Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Itzt lüpfst du den Vorhang Der hohen Natur. Im wimmelnden Tropfen, Im Gräschen der Flur, Im Kies' und im Marmor, Im Moos' und Korall Erspähst du die waltende Seele des All. Itzt schlägst du der Hörer Forschendem Blick Den Zipfel des Schleyers Der Hehren zurück. Itzt spürst du mit ihnen Auf Bergen, am Bach, In Mooren und Sümpfen Der Wandelnden nach. Itzt ruft dich des Siechen Stöhnendes Ach Ans Bette der Schmerzen Ins dumpfe Gemach. Zu helfen dem Gatten, Zu retten den Sohn, Flehn Gatten und Mutter Mit jammerndem Ton. Itzt lüpfst du den Vorhang Der hohen Natur. Im wimmelnden Tropfen, Im Gräschen der Flur, Im Kies' und im Marmor, Im Moos' und Korall Erspähst du die waltende Seele des All. Itzt schlägst du der Hörer Forschendem Blick Den Zipfel des Schleyers Der Hehren zurück. Itzt spürst du mit ihnen Auf Bergen, am Bach, In Mooren und Sümpfen Der Wandelnden nach. Itzt ruft dich des Siechen Stöhnendes Ach Ans Bette der Schmerzen Ins dumpfe Gemach. Zu helfen dem Gatten, Zu retten den Sohn, Flehn Gatten und Mutter Mit jammerndem Ton. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0275" n="233"/> <lg n="6"> <l>Itzt lüpfst du den Vorhang</l><lb/> <l>Der hohen Natur.</l><lb/> <l>Im wimmelnden Tropfen,</l><lb/> <l>Im Gräschen der Flur,</l><lb/> <l>Im Kies' und im Marmor,</l><lb/> <l>Im Moos' und Korall</l><lb/> <l>Erspähst du die waltende</l><lb/> <l>Seele des All.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Itzt schlägst du der Hörer</l><lb/> <l>Forschendem Blick</l><lb/> <l>Den Zipfel des Schleyers</l><lb/> <l>Der Hehren zurück.</l><lb/> <l>Itzt spürst du mit ihnen</l><lb/> <l>Auf Bergen, am Bach,</l><lb/> <l>In Mooren und Sümpfen</l><lb/> <l>Der Wandelnden nach.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Itzt ruft dich des Siechen</l><lb/> <l>Stöhnendes Ach</l><lb/> <l>Ans Bette der Schmerzen</l><lb/> <l>Ins dumpfe Gemach.</l><lb/> <l>Zu helfen dem Gatten,</l><lb/> <l>Zu retten den Sohn,</l><lb/> <l>Flehn Gatten und Mutter</l><lb/> <l>Mit jammerndem Ton.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0275]
Itzt lüpfst du den Vorhang
Der hohen Natur.
Im wimmelnden Tropfen,
Im Gräschen der Flur,
Im Kies' und im Marmor,
Im Moos' und Korall
Erspähst du die waltende
Seele des All.
Itzt schlägst du der Hörer
Forschendem Blick
Den Zipfel des Schleyers
Der Hehren zurück.
Itzt spürst du mit ihnen
Auf Bergen, am Bach,
In Mooren und Sümpfen
Der Wandelnden nach.
Itzt ruft dich des Siechen
Stöhnendes Ach
Ans Bette der Schmerzen
Ins dumpfe Gemach.
Zu helfen dem Gatten,
Zu retten den Sohn,
Flehn Gatten und Mutter
Mit jammerndem Ton.
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