Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Und in unsrer Wohnung überall
Wars durchlauchtig wie in 'nem Nothstall.

8. Zwar suchten deine Schwester und ich uns mit
Ehren
Durch fleissige Handarbeiten zu ernähren,
Allein, wir kamen damit nicht weit
In dieser so hoch schwer theuern Zeit.
9. Esther hätte zwar extra was können acquiriren,
Denn viele junge Herren suchten sie zu verfüh-
ren,
Doch weil sie ihnen keine Audienz gab,
So zogen sie mit der langen Nase ab.
10. Nun aber sind wir frei von Nahrungssorgen,
Brauchen nicht mehr zu darben und zu borgen,
Und danken den frohen Lebensgenuß
Dir. Mein geliebter Hieronimus!
11. Der Himmel wolle ferner dich beglücken
Und dir einst eine fette Pfarre zuschicken;
Dann beschließ ich, wie du es schreibest mir,
Meine alten Tage, so Gott will, bei dir.
12. Deine Schwester grüßt dich zu hunderttausend
malen,
Denn sie kann deine brüderliche Lieb nicht an-
ders bezahlen,
Und sie bedankt sich hiemit herzlich vor
Die ihr gesandte zwei schöne Louisd'or.
13. A

Und in unſrer Wohnung uͤberall
Wars durchlauchtig wie in ’nem Nothſtall.

8. Zwar ſuchten deine Schweſter und ich uns mit
Ehren
Durch fleiſſige Handarbeiten zu ernaͤhren,
Allein, wir kamen damit nicht weit
In dieſer ſo hoch ſchwer theuern Zeit.
9. Eſther haͤtte zwar extra was koͤnnen acquiriren,
Denn viele junge Herren ſuchten ſie zu verfuͤh-
ren,
Doch weil ſie ihnen keine Audienz gab,
So zogen ſie mit der langen Naſe ab.
10. Nun aber ſind wir frei von Nahrungsſorgen,
Brauchen nicht mehr zu darben und zu borgen,
Und danken den frohen Lebensgenuß
Dir. Mein geliebter Hieronimus!
11. Der Himmel wolle ferner dich begluͤcken
Und dir einſt eine fette Pfarre zuſchicken;
Dann beſchließ ich, wie du es ſchreibeſt mir,
Meine alten Tage, ſo Gott will, bei dir.
12. Deine Schweſter gruͤßt dich zu hunderttauſend
malen,
Denn ſie kann deine bruͤderliche Lieb nicht an-
ders bezahlen,
Und ſie bedankt ſich hiemit herzlich vor
Die ihr geſandte zwei ſchoͤne Louisd’or.
13. A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0131" n="109"/>
            <l>Und in un&#x017F;rer Wohnung u&#x0364;berall</l><lb/>
            <l>Wars durchlauchtig wie in &#x2019;nem Noth&#x017F;tall.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>8. Zwar &#x017F;uchten deine Schwe&#x017F;ter und ich uns mit</l><lb/>
            <l>Ehren</l><lb/>
            <l>Durch flei&#x017F;&#x017F;ige Handarbeiten zu erna&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Allein, wir kamen damit nicht weit</l><lb/>
            <l>In die&#x017F;er &#x017F;o hoch &#x017F;chwer theuern Zeit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. E&#x017F;ther ha&#x0364;tte zwar extra was ko&#x0364;nnen acquiriren,</l><lb/>
            <l>Denn viele junge Herren &#x017F;uchten &#x017F;ie zu verfu&#x0364;h-</l><lb/>
            <l>ren,</l><lb/>
            <l>Doch weil &#x017F;ie ihnen keine Audienz gab,</l><lb/>
            <l>So zogen &#x017F;ie mit der langen Na&#x017F;e ab.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l>10. Nun aber &#x017F;ind wir frei von Nahrungs&#x017F;orgen,</l><lb/>
            <l>Brauchen nicht mehr zu darben und zu borgen,</l><lb/>
            <l>Und danken den frohen Lebensgenuß</l><lb/>
            <l>Dir. Mein geliebter Hieronimus!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. Der Himmel wolle ferner dich beglu&#x0364;cken</l><lb/>
            <l>Und dir ein&#x017F;t eine fette Pfarre zu&#x017F;chicken;</l><lb/>
            <l>Dann be&#x017F;chließ ich, wie du es &#x017F;chreibe&#x017F;t mir,</l><lb/>
            <l>Meine alten Tage, &#x017F;o Gott will, bei dir.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Deine Schwe&#x017F;ter gru&#x0364;ßt dich zu hunderttau&#x017F;end</l><lb/>
            <l>malen,</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;ie kann deine bru&#x0364;derliche Lieb nicht an-</l><lb/>
            <l>ders bezahlen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie bedankt &#x017F;ich hiemit herzlich vor</l><lb/>
            <l>Die ihr ge&#x017F;andte zwei &#x017F;cho&#x0364;ne Louisd&#x2019;or.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">13. A</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0131] Und in unſrer Wohnung uͤberall Wars durchlauchtig wie in ’nem Nothſtall. 8. Zwar ſuchten deine Schweſter und ich uns mit Ehren Durch fleiſſige Handarbeiten zu ernaͤhren, Allein, wir kamen damit nicht weit In dieſer ſo hoch ſchwer theuern Zeit. 9. Eſther haͤtte zwar extra was koͤnnen acquiriren, Denn viele junge Herren ſuchten ſie zu verfuͤh- ren, Doch weil ſie ihnen keine Audienz gab, So zogen ſie mit der langen Naſe ab. 10. Nun aber ſind wir frei von Nahrungsſorgen, Brauchen nicht mehr zu darben und zu borgen, Und danken den frohen Lebensgenuß Dir. Mein geliebter Hieronimus! 11. Der Himmel wolle ferner dich begluͤcken Und dir einſt eine fette Pfarre zuſchicken; Dann beſchließ ich, wie du es ſchreibeſt mir, Meine alten Tage, ſo Gott will, bei dir. 12. Deine Schweſter gruͤßt dich zu hunderttauſend malen, Denn ſie kann deine bruͤderliche Lieb nicht an- ders bezahlen, Und ſie bedankt ſich hiemit herzlich vor Die ihr geſandte zwei ſchoͤne Louisd’or. 13. A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/131
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/131>, abgerufen am 21.11.2024.