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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

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2. Und wie der Wanderer, wenns regnet oder
schneiet
Oder die Sonne brennet, sich hoch erfreuet,
Wenn er Abends hungrig und müd
Das lockende Schild des Wirthshauses sieht;
3. Und wie nach dreijährigem Wachen und Fleisse,
Und vielem, nicht fruchtlos vergossenem
Schweisse,
Ein auf der hohen Schul gewes'ner Student
Sich freuet über seines Studiums End;
4. Und wie der thätige Kaufmann sich baß ent-
zücket,
Wenn er beim Schlusse eines Jahres erblicket,
Daß er nach richtigem Calcul und Stat
Abermal ein Kapital in Salvo hat;
5. So pflegen auch Verlobte nach langem
Schmachten
Ihren Hochzeitstag freudig zu betrachten,
Und der wird nach viel überwundner Hin-
derniß
Nun erst destomehr schmackhaft und süß.
6. Grade so beschaffen, wie ich sage, war es
Mit den Gefühlen unsers lieben Brautpaares
Als jetzt des Priesters segnende Hand
Sie auf ewig zusammen verband.
7. Von allen merkwürdigen Hochzeitsscenen
Dieses Tages, will ich nur einer erwähnen;
Man
2. Und wie der Wanderer, wenns regnet oder
ſchneiet
Oder die Sonne brennet, ſich hoch erfreuet,
Wenn er Abends hungrig und muͤd
Das lockende Schild des Wirthshauſes ſieht;
3. Und wie nach dreijaͤhrigem Wachen und Fleiſſe,
Und vielem, nicht fruchtlos vergoſſenem
Schweiſſe,
Ein auf der hohen Schul geweſ’ner Student
Sich freuet uͤber ſeines Studiums End;
4. Und wie der thaͤtige Kaufmann ſich baß ent-
zuͤcket,
Wenn er beim Schluſſe eines Jahres erblicket,
Daß er nach richtigem Calcul und Stat
Abermal ein Kapital in Salvo hat;
5. So pflegen auch Verlobte nach langem
Schmachten
Ihren Hochzeitstag freudig zu betrachten,
Und der wird nach viel uͤberwundner Hin-
derniß
Nun erſt deſtomehr ſchmackhaft und ſuͤß.
6. Grade ſo beſchaffen, wie ich ſage, war es
Mit den Gefuͤhlen unſers lieben Brautpaares
Als jetzt des Prieſters ſegnende Hand
Sie auf ewig zuſammen verband.
7. Von allen merkwuͤrdigen Hochzeitsſcenen
Dieſes Tages, will ich nur einer erwaͤhnen;
Man
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[169/0191] 2. Und wie der Wanderer, wenns regnet oder ſchneiet Oder die Sonne brennet, ſich hoch erfreuet, Wenn er Abends hungrig und muͤd Das lockende Schild des Wirthshauſes ſieht; 3. Und wie nach dreijaͤhrigem Wachen und Fleiſſe, Und vielem, nicht fruchtlos vergoſſenem Schweiſſe, Ein auf der hohen Schul geweſ’ner Student Sich freuet uͤber ſeines Studiums End; 4. Und wie der thaͤtige Kaufmann ſich baß ent- zuͤcket, Wenn er beim Schluſſe eines Jahres erblicket, Daß er nach richtigem Calcul und Stat Abermal ein Kapital in Salvo hat; 5. So pflegen auch Verlobte nach langem Schmachten Ihren Hochzeitstag freudig zu betrachten, Und der wird nach viel uͤberwundner Hin- derniß Nun erſt deſtomehr ſchmackhaft und ſuͤß. 6. Grade ſo beſchaffen, wie ich ſage, war es Mit den Gefuͤhlen unſers lieben Brautpaares Als jetzt des Prieſters ſegnende Hand Sie auf ewig zuſammen verband. 7. Von allen merkwuͤrdigen Hochzeitsſcenen Dieſes Tages, will ich nur einer erwaͤhnen; Man

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/191>, abgerufen am 28.09.2024.