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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

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19. Er unterließ nichts an Tröstung und Pflege,
Suchte ihre Linderung auf alle mögliche Wege,
Hat so gar selbst fast in jeder Nacht
In ihrem Krankenzimmer gewacht.
20. Endlich war doch alle Hoffnung des Lebens
Und alle Mühe und Arznei bei ihr vergebens,
Weil Freund Hein würklich hereinkam
Und ihren letzten Athemzug wegnahm.
21. Herr Jobs beklagte ihren Tod aufrichtig,
Und sein Schmerz war weder verstellt noch
flüchtig,
Sondern er hat länger und mehr geweint,
Als mancher Mann um seine todte Frau
greint.
22. Am Gartenende dort bei den drei Linden,
Kann der geneigte Leser ihr Grab finden,
Wenn er etwa von ohngefähr vorbei passirt
Oder nach Schönhain expres hinspazirt.
23. Ueber ihrem dort nun modernden Staube
Steht eine gar niedliche Rosenlaube,
Und Vergißmei nicht und weissen Jasmin
Sieht und riecht man da des Sommers
blühn.
24. Auch fieht man bei einem marmornen Asch-
topfe
Die Figur von einem weissen Todtenkopfe
Dabei
19. Er unterließ nichts an Troͤſtung und Pflege,
Suchte ihre Linderung auf alle moͤgliche Wege,
Hat ſo gar ſelbſt faſt in jeder Nacht
In ihrem Krankenzimmer gewacht.
20. Endlich war doch alle Hoffnung des Lebens
Und alle Muͤhe und Arznei bei ihr vergebens,
Weil Freund Hein wuͤrklich hereinkam
Und ihren letzten Athemzug wegnahm.
21. Herr Jobs beklagte ihren Tod aufrichtig,
Und ſein Schmerz war weder verſtellt noch
fluͤchtig,
Sondern er hat laͤnger und mehr geweint,
Als mancher Mann um ſeine todte Frau
greint.
22. Am Gartenende dort bei den drei Linden,
Kann der geneigte Leſer ihr Grab finden,
Wenn er etwa von ohngefaͤhr vorbei paſſirt
Oder nach Schoͤnhain expres hinſpazirt.
23. Ueber ihrem dort nun modernden Staube
Steht eine gar niedliche Roſenlaube,
Und Vergißmei nicht und weiſſen Jasmin
Sieht und riecht man da des Sommers
bluͤhn.
24. Auch fieht man bei einem marmornen Aſch-
topfe
Die Figur von einem weiſſen Todtenkopfe
Dabei
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[128/0150] 19. Er unterließ nichts an Troͤſtung und Pflege, Suchte ihre Linderung auf alle moͤgliche Wege, Hat ſo gar ſelbſt faſt in jeder Nacht In ihrem Krankenzimmer gewacht. 20. Endlich war doch alle Hoffnung des Lebens Und alle Muͤhe und Arznei bei ihr vergebens, Weil Freund Hein wuͤrklich hereinkam Und ihren letzten Athemzug wegnahm. 21. Herr Jobs beklagte ihren Tod aufrichtig, Und ſein Schmerz war weder verſtellt noch fluͤchtig, Sondern er hat laͤnger und mehr geweint, Als mancher Mann um ſeine todte Frau greint. 22. Am Gartenende dort bei den drei Linden, Kann der geneigte Leſer ihr Grab finden, Wenn er etwa von ohngefaͤhr vorbei paſſirt Oder nach Schoͤnhain expres hinſpazirt. 23. Ueber ihrem dort nun modernden Staube Steht eine gar niedliche Roſenlaube, Und Vergißmei nicht und weiſſen Jasmin Sieht und riecht man da des Sommers bluͤhn. 24. Auch fieht man bei einem marmornen Aſch- topfe Die Figur von einem weiſſen Todtenkopfe Dabei

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/150>, abgerufen am 27.04.2024.