Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.10. Sie übertraf in Stärke der Knochen und Glieder Alle ihre übrigen Schwestern und Gebrüder; Und darum nannte man sie allgemein Des Herrn Pfarrers starke Katharein. 11. Sie war mit Schönheit zierlich ausgerüstet, Bei guter Taille und ziemlich bebrüstet, Und darum brauchte ihr Mieder und Gesicht Falsche Aufstopfung und Schminke nicht. 12. Bis ins achtzehnte Jahr ist sie Jungfer gewesen, Da sie dann eines kleinen Kindleins genesen, Welches aber gleich nach der Geburt starb, Folglich nichts sonderliches an ihr verdarb. 13. Sie hätte bei dermaß bewandten Sachen Wohl einmal ihr Glück durch Heirathen können machen, Wenns ihr nur nicht am Gelde gefehlt, Welches man beim Heirathen fürs nöthigste hält. 14. Ihr ist dabei noch das Unglück begegnet, Daß ihr Vater bald drauf das Zeitliche gesegnet, Und da fand sich beim Inventar Daß wenig oder nichts vorhanden war. 15. Denn
10. Sie uͤbertraf in Staͤrke der Knochen und Glieder Alle ihre uͤbrigen Schweſtern und Gebruͤder; Und darum nannte man ſie allgemein Des Herrn Pfarrers ſtarke Katharein. 11. Sie war mit Schoͤnheit zierlich ausgeruͤſtet, Bei guter Taille und ziemlich bebruͤſtet, Und darum brauchte ihr Mieder und Geſicht Falſche Aufſtopfung und Schminke nicht. 12. Bis ins achtzehnte Jahr iſt ſie Jungfer geweſen, Da ſie dann eines kleinen Kindleins geneſen, Welches aber gleich nach der Geburt ſtarb, Folglich nichts ſonderliches an ihr verdarb. 13. Sie haͤtte bei dermaß bewandten Sachen Wohl einmal ihr Gluͤck durch Heirathen koͤnnen machen, Wenns ihr nur nicht am Gelde gefehlt, Welches man beim Heirathen fuͤrs noͤthigſte haͤlt. 14. Ihr iſt dabei noch das Ungluͤck begegnet, Daß ihr Vater bald drauf das Zeitliche geſegnet, Und da fand ſich beim Inventar Daß wenig oder nichts vorhanden war. 15. Denn
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10. Sie uͤbertraf in Staͤrke der Knochen und
Glieder
Alle ihre uͤbrigen Schweſtern und Gebruͤder;
Und darum nannte man ſie allgemein
Des Herrn Pfarrers ſtarke Katharein.
11. Sie war mit Schoͤnheit zierlich ausgeruͤſtet,
Bei guter Taille und ziemlich bebruͤſtet,
Und darum brauchte ihr Mieder und Geſicht
Falſche Aufſtopfung und Schminke nicht.
12. Bis ins achtzehnte Jahr iſt ſie Jungfer
geweſen,
Da ſie dann eines kleinen Kindleins geneſen,
Welches aber gleich nach der Geburt ſtarb,
Folglich nichts ſonderliches an ihr verdarb.
13. Sie haͤtte bei dermaß bewandten Sachen
Wohl einmal ihr Gluͤck durch Heirathen koͤnnen
machen,
Wenns ihr nur nicht am Gelde gefehlt,
Welches man beim Heirathen fuͤrs noͤthigſte
haͤlt.
14. Ihr iſt dabei noch das Ungluͤck begegnet,
Daß ihr Vater bald drauf das Zeitliche geſegnet,
Und da fand ſich beim Inventar
Daß wenig oder nichts vorhanden war.
15. Denn
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Zitationshilfe: | Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/85>, abgerufen am 16.02.2025. |