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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Leises Gefühl
Lispelt es der Seele des Edlern.
Dem Denker dämmert die Lampe Vernunft.
Dem Glaubenden strahlet die Sonn':
Offenbarung.
Ist hienieden auch Tod?
Auch Untergang hienieden, und Nichtmehrseyn?
Ist, was Tod wir nennen, und Unter-
gang,
Nicht Enthüllung nur? Entwicklung?
Veredlung?
Mag auch das edlere Selbst,
Das denkende, wollende, hoffende Selbst
Versiegen mit dem Öl, das den Nerven
schmeidigt,
Verstieben mit der Asche, die den
Gräbern entstiebt?
Löscht auch der Becher der Lust, des Ruhms, der
Wollust, der Liebe,
Löscht die Fülle des irdischen Glücks der Brust
unnennbares Sehnen?
Warum seufzest du, Beglückter, dann, wann
dämmert der Mond,
Wann das Spätroth schimmert, und die
Sterne funkeln?
Leises Gefühl
Lispelt es der Seele des Edlern.
Dem Denker dämmert die Lampe Vernunft.
Dem Glaubenden strahlet die Sonn':
Offenbarung.
Ist hienieden auch Tod?
Auch Untergang hienieden, und Nichtmehrseyn?
Ist, was Tod wir nennen, und Unter-
gang,
Nicht Enthüllung nur? Entwicklung?
Veredlung?
Mag auch das edlere Selbst,
Das denkende, wollende, hoffende Selbst
Versiegen mit dem Öl, das den Nerven
schmeidigt,
Verstieben mit der Asche, die den
Gräbern entstiebt?
Löscht auch der Becher der Lust, des Ruhms, der
Wollust, der Liebe,
Löscht die Fülle des irdischen Glücks der Brust
unnennbares Sehnen?
Warum seufzest du, Beglückter, dann, wann
dämmert der Mond,
Wann das Spätroth schimmert, und die
Sterne funkeln?
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[103/0143] Leises Gefühl Lispelt es der Seele des Edlern. Dem Denker dämmert die Lampe Vernunft. Dem Glaubenden strahlet die Sonn': Offenbarung. Ist hienieden auch Tod? Auch Untergang hienieden, und Nichtmehrseyn? Ist, was Tod wir nennen, und Unter- gang, Nicht Enthüllung nur? Entwicklung? Veredlung? Mag auch das edlere Selbst, Das denkende, wollende, hoffende Selbst Versiegen mit dem Öl, das den Nerven schmeidigt, Verstieben mit der Asche, die den Gräbern entstiebt? Löscht auch der Becher der Lust, des Ruhms, der Wollust, der Liebe, Löscht die Fülle des irdischen Glücks der Brust unnennbares Sehnen? Warum seufzest du, Beglückter, dann, wann dämmert der Mond, Wann das Spätroth schimmert, und die Sterne funkeln?

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/143>, abgerufen am 25.11.2024.