Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.31. Ueberhaupt versichere ich's hoch und theuer: So groß auch ware ihrer Liebe Feuer, So ward doch dadurch in der Tugendpflicht, Kein unglücklicher Brand angericht't, 32. Bei allem dem war die Aussicht ihrer Liebe, Im ganzen genommen sehr neblicht und trübe, Denn man kam mit allem diesen Spiel, Doch nicht zum reellen Zweck und Ziel. 33. Denn Hieronimus konnte dies Bündniß nicht billigen, Die gnädige Eltern noch weniger einwilligen, Es blieb also bloß bei den Präliminarien, Ohne im Hauptartickel weiter zu gehn, 34. Da kann man nun leicht bei sich gedenken, Wie sehr das den guten Kindern muste kränken, Und wie allgemach ein heimlicher Gram, Bei dem einen und der andern überhand nahm, 35. Der arme junge Herr, wie weiland Werther, Besuchte einsame melancholische Oerter, Und die noch ärmere Esther weinte baß, In der Einsamkeit ihre Aeugelein naß. 36. Indessen war nichts übrig als sich zu fassen, Und das Ende dem Schicksale zu überlassen, Und man kam darinnen überein, Sich auf künft'ge bessere Zeiten zu freun. 37. So
31. Ueberhaupt verſichere ich’s hoch und theuer: So groß auch ware ihrer Liebe Feuer, So ward doch dadurch in der Tugendpflicht, Kein ungluͤcklicher Brand angericht’t, 32. Bei allem dem war die Ausſicht ihrer Liebe, Im ganzen genommen ſehr neblicht und truͤbe, Denn man kam mit allem dieſen Spiel, Doch nicht zum reellen Zweck und Ziel. 33. Denn Hieronimus konnte dies Buͤndniß nicht billigen, Die gnaͤdige Eltern noch weniger einwilligen, Es blieb alſo bloß bei den Praͤliminarien, Ohne im Hauptartickel weiter zu gehn, 34. Da kann man nun leicht bei ſich gedenken, Wie ſehr das den guten Kindern muſte kraͤnken, Und wie allgemach ein heimlicher Gram, Bei dem einen und der andern uͤberhand nahm, 35. Der arme junge Herr, wie weiland Werther, Beſuchte einſame melancholiſche Oerter, Und die noch aͤrmere Eſther weinte baß, In der Einſamkeit ihre Aeugelein naß. 36. Indeſſen war nichts uͤbrig als ſich zu faſſen, Und das Ende dem Schickſale zu uͤberlaſſen, Und man kam darinnen uͤberein, Sich auf kuͤnft’ge beſſere Zeiten zu freun. 37. So
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31. Ueberhaupt verſichere ich’s hoch und theuer:
So groß auch ware ihrer Liebe Feuer,
So ward doch dadurch in der Tugendpflicht,
Kein ungluͤcklicher Brand angericht’t,
32. Bei allem dem war die Ausſicht ihrer Liebe,
Im ganzen genommen ſehr neblicht und truͤbe,
Denn man kam mit allem dieſen Spiel,
Doch nicht zum reellen Zweck und Ziel.
33. Denn Hieronimus konnte dies Buͤndniß nicht
billigen,
Die gnaͤdige Eltern noch weniger einwilligen,
Es blieb alſo bloß bei den Praͤliminarien,
Ohne im Hauptartickel weiter zu gehn,
34. Da kann man nun leicht bei ſich gedenken,
Wie ſehr das den guten Kindern muſte kraͤnken,
Und wie allgemach ein heimlicher Gram,
Bei dem einen und der andern uͤberhand
nahm,
35. Der arme junge Herr, wie weiland Werther,
Beſuchte einſame melancholiſche Oerter,
Und die noch aͤrmere Eſther weinte baß,
In der Einſamkeit ihre Aeugelein naß.
36. Indeſſen war nichts uͤbrig als ſich zu faſſen,
Und das Ende dem Schickſale zu uͤberlaſſen,
Und man kam darinnen uͤberein,
Sich auf kuͤnft’ge beſſere Zeiten zu freun.
37. So
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