Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.Wo unfern davon, linker Hand, 17. Aber plötzlich ward sein Spazieren unterbro- chen, Denn es wurde in dieser Laube laut gesprochen, Und es däuchte so gar, indem er horchte, Ihm, Es sey seiner Schwester Esther Stimm. 18. Er schlich näher, sehr langsam und leise, Ohngefähr wie Katzen nach dem Gerispel der Mäuse, Und hörte drauf im wohlbekannten Ton Auch die Stimme vom jungen Herrn Baron. 19. Er erstaunte natürlicher Weise darüber, Ja sein Erstaunen ging in Erstarren gar über Als er fürder zur Laube kam, Und den Inhalt des Gesprächs vernahm. 20. Denn er hat da nun deutlich erfahren, Daß man schon seit mehrern Jahren Diese Laube hatte gewählet zu 'nem nächtlichen geheimen Rendezvous. 21. Er hat sogar mit Schaudern vernommen, Daß die Sache sehr weit mit beiden gekommen, Und daß vielleicht eine Entführung gar, Wie es schiene, aufm Tapete war. 22. Ohne Jobsiade 3ter Theil. E
Wo unfern davon, linker Hand, 17. Aber ploͤtzlich ward ſein Spazieren unterbro- chen, Denn es wurde in dieſer Laube laut geſprochen, Und es daͤuchte ſo gar, indem er horchte, Ihm, Es ſey ſeiner Schweſter Eſther Stimm. 18. Er ſchlich naͤher, ſehr langſam und leiſe, Ohngefaͤhr wie Katzen nach dem Geriſpel der Maͤuſe, Und hoͤrte drauf im wohlbekannten Ton Auch die Stimme vom jungen Herrn Baron. 19. Er erſtaunte natuͤrlicher Weiſe daruͤber, Ja ſein Erſtaunen ging in Erſtarren gar uͤber Als er fuͤrder zur Laube kam, Und den Inhalt des Geſpraͤchs vernahm. 20. Denn er hat da nun deutlich erfahren, Daß man ſchon ſeit mehrern Jahren Dieſe Laube hatte gewaͤhlet zu ’nem naͤchtlichen geheimen Rendezvous. 21. Er hat ſogar mit Schaudern vernommen, Daß die Sache ſehr weit mit beiden gekommen, Und daß vielleicht eine Entfuͤhrung gar, Wie es ſchiene, aufm Tapete war. 22. Ohne Jobſiade 3ter Theil. E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="16"> <pb facs="#f0087" n="65"/> <l>Wo unfern davon, linker Hand,</l><lb/> <l>Sich eine kleine dichte Laube befand.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>17. Aber ploͤtzlich ward ſein Spazieren unterbro-</l><lb/> <l>chen,</l><lb/> <l>Denn es wurde in dieſer Laube laut geſprochen,</l><lb/> <l>Und es daͤuchte ſo gar, indem er horchte,</l><lb/> <l>Ihm,</l><lb/> <l>Es ſey ſeiner Schweſter Eſther Stimm.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>18. Er ſchlich naͤher, ſehr langſam und leiſe,</l><lb/> <l>Ohngefaͤhr wie Katzen nach dem Geriſpel der</l><lb/> <l>Maͤuſe,</l><lb/> <l>Und hoͤrte drauf im wohlbekannten Ton</l><lb/> <l>Auch die Stimme vom jungen Herrn Baron.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>19. Er erſtaunte natuͤrlicher Weiſe daruͤber,</l><lb/> <l>Ja ſein Erſtaunen ging in Erſtarren gar uͤber</l><lb/> <l>Als er fuͤrder zur Laube kam,</l><lb/> <l>Und den Inhalt des Geſpraͤchs vernahm.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>20. Denn er hat da nun deutlich erfahren,</l><lb/> <l>Daß man ſchon ſeit mehrern Jahren</l><lb/> <l>Dieſe Laube hatte gewaͤhlet zu</l><lb/> <l>’nem naͤchtlichen geheimen Rendezvous.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>21. Er hat ſogar mit Schaudern vernommen,</l><lb/> <l>Daß die Sache ſehr weit mit beiden gekommen,</l><lb/> <l>Und daß vielleicht eine Entfuͤhrung gar,</l><lb/> <l>Wie es ſchiene, aufm Tapete war.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Jobſiade 3ter Theil. E</fw> <fw place="bottom" type="catch">22. Ohne</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [65/0087]
Wo unfern davon, linker Hand,
Sich eine kleine dichte Laube befand.
17. Aber ploͤtzlich ward ſein Spazieren unterbro-
chen,
Denn es wurde in dieſer Laube laut geſprochen,
Und es daͤuchte ſo gar, indem er horchte,
Ihm,
Es ſey ſeiner Schweſter Eſther Stimm.
18. Er ſchlich naͤher, ſehr langſam und leiſe,
Ohngefaͤhr wie Katzen nach dem Geriſpel der
Maͤuſe,
Und hoͤrte drauf im wohlbekannten Ton
Auch die Stimme vom jungen Herrn Baron.
19. Er erſtaunte natuͤrlicher Weiſe daruͤber,
Ja ſein Erſtaunen ging in Erſtarren gar uͤber
Als er fuͤrder zur Laube kam,
Und den Inhalt des Geſpraͤchs vernahm.
20. Denn er hat da nun deutlich erfahren,
Daß man ſchon ſeit mehrern Jahren
Dieſe Laube hatte gewaͤhlet zu
’nem naͤchtlichen geheimen Rendezvous.
21. Er hat ſogar mit Schaudern vernommen,
Daß die Sache ſehr weit mit beiden gekommen,
Und daß vielleicht eine Entfuͤhrung gar,
Wie es ſchiene, aufm Tapete war.
22. Ohne
Jobſiade 3ter Theil. E
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |