Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.Ich führe nur hier, so gut ich es kann, 5. Doch will ich die eigentlichen Chikanen überge- hen, Denn ich thu mich als juristischer Laye drauf nicht verstehen, Und halte mich also, so gut als es geht, Bloß an des Processes Realität. 6. Ich erzähle auch nicht in der Advokaten Sprache, Weil das nur möchte verwirren die ganze Sache, Und vom sogenannten Stilus Curiä Thun ohnehin dem Leser leicht die Ohren weh. 7. So sagte klagend, zum Exempel, der Todten- graber: "Das Grab und die übrigen Anstalten hab er "Für niemand als Hieronimo gemacht, für- wahr "Das Faktum sey notorisch und sonnenklar. 8. "Ferner, wie jedem bekannt sey, leb er "Bloß von seinem Metier als Todtengräber; "Ihm competire also, ohn Contradiction, "Für seine Arbeit der verdiente Lohn. 9. "Zudem hab Beklagter, statt sich zu lassen verscharren, "Ihn Klägern öffentlich gehabt für 'n Narren; Denn D 2
Ich fuͤhre nur hier, ſo gut ich es kann, 5. Doch will ich die eigentlichen Chikanen uͤberge- hen, Denn ich thu mich als juriſtiſcher Laye drauf nicht verſtehen, Und halte mich alſo, ſo gut als es geht, Bloß an des Proceſſes Realitaͤt. 6. Ich erzaͤhle auch nicht in der Advokaten Sprache, Weil das nur moͤchte verwirren die ganze Sache, Und vom ſogenannten Stilus Curiaͤ Thun ohnehin dem Leſer leicht die Ohren weh. 7. So ſagte klagend, zum Exempel, der Todten- graber: „Das Grab und die uͤbrigen Anſtalten hab er „Fuͤr niemand als Hieronimo gemacht, fuͤr- wahr „Das Faktum ſey notoriſch und ſonnenklar. 8. „Ferner, wie jedem bekannt ſey, leb er „Bloß von ſeinem Metier als Todtengraͤber; „Ihm competire alſo, ohn Contradiction, „Fuͤr ſeine Arbeit der verdiente Lohn. 9. „Zudem hab Beklagter, ſtatt ſich zu laſſen verſcharren, „Ihn Klaͤgern oͤffentlich gehabt fuͤr ’n Narren; Denn D 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0073" n="51"/> <l>Ich fuͤhre nur hier, ſo gut ich es kann,</l><lb/> <l>Eines und anderes in der Kuͤrze an.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>5. Doch will ich die eigentlichen Chikanen uͤberge-</l><lb/> <l>hen,</l><lb/> <l>Denn ich thu mich als juriſtiſcher Laye drauf</l><lb/> <l>nicht verſtehen,</l><lb/> <l>Und halte mich alſo, ſo gut als es geht,</l><lb/> <l>Bloß an des Proceſſes Realitaͤt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>6. Ich erzaͤhle auch nicht in der Advokaten</l><lb/> <l>Sprache,</l><lb/> <l>Weil das nur moͤchte verwirren die ganze</l><lb/> <l>Sache,</l><lb/> <l>Und vom ſogenannten Stilus Curiaͤ</l><lb/> <l>Thun ohnehin dem Leſer leicht die Ohren weh.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>7. So ſagte klagend, zum Exempel, der Todten-</l><lb/> <l>graber:</l><lb/> <l>„Das Grab und die uͤbrigen Anſtalten hab er</l><lb/> <l>„Fuͤr niemand als Hieronimo gemacht, fuͤr-</l><lb/> <l>wahr</l><lb/> <l>„Das Faktum ſey notoriſch und ſonnenklar.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>8. „Ferner, wie jedem bekannt ſey, leb er</l><lb/> <l>„Bloß von ſeinem Metier als Todtengraͤber;</l><lb/> <l>„Ihm competire alſo, ohn Contradiction,</l><lb/> <l>„Fuͤr ſeine Arbeit der verdiente Lohn.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>9. „Zudem hab Beklagter, ſtatt ſich zu laſſen</l><lb/> <l>verſcharren,</l><lb/> <l>„Ihn Klaͤgern oͤffentlich gehabt fuͤr ’n Narren;</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [51/0073]
Ich fuͤhre nur hier, ſo gut ich es kann,
Eines und anderes in der Kuͤrze an.
5. Doch will ich die eigentlichen Chikanen uͤberge-
hen,
Denn ich thu mich als juriſtiſcher Laye drauf
nicht verſtehen,
Und halte mich alſo, ſo gut als es geht,
Bloß an des Proceſſes Realitaͤt.
6. Ich erzaͤhle auch nicht in der Advokaten
Sprache,
Weil das nur moͤchte verwirren die ganze
Sache,
Und vom ſogenannten Stilus Curiaͤ
Thun ohnehin dem Leſer leicht die Ohren weh.
7. So ſagte klagend, zum Exempel, der Todten-
graber:
„Das Grab und die uͤbrigen Anſtalten hab er
„Fuͤr niemand als Hieronimo gemacht, fuͤr-
wahr
„Das Faktum ſey notoriſch und ſonnenklar.
8. „Ferner, wie jedem bekannt ſey, leb er
„Bloß von ſeinem Metier als Todtengraͤber;
„Ihm competire alſo, ohn Contradiction,
„Fuͤr ſeine Arbeit der verdiente Lohn.
9. „Zudem hab Beklagter, ſtatt ſich zu laſſen
verſcharren,
„Ihn Klaͤgern oͤffentlich gehabt fuͤr ’n Narren;
Denn
D 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |