Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.Sechs und zwanzigstes Kapitel. Wie Herr Jobs eine alte bekannte Freundin 1. Es haben überall die Vornehmen und Rei- chen Ihre mancherlei eigne Sitten und Gebräuchen, So daß ein gemeiner ehrlicher Mann Sich drin so gar gut nicht finden kann. 2. Zum Exempel: wenn man zu ihnen will ge- hen, Muß man erst lange im Vorzimmer stehen, Und dann läßt Ihre Gnaden oder Excellenz Einen endlich gnädigst zur Audienz. 3. Ohne diese Bemerkung weiter zu treiben Mag es meinethalben immer so bleiben; Wenigstens mach ich jetzt nicht davon Auf gegenwärt'gen Casum Applikation. 4. Denn als Herr Jobs ins Schloß gekommen Und man sein Begehren kürzlich vernommen, Liesse ihn die Frau Gebieterin Sofort nöthigen in ihr Zimmer herin. 5. Er fand sie im Kanapee einsam sitzend, Nachdenkend den Kopf auf'm Arme stützend, Geklei- Jobsiade 3ter Theil. H
Sechs und zwanzigſtes Kapitel. Wie Herr Jobs eine alte bekannte Freundin 1. Es haben uͤberall die Vornehmen und Rei- chen Ihre mancherlei eigne Sitten und Gebraͤuchen, So daß ein gemeiner ehrlicher Mann Sich drin ſo gar gut nicht finden kann. 2. Zum Exempel: wenn man zu ihnen will ge- hen, Muß man erſt lange im Vorzimmer ſtehen, Und dann laͤßt Ihre Gnaden oder Excellenz Einen endlich gnaͤdigſt zur Audienz. 3. Ohne dieſe Bemerkung weiter zu treiben Mag es meinethalben immer ſo bleiben; Wenigſtens mach ich jetzt nicht davon Auf gegenwaͤrt’gen Caſum Applikation. 4. Denn als Herr Jobs ins Schloß gekommen Und man ſein Begehren kuͤrzlich vernommen, Lieſſe ihn die Frau Gebieterin Sofort noͤthigen in ihr Zimmer herin. 5. Er fand ſie im Kanapee einſam ſitzend, Nachdenkend den Kopf auf’m Arme ſtuͤtzend, Geklei- Jobſiade 3ter Theil. H
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0135" n="113"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Sechs und zwanzigſtes Kapitel.</hi> </head><lb/> <argument> <p>Wie Herr Jobs eine alte bekannte Freundin<lb/> antrift. Eine wunderbare Geſchichte.</p> </argument><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>1. <hi rendition="#in">E</hi>s haben uͤberall die Vornehmen und Rei-</l><lb/> <l>chen</l><lb/> <l>Ihre mancherlei eigne Sitten und Gebraͤuchen,</l><lb/> <l>So daß ein gemeiner ehrlicher Mann</l><lb/> <l>Sich drin ſo gar gut nicht finden kann.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>2. Zum Exempel: wenn man zu ihnen will ge-</l><lb/> <l>hen,</l><lb/> <l>Muß man erſt lange im Vorzimmer ſtehen,</l><lb/> <l>Und dann laͤßt Ihre Gnaden oder Excellenz</l><lb/> <l>Einen endlich gnaͤdigſt zur Audienz.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>3. Ohne dieſe Bemerkung weiter zu treiben</l><lb/> <l>Mag es meinethalben immer ſo bleiben;</l><lb/> <l>Wenigſtens mach ich jetzt nicht davon</l><lb/> <l>Auf gegenwaͤrt’gen Caſum Applikation.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>4. Denn als Herr Jobs ins Schloß gekommen</l><lb/> <l>Und man ſein Begehren kuͤrzlich vernommen,</l><lb/> <l>Lieſſe ihn die Frau Gebieterin</l><lb/> <l>Sofort noͤthigen in ihr Zimmer herin.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>5. Er fand ſie im Kanapee einſam ſitzend,</l><lb/> <l>Nachdenkend den Kopf auf’m Arme ſtuͤtzend,</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Jobſiade 3ter Theil. H</fw> <fw place="bottom" type="catch">Geklei-</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [113/0135]
Sechs und zwanzigſtes Kapitel.
Wie Herr Jobs eine alte bekannte Freundin
antrift. Eine wunderbare Geſchichte.
1. Es haben uͤberall die Vornehmen und Rei-
chen
Ihre mancherlei eigne Sitten und Gebraͤuchen,
So daß ein gemeiner ehrlicher Mann
Sich drin ſo gar gut nicht finden kann.
2. Zum Exempel: wenn man zu ihnen will ge-
hen,
Muß man erſt lange im Vorzimmer ſtehen,
Und dann laͤßt Ihre Gnaden oder Excellenz
Einen endlich gnaͤdigſt zur Audienz.
3. Ohne dieſe Bemerkung weiter zu treiben
Mag es meinethalben immer ſo bleiben;
Wenigſtens mach ich jetzt nicht davon
Auf gegenwaͤrt’gen Caſum Applikation.
4. Denn als Herr Jobs ins Schloß gekommen
Und man ſein Begehren kuͤrzlich vernommen,
Lieſſe ihn die Frau Gebieterin
Sofort noͤthigen in ihr Zimmer herin.
5. Er fand ſie im Kanapee einſam ſitzend,
Nachdenkend den Kopf auf’m Arme ſtuͤtzend,
Geklei-
Jobſiade 3ter Theil. H
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |