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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Don Granco trat freundlich ein und rieb sich die Hände, zitternd folgte Giovanni. Da setzt euch und hört meinen Traum! sagte Strintillo. Beide setzten sich und der Träumer hub an: Gestern, als ich mich schlafen legte, nahm ich mir fest vor, über eure Angelegenheit zu träumen. Es währte nicht gar lange, so kam ich aus der Finsterniß des Schlafes in einen wunderschönen großen Weingarten, der mich sehr in Verwunderung setzte; denn an den Trauben, die dort hingen, waren die Beeren so groß, daß jede Beere wohl einen Schoppen halten mochte, und jede Traube mochte gegen die tausend Beeren haben, aber die Trauben, die da waren, konnte ich nicht zählen; denn es war Alles roth. und schwarz davon, über und über! Das Sonderbarste war, daß sich die Trauben vor meinen Augen färbten und reif wurden, und die reif wurden, sanken zu Boden und ließen den Most von selbst ausgehen, in Rinnen von weißem Marmor, die unter den Weinstöcken waren. Alle die Rinnen aber gingen zusammen in einen großen Teich. Wem mag wohl der Weinberg gehören? dacht' ich bei mir und sah mich um nach Jemandem, der es mir sagen könnte. Da war eine Gans, die von den Beeren fraß, und Etwas herschnatterte, das immer klang, wie Bräutigam, Bräutigam. -- Sollte das meiner Tochter Bräutigam sein? dachte ich weiter. -- Ja, ja, ja, schnatterte die Gans. Indem ich so weiter gehe, kommt mir mein Vetter Ciccio entgegen und sagt mir: wo bleibst du,

Don Granco trat freundlich ein und rieb sich die Hände, zitternd folgte Giovanni. Da setzt euch und hört meinen Traum! sagte Strintillo. Beide setzten sich und der Träumer hub an: Gestern, als ich mich schlafen legte, nahm ich mir fest vor, über eure Angelegenheit zu träumen. Es währte nicht gar lange, so kam ich aus der Finsterniß des Schlafes in einen wunderschönen großen Weingarten, der mich sehr in Verwunderung setzte; denn an den Trauben, die dort hingen, waren die Beeren so groß, daß jede Beere wohl einen Schoppen halten mochte, und jede Traube mochte gegen die tausend Beeren haben, aber die Trauben, die da waren, konnte ich nicht zählen; denn es war Alles roth. und schwarz davon, über und über! Das Sonderbarste war, daß sich die Trauben vor meinen Augen färbten und reif wurden, und die reif wurden, sanken zu Boden und ließen den Most von selbst ausgehen, in Rinnen von weißem Marmor, die unter den Weinstöcken waren. Alle die Rinnen aber gingen zusammen in einen großen Teich. Wem mag wohl der Weinberg gehören? dacht' ich bei mir und sah mich um nach Jemandem, der es mir sagen könnte. Da war eine Gans, die von den Beeren fraß, und Etwas herschnatterte, das immer klang, wie Bräutigam, Bräutigam. — Sollte das meiner Tochter Bräutigam sein? dachte ich weiter. — Ja, ja, ja, schnatterte die Gans. Indem ich so weiter gehe, kommt mir mein Vetter Ciccio entgegen und sagt mir: wo bleibst du,

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[0019] Don Granco trat freundlich ein und rieb sich die Hände, zitternd folgte Giovanni. Da setzt euch und hört meinen Traum! sagte Strintillo. Beide setzten sich und der Träumer hub an: Gestern, als ich mich schlafen legte, nahm ich mir fest vor, über eure Angelegenheit zu träumen. Es währte nicht gar lange, so kam ich aus der Finsterniß des Schlafes in einen wunderschönen großen Weingarten, der mich sehr in Verwunderung setzte; denn an den Trauben, die dort hingen, waren die Beeren so groß, daß jede Beere wohl einen Schoppen halten mochte, und jede Traube mochte gegen die tausend Beeren haben, aber die Trauben, die da waren, konnte ich nicht zählen; denn es war Alles roth. und schwarz davon, über und über! Das Sonderbarste war, daß sich die Trauben vor meinen Augen färbten und reif wurden, und die reif wurden, sanken zu Boden und ließen den Most von selbst ausgehen, in Rinnen von weißem Marmor, die unter den Weinstöcken waren. Alle die Rinnen aber gingen zusammen in einen großen Teich. Wem mag wohl der Weinberg gehören? dacht' ich bei mir und sah mich um nach Jemandem, der es mir sagen könnte. Da war eine Gans, die von den Beeren fraß, und Etwas herschnatterte, das immer klang, wie Bräutigam, Bräutigam. — Sollte das meiner Tochter Bräutigam sein? dachte ich weiter. — Ja, ja, ja, schnatterte die Gans. Indem ich so weiter gehe, kommt mir mein Vetter Ciccio entgegen und sagt mir: wo bleibst du,

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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/19>, abgerufen am 23.11.2024.