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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Wen meint denn der Urdede damit? fragte er, die Stirne in Falten legend.

Daß du das nicht verstehst! rief die alte Marjim mit klarer Stimme, da red't er wieder von sich selbst, er hat viel von den Rabbonim ausgestanden, denn die haben ihm seine zehn Bücher verbrannt. Das meint er unter den Schriftgelehrten.

War Josseph durch diese sinnreiche Erklärung der Mutter beruhigt? Er las weiter:

Ich aber sage euch: wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichtes schuldig, wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha, der ist des Raths schuldig; wer aber sagt: du Narr, der ist des Gehennims schuldig.

Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altare opferst und wirst allda eingedenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe;

so laß allda vor dem Altare deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe.

Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du bei ihm noch auf dem Wege bist, auf daß dich dein Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter und der Richter überantworte dich dem Knecht und werdest in den Kerker geworfen.

Ich sage dir: wahrlich, du wirst nicht von dannen herauskommen, du habest denn deinen letzten Heller bezahlt.

Wen meint denn der Urdede damit? fragte er, die Stirne in Falten legend.

Daß du das nicht verstehst! rief die alte Marjim mit klarer Stimme, da red't er wieder von sich selbst, er hat viel von den Rabbonim ausgestanden, denn die haben ihm seine zehn Bücher verbrannt. Das meint er unter den Schriftgelehrten.

War Josseph durch diese sinnreiche Erklärung der Mutter beruhigt? Er las weiter:

Ich aber sage euch: wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichtes schuldig, wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha, der ist des Raths schuldig; wer aber sagt: du Narr, der ist des Gehennims schuldig.

Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altare opferst und wirst allda eingedenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe;

so laß allda vor dem Altare deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe.

Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du bei ihm noch auf dem Wege bist, auf daß dich dein Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter und der Richter überantworte dich dem Knecht und werdest in den Kerker geworfen.

Ich sage dir: wahrlich, du wirst nicht von dannen herauskommen, du habest denn deinen letzten Heller bezahlt.

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[0183] Wen meint denn der Urdede damit? fragte er, die Stirne in Falten legend. Daß du das nicht verstehst! rief die alte Marjim mit klarer Stimme, da red't er wieder von sich selbst, er hat viel von den Rabbonim ausgestanden, denn die haben ihm seine zehn Bücher verbrannt. Das meint er unter den Schriftgelehrten. War Josseph durch diese sinnreiche Erklärung der Mutter beruhigt? Er las weiter: Ich aber sage euch: wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichtes schuldig, wer aber zu seinem Bruder sagt: Racha, der ist des Raths schuldig; wer aber sagt: du Narr, der ist des Gehennims schuldig. Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altare opferst und wirst allda eingedenken, daß dein Bruder etwas wider dich habe; so laß allda vor dem Altare deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe. Sei willfährig deinem Widersacher bald, dieweil du bei ihm noch auf dem Wege bist, auf daß dich dein Widersacher nicht dermaleinst überantworte dem Richter und der Richter überantworte dich dem Knecht und werdest in den Kerker geworfen. Ich sage dir: wahrlich, du wirst nicht von dannen herauskommen, du habest denn deinen letzten Heller bezahlt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/183>, abgerufen am 23.11.2024.