Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Mag auch Gott der Liebe, Gott der ewigen Liebe, Des Bösen Bösestes, was nur die Allmacht vermag, Des Bösen Bösestes wollen: Vernich- tung? Schreitet nicht mächtigen Schritts, und fliegt nicht rastlosen Fluges Das grosse All der Vollkommenheit strahlendem Ziel Näher mit jeglichem Nu, mit jeglichem Pulsschlag? -- Und wir -- wir taumelten, schwindelten einsam zurück? O Wahrheit! o Schönheit! o Tugend! Heilige Dreyeinigkeit in des Endlichen Herzen, Du zweyte Welt in der ersten, Du zeugest, wer wir sind, und wer wir werden! Ihr Guten und Weisen und Reinen, Ihr Seelen ohne Schuld und ohne Freude, Ihr Erquetschten in der Knospe! ihr Er- stickten in der Blüthe! Ihr zeuget, wer wir sind, und wer wir werden! Mag auch Gott der Liebe, Gott der ewigen Liebe, Des Bösen Bösestes, was nur die Allmacht vermag, Des Bösen Bösestes wollen: Vernich- tung? Schreitet nicht mächtigen Schritts, und fliegt nicht rastlosen Fluges Das groſse All der Vollkommenheit strahlendem Ziel Näher mit jeglichem Nu, mit jeglichem Pulsschlag? — Und wir — wir taumelten, schwindelten einsam zurück? O Wahrheit! o Schönheit! o Tugend! Heilige Dreyeinigkeit in des Endlichen Herzen, Du zweyte Welt in der ersten, Du zeugest, wer wir sind, und wer wir werden! Ihr Guten und Weisen und Reinen, Ihr Seelen ohne Schuld und ohne Freude, Ihr Erquetschten in der Knospe! ihr Er- stickten in der Blüthe! Ihr zeuget, wer wir sind, und wer wir werden! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0144" n="104"/> <lg n="23"> <l>Mag auch Gott der Liebe,</l><lb/> <l>Gott der ewigen Liebe,</l><lb/> <l>Des Bösen Bösestes, was nur die Allmacht</l><lb/> <l>vermag,</l><lb/> <l>Des Bösen Bösestes wollen: Vernich-</l><lb/> <l>tung?</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Schreitet nicht mächtigen Schritts, und fliegt nicht</l><lb/> <l>rastlosen Fluges</l><lb/> <l>Das groſse All der Vollkommenheit strahlendem</l><lb/> <l>Ziel</l><lb/> <l>Näher mit jeglichem Nu, mit jeglichem</l><lb/> <l>Pulsschlag? —</l><lb/> <l>Und wir — wir taumelten, schwindelten</l><lb/> <l>einsam zurück?</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>O Wahrheit! o Schönheit! o Tugend!</l><lb/> <l>Heilige Dreyeinigkeit in des Endlichen Herzen,</l><lb/> <l>Du zweyte Welt in der ersten,</l><lb/> <l>Du zeugest, wer wir sind, und wer</l><lb/> <l>wir werden!</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Ihr Guten und Weisen und Reinen,</l><lb/> <l>Ihr Seelen ohne Schuld und ohne Freude,</l><lb/> <l>Ihr Erquetschten in der Knospe! ihr Er-</l><lb/> <l>stickten in der Blüthe!</l><lb/> <l>Ihr zeuget, wer wir sind, und wer</l><lb/> <l>wir werden!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [104/0144]
Mag auch Gott der Liebe,
Gott der ewigen Liebe,
Des Bösen Bösestes, was nur die Allmacht
vermag,
Des Bösen Bösestes wollen: Vernich-
tung?
Schreitet nicht mächtigen Schritts, und fliegt nicht
rastlosen Fluges
Das groſse All der Vollkommenheit strahlendem
Ziel
Näher mit jeglichem Nu, mit jeglichem
Pulsschlag? —
Und wir — wir taumelten, schwindelten
einsam zurück?
O Wahrheit! o Schönheit! o Tugend!
Heilige Dreyeinigkeit in des Endlichen Herzen,
Du zweyte Welt in der ersten,
Du zeugest, wer wir sind, und wer
wir werden!
Ihr Guten und Weisen und Reinen,
Ihr Seelen ohne Schuld und ohne Freude,
Ihr Erquetschten in der Knospe! ihr Er-
stickten in der Blüthe!
Ihr zeuget, wer wir sind, und wer
wir werden!
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