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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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18. Da gehub er an zu lamentiren
Und großen Jammer und Klagen zu führen,
Und für Ungeduld blieb fürwahr,
In dem Kopfe kein einzig Haar.
19. Ob seinem ängstlichen Klagen und Harmen
That sich der fromme Wirth bald erbarmen,
Und hat für alles, was er verzehrt,
Weiter nichts, als seinen Rock begehrt.
20. That ihm dabei den Rath ertheilen,
Sich nun nicht länger mehr zu verweilen,
Denn ohne baares Geld hätte hier
Niemals ein fremder Gast Quartier.
21. Dieses Exempel Hieronimi kann uns lehren,
Wie sich die Sachen in der Welt verkehren,
Und wie sich manchesmal unverhofft
Das menschliche Glück verändert oft.
22. Noch gestern besaß er reiche Beute
Und der Wirth hieß ihn Herr, aber heute
Jug ihn fort, ohne Rock und Geld,
Der fromme Wirth in die weite Welt.
23. Er konnte nun, mit Muße, unterwegen
Seinen kläglichen Zustand überlegen
Und er wünschte sich fast im Augenblick,
Zu der Betschwester auf dem Schlosse
zurück.
24. Doch
18. Da gehub er an zu lamentiren
Und großen Jammer und Klagen zu fuͤhren,
Und fuͤr Ungeduld blieb fuͤrwahr,
In dem Kopfe kein einzig Haar.
19. Ob ſeinem aͤngſtlichen Klagen und Harmen
That ſich der fromme Wirth bald erbarmen,
Und hat fuͤr alles, was er verzehrt,
Weiter nichts, als ſeinen Rock begehrt.
20. That ihm dabei den Rath ertheilen,
Sich nun nicht laͤnger mehr zu verweilen,
Denn ohne baares Geld haͤtte hier
Niemals ein fremder Gaſt Quartier.
21. Dieſes Exempel Hieronimi kann uns lehren,
Wie ſich die Sachen in der Welt verkehren,
Und wie ſich manchesmal unverhofft
Das menſchliche Gluͤck veraͤndert oft.
22. Noch geſtern beſaß er reiche Beute
Und der Wirth hieß ihn Herr, aber heute
Jug ihn fort, ohne Rock und Geld,
Der fromme Wirth in die weite Welt.
23. Er konnte nun, mit Muße, unterwegen
Seinen klaͤglichen Zuſtand uͤberlegen
Und er wuͤnſchte ſich faſt im Augenblick,
Zu der Betſchweſter auf dem Schloſſe
zuruͤck.
24. Doch
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[125/0149] 18. Da gehub er an zu lamentiren Und großen Jammer und Klagen zu fuͤhren, Und fuͤr Ungeduld blieb fuͤrwahr, In dem Kopfe kein einzig Haar. 19. Ob ſeinem aͤngſtlichen Klagen und Harmen That ſich der fromme Wirth bald erbarmen, Und hat fuͤr alles, was er verzehrt, Weiter nichts, als ſeinen Rock begehrt. 20. That ihm dabei den Rath ertheilen, Sich nun nicht laͤnger mehr zu verweilen, Denn ohne baares Geld haͤtte hier Niemals ein fremder Gaſt Quartier. 21. Dieſes Exempel Hieronimi kann uns lehren, Wie ſich die Sachen in der Welt verkehren, Und wie ſich manchesmal unverhofft Das menſchliche Gluͤck veraͤndert oft. 22. Noch geſtern beſaß er reiche Beute Und der Wirth hieß ihn Herr, aber heute Jug ihn fort, ohne Rock und Geld, Der fromme Wirth in die weite Welt. 23. Er konnte nun, mit Muße, unterwegen Seinen klaͤglichen Zuſtand uͤberlegen Und er wuͤnſchte ſich faſt im Augenblick, Zu der Betſchweſter auf dem Schloſſe zuruͤck. 24. Doch

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/149>, abgerufen am 03.05.2024.