Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.2. Alles ist mir richtig gekommen zu Handen, Und ich habe aus deinem Briefe verstanden Deine Herzensgüte und Zärtlichkeit, Und das hat mich mehr als das Geld er- freut. 3. Zwar ist mir letztes sehr gut zu statten gekommen, Denn Geld gereicht immer zum Nutzen und Frommen; Aber deine gutartige Kindlichkeit Geht, so wahr ich 'ne ehrliche Wittfrau bin! weit. 4. Ich hab mich vormals freilich sehr müssen behelfen Und nach dem nöthigsten Unterhalt kümmerlich gelfen, Und, wahr ists, aus Ungeduld Gab ich dir davon oft alleine die Schuld. 5. Allein, alles ist längst vergessen und vergeben, Denn erleichterst du mir und unsrer Esther das Leben, Schickst uns so viel Geld und seitdem Leben wir gemächlich und sehr bequem. 6. Ehmals schmachteten wir in Frost und Hitze, Assen kaum satt Wasserschnell, Brei und Grütze, Trunken nur Kofent und kahlen Thee, Und in der Haushaltung war lauter Weh. 7. Uns borgte weder Schuster, Weber, noch Schneider Die nöthigen Schuhe, Leinwand und Kleider, Und
2. Alles iſt mir richtig gekommen zu Handen, Und ich habe aus deinem Briefe verſtanden Deine Herzensguͤte und Zaͤrtlichkeit, Und das hat mich mehr als das Geld er- freut. 3. Zwar iſt mir letztes ſehr gut zu ſtatten gekommen, Denn Geld gereicht immer zum Nutzen und Frommen; Aber deine gutartige Kindlichkeit Geht, ſo wahr ich ’ne ehrliche Wittfrau bin! weit. 4. Ich hab mich vormals freilich ſehr muͤſſen behelfen Und nach dem noͤthigſten Unterhalt kuͤmmerlich gelfen, Und, wahr iſts, aus Ungeduld Gab ich dir davon oft alleine die Schuld. 5. Allein, alles iſt laͤngſt vergeſſen und vergeben, Denn erleichterſt du mir und unſrer Eſther das Leben, Schickſt uns ſo viel Geld und ſeitdem Leben wir gemaͤchlich und ſehr bequem. 6. Ehmals ſchmachteten wir in Froſt und Hitze, Aſſen kaum ſatt Waſſerſchnell, Brei und Gruͤtze, Trunken nur Kofent und kahlen Thee, Und in der Haushaltung war lauter Weh. 7. Uns borgte weder Schuſter, Weber, noch Schneider Die noͤthigen Schuhe, Leinwand und Kleider, Und
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2. Alles iſt mir richtig gekommen zu Handen,
Und ich habe aus deinem Briefe verſtanden
Deine Herzensguͤte und Zaͤrtlichkeit,
Und das hat mich mehr als das Geld er-
freut.
3. Zwar iſt mir letztes ſehr gut zu ſtatten gekommen,
Denn Geld gereicht immer zum Nutzen und
Frommen;
Aber deine gutartige Kindlichkeit
Geht, ſo wahr ich ’ne ehrliche Wittfrau bin!
weit.
4. Ich hab mich vormals freilich ſehr muͤſſen behelfen
Und nach dem noͤthigſten Unterhalt kuͤmmerlich
gelfen,
Und, wahr iſts, aus Ungeduld
Gab ich dir davon oft alleine die Schuld.
5. Allein, alles iſt laͤngſt vergeſſen und vergeben,
Denn erleichterſt du mir und unſrer Eſther das
Leben,
Schickſt uns ſo viel Geld und ſeitdem
Leben wir gemaͤchlich und ſehr bequem.
6. Ehmals ſchmachteten wir in Froſt und Hitze,
Aſſen kaum ſatt Waſſerſchnell, Brei und Gruͤtze,
Trunken nur Kofent und kahlen Thee,
Und in der Haushaltung war lauter Weh.
7. Uns borgte weder Schuſter, Weber, noch
Schneider
Die noͤthigen Schuhe, Leinwand und Kleider,
Und
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