Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
36. Sie haben beide ihn gar freundlich gegrüßet,
Und die schöne Dame hätte ihn fast geküsset,
Wenn sie hätte gescheuet nicht
Sein lange nicht gewasch'nes Gesicht.
37. Es war auch kein Lobspruch zu erdenken,
Welchen sie ihm nicht thaten schenken,
Denn als ihren Erretter sahn
Sie nun den Hieronimus an.
38. Sie nöthigten ihn mit freundlichem Muthe
Mitzureisen nach ihrem adlichen Gute,
Wo man mit Gaben mancherlei
Würde belohnen die erwiesene Treu.
39. In seinen so kümmerlichen Umständen
Ergriff er die Gelegenheit mit beiden Händen,
Und sofort, ohne weitere Bitt',
Entschloß er sich gleich zu reisen mit.
40. Er half den verwundeten Kutscher noch tragen,
Und sie legten denselben in den Wagen,
Aber Hieronimus ohne Rock,
Bestieg an seiner Stelle den Bock.
41. Ehe er aber noch aufgestiegen,
Suchte er, und fand mit Vergnügen
Seinen Geldbeutel beinahe noch voll
In des erschlagenen Räubers Kamisol.
42. Das
36. Sie haben beide ihn gar freundlich gegruͤßet,
Und die ſchoͤne Dame haͤtte ihn faſt gekuͤſſet,
Wenn ſie haͤtte geſcheuet nicht
Sein lange nicht gewaſch’nes Geſicht.
37. Es war auch kein Lobſpruch zu erdenken,
Welchen ſie ihm nicht thaten ſchenken,
Denn als ihren Erretter ſahn
Sie nun den Hieronimus an.
38. Sie noͤthigten ihn mit freundlichem Muthe
Mitzureiſen nach ihrem adlichen Gute,
Wo man mit Gaben mancherlei
Wuͤrde belohnen die erwieſene Treu.
39. In ſeinen ſo kuͤmmerlichen Umſtaͤnden
Ergriff er die Gelegenheit mit beiden Haͤnden,
Und ſofort, ohne weitere Bitt’,
Entſchloß er ſich gleich zu reiſen mit.
40. Er half den verwundeten Kutſcher noch tragen,
Und ſie legten denſelben in den Wagen,
Aber Hieronimus ohne Rock,
Beſtieg an ſeiner Stelle den Bock.
41. Ehe er aber noch aufgeſtiegen,
Suchte er, und fand mit Vergnuͤgen
Seinen Geldbeutel beinahe noch voll
In des erſchlagenen Raͤubers Kamiſol.
42. Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0152" n="128"/>
          <lg n="36">
            <l>36. Sie haben beide ihn gar freundlich gegru&#x0364;ßet,</l><lb/>
            <l>Und die &#x017F;cho&#x0364;ne Dame ha&#x0364;tte ihn fa&#x017F;t geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et,</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie ha&#x0364;tte ge&#x017F;cheuet nicht</l><lb/>
            <l>Sein lange nicht gewa&#x017F;ch&#x2019;nes Ge&#x017F;icht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="37">
            <l>37. Es war auch kein Lob&#x017F;pruch zu erdenken,</l><lb/>
            <l>Welchen &#x017F;ie ihm nicht thaten &#x017F;chenken,</l><lb/>
            <l>Denn als ihren Erretter &#x017F;ahn</l><lb/>
            <l>Sie nun den Hieronimus an.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="38">
            <l>38. Sie no&#x0364;thigten ihn mit freundlichem Muthe</l><lb/>
            <l>Mitzurei&#x017F;en nach ihrem adlichen Gute,</l><lb/>
            <l>Wo man mit Gaben mancherlei</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;rde belohnen die erwie&#x017F;ene Treu.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="39">
            <l>39. In &#x017F;einen &#x017F;o ku&#x0364;mmerlichen Um&#x017F;ta&#x0364;nden</l><lb/>
            <l>Ergriff er die Gelegenheit mit beiden Ha&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ofort, ohne weitere Bitt&#x2019;,</l><lb/>
            <l>Ent&#x017F;chloß er &#x017F;ich gleich zu rei&#x017F;en mit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="40">
            <l>40. Er half den verwundeten Kut&#x017F;cher noch tragen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie legten den&#x017F;elben in den Wagen,</l><lb/>
            <l>Aber Hieronimus ohne Rock,</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;tieg an &#x017F;einer Stelle den Bock.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="41">
            <l>41. Ehe er aber noch aufge&#x017F;tiegen,</l><lb/>
            <l>Suchte er, und fand mit Vergnu&#x0364;gen</l><lb/>
            <l>Seinen Geldbeutel beinahe noch voll</l><lb/>
            <l>In des er&#x017F;chlagenen Ra&#x0364;ubers Kami&#x017F;ol.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">42. Das</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0152] 36. Sie haben beide ihn gar freundlich gegruͤßet, Und die ſchoͤne Dame haͤtte ihn faſt gekuͤſſet, Wenn ſie haͤtte geſcheuet nicht Sein lange nicht gewaſch’nes Geſicht. 37. Es war auch kein Lobſpruch zu erdenken, Welchen ſie ihm nicht thaten ſchenken, Denn als ihren Erretter ſahn Sie nun den Hieronimus an. 38. Sie noͤthigten ihn mit freundlichem Muthe Mitzureiſen nach ihrem adlichen Gute, Wo man mit Gaben mancherlei Wuͤrde belohnen die erwieſene Treu. 39. In ſeinen ſo kuͤmmerlichen Umſtaͤnden Ergriff er die Gelegenheit mit beiden Haͤnden, Und ſofort, ohne weitere Bitt’, Entſchloß er ſich gleich zu reiſen mit. 40. Er half den verwundeten Kutſcher noch tragen, Und ſie legten denſelben in den Wagen, Aber Hieronimus ohne Rock, Beſtieg an ſeiner Stelle den Bock. 41. Ehe er aber noch aufgeſtiegen, Suchte er, und fand mit Vergnuͤgen Seinen Geldbeutel beinahe noch voll In des erſchlagenen Raͤubers Kamiſol. 42. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/152
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/152>, abgerufen am 21.11.2024.