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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Lange schon kenn' ich dich nicht. Es hatten die
Wolken der Trauer
Dicht und düster dich eingehüllt. Und blickst du
mir einmal,
Siehe! so ist es ein Blick in langen regnichten
Tagen.

Höre meinen Gesang, des Gesangs tieffühlende
Freundin.
Deine Seel' ist sanft und traurig, wie Mondenge-
dämmer.
Lange gewohnt ist dein Ohr der Klage, der Thrä-
nen dein Auge.
Dass der verschlossene Gram in deine Brust sich
ergiesse,
Dass das gebrochene Herz sich an das deinige
lehne,
Wandelst du, unter Geringern ein höheres Wesen.
Vernimm denn
Edle, meinen Gesang. Ihn wecken Klagen der
Vorzeit.
Garmins Felder sind schön in der Insel der
Stürme. Vor andern
Hab' ich sie reizend und schön erfunden. Die Nebel
des Morgens
Lagen dämmernd auf ihr. Es enttauchten dem Meere
des Nebels
R

Lange schon kenn' ich dich nicht. Es hatten die
Wolken der Trauer
Dicht und düster dich eingehüllt. Und blickst du
mir einmal,
Siehe! so ist es ein Blick in langen regnichten
Tagen.

Höre meinen Gesang, des Gesangs tieffühlende
Freundin.
Deine Seel' ist sanft und traurig, wie Mondenge-
dämmer.
Lange gewohnt ist dein Ohr der Klage, der Thrä-
nen dein Auge.
Daſs der verschlossene Gram in deine Brust sich
ergieſse,
Daſs das gebrochene Herz sich an das deinige
lehne,
Wandelst du, unter Geringern ein höheres Wesen.
Vernimm denn
Edle, meinen Gesang. Ihn wecken Klagen der
Vorzeit.
Garmins Felder sind schön in der Insel der
Stürme. Vor andern
Hab' ich sie reizend und schön erfunden. Die Nebel
des Morgens
Lagen dämmernd auf ihr. Es enttauchten dem Meere
des Nebels
R
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[257/0303] Lange schon kenn' ich dich nicht. Es hatten die Wolken der Trauer Dicht und düster dich eingehüllt. Und blickst du mir einmal, Siehe! so ist es ein Blick in langen regnichten Tagen. Höre meinen Gesang, des Gesangs tieffühlende Freundin. Deine Seel' ist sanft und traurig, wie Mondenge- dämmer. Lange gewohnt ist dein Ohr der Klage, der Thrä- nen dein Auge. Daſs der verschlossene Gram in deine Brust sich ergieſse, Daſs das gebrochene Herz sich an das deinige lehne, Wandelst du, unter Geringern ein höheres Wesen. Vernimm denn Edle, meinen Gesang. Ihn wecken Klagen der Vorzeit. Garmins Felder sind schön in der Insel der Stürme. Vor andern Hab' ich sie reizend und schön erfunden. Die Nebel des Morgens Lagen dämmernd auf ihr. Es enttauchten dem Meere des Nebels R

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/303>, abgerufen am 11.06.2024.