Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Näher stürmten die Räuber dem Ufer, dem Horste die Falken. Hoch am Gestade stand harrend Agathe. Ach harre, du Arme, Harre der schrecklichen Brüder nicht so! Sie kom- men, sie führen Hoch auf dem Maste das Haupt des kühnen Jüng- lings. Sie sieht es. Schwindel ergreift sie. Ihr flirren die Augen. Die Sinne verrieseln Ihr wie rauschende Wogen. Sie stürzt in die Flu- then. Mit Mühe Ward sie, doch nur auf Secunden, zurück ins Leben gerissen. Stürmischer, jauchzender grüssten die Räuber die Heimath. Das Ufer Hallte das schreckliche Jauchzen zurück. In die Näh', in die Ferne Scholl es, verscheuchte den Pflüger vom Pflug, von der Heerde den Hirten. Hin war der blutige Tag. Es folgte die frechste der Nächte. Wer mag nennen die Gräuel der Frevelvollen! Ver- gessen Sey sie auf immer, vertilgt aus der Schwestern Rei- hen, wie jene, Näher stürmten die Räuber dem Ufer, dem Horste die Falken. Hoch am Gestade stand harrend Agathe. Ach harre, du Arme, Harre der schrecklichen Brüder nicht so! Sie kom- men, sie führen Hoch auf dem Maste das Haupt des kühnen Jüng- lings. Sie sieht es. Schwindel ergreift sie. Ihr flirren die Augen. Die Sinne verrieseln Ihr wie rauschende Wogen. Sie stürzt in die Flu- then. Mit Mühe Ward sie, doch nur auf Secunden, zurück ins Leben gerissen. Stürmischer, jauchzender grüſsten die Räuber die Heimath. Das Ufer Hallte das schreckliche Jauchzen zurück. In die Näh', in die Ferne Scholl es, verscheuchte den Pflüger vom Pflug, von der Heerde den Hirten. Hin war der blutige Tag. Es folgte die frechste der Nächte. Wer mag nennen die Gräuel der Frevelvollen! Ver- gessen Sey sie auf immer, vertilgt aus der Schwestern Rei- hen, wie jene, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0179" n="137"/> <lg n="23"> <l>Näher stürmten die Räuber dem Ufer, dem</l><lb/> <l>Horste die Falken.</l><lb/> <l>Hoch am Gestade stand harrend Agathe. Ach harre,</l><lb/> <l>du Arme,</l><lb/> <l>Harre der schrecklichen Brüder nicht so! Sie kom-</l><lb/> <l>men, sie führen</l><lb/> <l>Hoch auf dem Maste das Haupt des kühnen Jüng-</l><lb/> <l>lings. Sie sieht es.</l><lb/> <l>Schwindel ergreift sie. Ihr flirren die Augen. Die</l><lb/> <l>Sinne verrieseln</l><lb/> <l>Ihr wie rauschende Wogen. Sie stürzt in die Flu-</l><lb/> <l>then. Mit Mühe</l><lb/> <l>Ward sie, doch nur auf Secunden, zurück ins</l><lb/> <l>Leben gerissen.</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Stürmischer, jauchzender grüſsten die Räuber</l><lb/> <l>die Heimath. Das Ufer</l><lb/> <l>Hallte das schreckliche Jauchzen zurück. In die</l><lb/> <l>Näh', in die Ferne</l><lb/> <l>Scholl es, verscheuchte den Pflüger vom Pflug, von</l><lb/> <l>der Heerde den Hirten.</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>Hin war der blutige Tag. Es folgte die frechste</l><lb/> <l>der Nächte.</l><lb/> <l>Wer mag nennen die Gräuel der Frevelvollen! Ver-</l><lb/> <l>gessen</l><lb/> <l>Sey sie auf immer, vertilgt aus der Schwestern Rei-</l><lb/> <l>hen, wie jene,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0179]
Näher stürmten die Räuber dem Ufer, dem
Horste die Falken.
Hoch am Gestade stand harrend Agathe. Ach harre,
du Arme,
Harre der schrecklichen Brüder nicht so! Sie kom-
men, sie führen
Hoch auf dem Maste das Haupt des kühnen Jüng-
lings. Sie sieht es.
Schwindel ergreift sie. Ihr flirren die Augen. Die
Sinne verrieseln
Ihr wie rauschende Wogen. Sie stürzt in die Flu-
then. Mit Mühe
Ward sie, doch nur auf Secunden, zurück ins
Leben gerissen.
Stürmischer, jauchzender grüſsten die Räuber
die Heimath. Das Ufer
Hallte das schreckliche Jauchzen zurück. In die
Näh', in die Ferne
Scholl es, verscheuchte den Pflüger vom Pflug, von
der Heerde den Hirten.
Hin war der blutige Tag. Es folgte die frechste
der Nächte.
Wer mag nennen die Gräuel der Frevelvollen! Ver-
gessen
Sey sie auf immer, vertilgt aus der Schwestern Rei-
hen, wie jene,
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