Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
8. Denn der Schlaf, drin Hieronimus drei Tage
gelegen,
Gereichte ihm zu seinem Glücke und Segen,
Und sein ganzer Charakter und Verstand
Wurde dadurch gleichsam umgewandt.
9. Pro quinto notiren wir uns hier die Lehre,
Daß Wohlstand, Reichthum, Glück und Ehre,
Oft von einer ohngefähren guten That,
Ungesucht ihren ersten Ursprung hat.
10. Denn hätte Hieronimus auf der Reise den
reichen Herren
Nicht gefunden sich gegen die Räuber wehren
Und ihm seinen Beistand geleistet darob,
So wär er vielleicht jetzt noch so arm wie
Job.
11. Pro sexto muß man die große Pflicht be-
trachten,
Daß man keinen Menschen dürfe verachten,
Wenn ihn auch das Schicksal verächtlich
neckt,
Weil man nicht weiß, was hinter ihm steckt.
12. Denn wer hätte im ersten Theil es sagen
wollen,
Daß Hieronimus der Mann hätte werden
sollen,
Der er, wie ich hoffe mit guter Art,
Im jetzigen zweiten Theile ward.
13. Pro
8. Denn der Schlaf, drin Hieronimus drei Tage
gelegen,
Gereichte ihm zu ſeinem Gluͤcke und Segen,
Und ſein ganzer Charakter und Verſtand
Wurde dadurch gleichſam umgewandt.
9. Pro quinto notiren wir uns hier die Lehre,
Daß Wohlſtand, Reichthum, Gluͤck und Ehre,
Oft von einer ohngefaͤhren guten That,
Ungeſucht ihren erſten Urſprung hat.
10. Denn haͤtte Hieronimus auf der Reiſe den
reichen Herren
Nicht gefunden ſich gegen die Raͤuber wehren
Und ihm ſeinen Beiſtand geleiſtet darob,
So waͤr er vielleicht jetzt noch ſo arm wie
Job.
11. Pro sexto muß man die große Pflicht be-
trachten,
Daß man keinen Menſchen duͤrfe verachten,
Wenn ihn auch das Schickſal veraͤchtlich
neckt,
Weil man nicht weiß, was hinter ihm ſteckt.
12. Denn wer haͤtte im erſten Theil es ſagen
wollen,
Daß Hieronimus der Mann haͤtte werden
ſollen,
Der er, wie ich hoffe mit guter Art,
Im jetzigen zweiten Theile ward.
13. Pro
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0211" n="189"/>
          <lg n="8">
            <l>8. Denn der Schlaf, drin Hieronimus drei Tage</l><lb/>
            <l>gelegen,</l><lb/>
            <l>Gereichte ihm zu &#x017F;einem Glu&#x0364;cke und Segen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ein ganzer Charakter und Ver&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>Wurde dadurch gleich&#x017F;am umgewandt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. <hi rendition="#aq">Pro quinto</hi> notiren wir uns hier die Lehre,</l><lb/>
            <l>Daß Wohl&#x017F;tand, Reichthum, Glu&#x0364;ck und Ehre,</l><lb/>
            <l>Oft von einer ohngefa&#x0364;hren guten That,</l><lb/>
            <l>Unge&#x017F;ucht ihren er&#x017F;ten Ur&#x017F;prung hat.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>10. Denn ha&#x0364;tte Hieronimus auf der Rei&#x017F;e den</l><lb/>
            <l>reichen Herren</l><lb/>
            <l>Nicht gefunden &#x017F;ich gegen die Ra&#x0364;uber wehren</l><lb/>
            <l>Und ihm &#x017F;einen Bei&#x017F;tand gelei&#x017F;tet darob,</l><lb/>
            <l>So wa&#x0364;r er vielleicht jetzt noch &#x017F;o arm wie</l><lb/>
            <l>Job.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. <hi rendition="#aq">Pro sexto</hi> muß man die große Pflicht be-</l><lb/>
            <l>trachten,</l><lb/>
            <l>Daß man keinen Men&#x017F;chen du&#x0364;rfe verachten,</l><lb/>
            <l>Wenn ihn auch das Schick&#x017F;al vera&#x0364;chtlich</l><lb/>
            <l>neckt,</l><lb/>
            <l>Weil man nicht weiß, was hinter ihm &#x017F;teckt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Denn wer ha&#x0364;tte im er&#x017F;ten Theil es &#x017F;agen</l><lb/>
            <l>wollen,</l><lb/>
            <l>Daß Hieronimus der Mann ha&#x0364;tte werden</l><lb/>
            <l>&#x017F;ollen,</l><lb/>
            <l>Der er, wie ich hoffe mit guter Art,</l><lb/>
            <l>Im jetzigen zweiten <hi rendition="#fr">Theile</hi> ward.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">13. <hi rendition="#aq">Pro</hi></fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0211] 8. Denn der Schlaf, drin Hieronimus drei Tage gelegen, Gereichte ihm zu ſeinem Gluͤcke und Segen, Und ſein ganzer Charakter und Verſtand Wurde dadurch gleichſam umgewandt. 9. Pro quinto notiren wir uns hier die Lehre, Daß Wohlſtand, Reichthum, Gluͤck und Ehre, Oft von einer ohngefaͤhren guten That, Ungeſucht ihren erſten Urſprung hat. 10. Denn haͤtte Hieronimus auf der Reiſe den reichen Herren Nicht gefunden ſich gegen die Raͤuber wehren Und ihm ſeinen Beiſtand geleiſtet darob, So waͤr er vielleicht jetzt noch ſo arm wie Job. 11. Pro sexto muß man die große Pflicht be- trachten, Daß man keinen Menſchen duͤrfe verachten, Wenn ihn auch das Schickſal veraͤchtlich neckt, Weil man nicht weiß, was hinter ihm ſteckt. 12. Denn wer haͤtte im erſten Theil es ſagen wollen, Daß Hieronimus der Mann haͤtte werden ſollen, Der er, wie ich hoffe mit guter Art, Im jetzigen zweiten Theile ward. 13. Pro

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/211
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/211>, abgerufen am 18.04.2024.