Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Tief im Schoosse des Eylands bäumet die trotzige
Scheitel,
Bäumet den vielfachgefurcheten Rücken der herrliche
Rugard.
Seine Stirne graut in ewigen Moose. Die Schlüchte
Nähren bey höherer Sonne noch Schnee. Gebiete-
risch schaut er
Rings um sich her über Länder und Meere. Hier
hauset' in fester
Wallumgürteter Burg des stürmischen Rügens Ge-
bieter,
Jaromar. Gross war sein Herz und weich und edel.
Er hatte
Manche Schlacht geschlagen mit Heeren der Zirzi-
paner
Und Lutezer *), und manchen bestanden im Rit-
tergefechte.
"Herrscher der Insel," so sprach zu ihm der
entronnene Jüngling,
Keichend, schütternd von Frost, von Regen träu-
felnd. Die Locken
Hingen ihm schlicht um die Schläfe. Doch sass ihm
Hoheit im Antlitz.
*) Zirzipaner, Lutezer. Alte Slavischa Völker-
stämme in Vorpommern.
Tief im Schooſse des Eylands bäumet die trotzige
Scheitel,
Bäumet den vielfachgefurcheten Rücken der herrliche
Rugard.
Seine Stirne graut in ewigen Moose. Die Schlüchte
Nähren bey höherer Sonne noch Schnee. Gebiete-
risch schaut er
Rings um sich her über Länder und Meere. Hier
hauset' in fester
Wallumgürteter Burg des stürmischen Rügens Ge-
bieter,
Jaromar. Groſs war sein Herz und weich und edel.
Er hatte
Manche Schlacht geschlagen mit Heeren der Zirzi-
paner
Und Lutezer *), und manchen bestanden im Rit-
tergefechte.
„Herrscher der Insel,“ so sprach zu ihm der
entronnene Jüngling,
Keichend, schütternd von Frost, von Regen träu-
felnd. Die Locken
Hingen ihm schlicht um die Schläfe. Doch saſs ihm
Hoheit im Antlitz.
*) Zirzipaner, Lutezer. Alte Slavischa Völker-
stämme in Vorpommern.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0170" n="128"/>
            <lg n="12">
              <l>Tief im Schoo&#x017F;se des Eylands bäumet die trotzige</l><lb/>
              <l>Scheitel,</l><lb/>
              <l>Bäumet den vielfachgefurcheten Rücken der herrliche</l><lb/>
              <l>Rugard.</l><lb/>
              <l>Seine Stirne graut in ewigen Moose. Die Schlüchte</l><lb/>
              <l>Nähren bey höherer Sonne noch Schnee. Gebiete-</l><lb/>
              <l>risch schaut er</l><lb/>
              <l>Rings um sich her über Länder und Meere. Hier</l><lb/>
              <l>hauset' in fester</l><lb/>
              <l>Wallumgürteter Burg des stürmischen Rügens Ge-</l><lb/>
              <l>bieter,</l><lb/>
              <l>Jaromar. Gro&#x017F;s war sein Herz und weich und edel.</l><lb/>
              <l>Er hatte</l><lb/>
              <l>Manche Schlacht geschlagen mit Heeren der <hi rendition="#g">Zirzi-</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#g">paner</hi> </l><lb/>
              <l>Und <hi rendition="#g">Lutezer</hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Zirzipaner</hi>, <hi rendition="#g">Lutezer</hi>. Alte Slavischa Völker-<lb/>
stämme in Vorpommern.</note>, und manchen bestanden im Rit-</l><lb/>
              <l>tergefechte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>&#x201E;Herrscher der Insel,&#x201C; so sprach zu ihm der</l><lb/>
              <l>entronnene Jüngling,</l><lb/>
              <l>Keichend, schütternd von Frost, von Regen träu-</l><lb/>
              <l>felnd. Die Locken</l><lb/>
              <l>Hingen ihm schlicht um die Schläfe. Doch sa&#x017F;s ihm</l><lb/>
              <l>Hoheit im Antlitz.</l><lb/>
              <l/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0170] Tief im Schooſse des Eylands bäumet die trotzige Scheitel, Bäumet den vielfachgefurcheten Rücken der herrliche Rugard. Seine Stirne graut in ewigen Moose. Die Schlüchte Nähren bey höherer Sonne noch Schnee. Gebiete- risch schaut er Rings um sich her über Länder und Meere. Hier hauset' in fester Wallumgürteter Burg des stürmischen Rügens Ge- bieter, Jaromar. Groſs war sein Herz und weich und edel. Er hatte Manche Schlacht geschlagen mit Heeren der Zirzi- paner Und Lutezer *), und manchen bestanden im Rit- tergefechte. „Herrscher der Insel,“ so sprach zu ihm der entronnene Jüngling, Keichend, schütternd von Frost, von Regen träu- felnd. Die Locken Hingen ihm schlicht um die Schläfe. Doch saſs ihm Hoheit im Antlitz. *) Zirzipaner, Lutezer. Alte Slavischa Völker- stämme in Vorpommern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/170
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/170>, abgerufen am 22.11.2024.