer ein tröstendes Lächeln dir schallte,
Wo Schlangen und schwellende Nattern verweilten,
Und Eulen aus ängstlichem Schlummer dich heulten! --
Sulamith.
O Salem, mein Salem, o würd' ich erfunden
So würdig, zu tragen in Kerker und Wunden
Die Ketten der Liebe: wie würd' ich sie küssen,
Und dichter an dich, mein Geliebter, mich schliessen!
Salem.
Wenn aber die Lieb' auf die Folter dich streckte,
Und Tod mit hellfunkelnder Sichel dich schreckte:
Wie ständ' es, Geliebte, im Todesverzagen?
Dann würdest du wohl dem Geliebten entsagen.
Sulamith.
O Salem, mein Salem, das kannst du nicht
wähnen;
Du kennest, du weissest mein inniges Sehnen.
Ach, würd' ich gewürdigt, so selig zu sterben,
Wie würd' ich die Palme mir jauchzend erwerben!
Ich würde mich fest um den Bräutigam schmiegen,
Und mächtig die Schrecken des Dräuens besiegen.
Ich würde nicht wanken vom Lieben und Glauben.
Wer wollte mein Leben, mein Lieben mir rauben?
Wo nimmer das dumpfige Dunkel verwallte,
Wo nimmer ein tröstendes Lächeln dir schallte,
Wo Schlangen und schwellende Nattern verweilten,
Und Eulen aus ängstlichem Schlummer dich heulten! —
Sulamith.
O Salem, mein Salem, o würd' ich erfunden
So würdig, zu tragen in Kerker und Wunden
Die Ketten der Liebe: wie würd' ich sie küssen,
Und dichter an dich, mein Geliebter, mich schlieſsen!
Salem.
Wenn aber die Lieb' auf die Folter dich streckte,
Und Tod mit hellfunkelnder Sichel dich schreckte:
Wie ständ' es, Geliebte, im Todesverzagen?
Dann würdest du wohl dem Geliebten entsagen.
Sulamith.
O Salem, mein Salem, das kannst du nicht
wähnen;
Du kennest, du weiſsest mein inniges Sehnen.
Ach, würd' ich gewürdigt, so selig zu sterben,
Wie würd' ich die Palme mir jauchzend erwerben!
Ich würde mich fest um den Bräutigam schmiegen,
Und mächtig die Schrecken des Dräuens besiegen.
Ich würde nicht wanken vom Lieben und Glauben.
Wer wollte mein Leben, mein Lieben mir rauben?
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[348/0394] Wo nimmer das dumpfige Dunkel verwallte, Wo nimmer ein tröstendes Lächeln dir schallte, Wo Schlangen und schwellende Nattern verweilten, Und Eulen aus ängstlichem Schlummer dich heulten! — Sulamith. O Salem, mein Salem, o würd' ich erfunden So würdig, zu tragen in Kerker und Wunden Die Ketten der Liebe: wie würd' ich sie küssen, Und dichter an dich, mein Geliebter, mich schlieſsen! Salem. Wenn aber die Lieb' auf die Folter dich streckte, Und Tod mit hellfunkelnder Sichel dich schreckte: Wie ständ' es, Geliebte, im Todesverzagen? Dann würdest du wohl dem Geliebten entsagen. Sulamith. O Salem, mein Salem, das kannst du nicht wähnen; Du kennest, du weiſsest mein inniges Sehnen. Ach, würd' ich gewürdigt, so selig zu sterben, Wie würd' ich die Palme mir jauchzend erwerben! Ich würde mich fest um den Bräutigam schmiegen, Und mächtig die Schrecken des Dräuens besiegen. Ich würde nicht wanken vom Lieben und Glauben. Wer wollte mein Leben, mein Lieben mir rauben?

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/394>, abgerufen am 22.11.2024.