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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Smetana ist ein altes Haus, an dem nichts mehr zusammenhält, als die vier Wände, inwendig sieht's aber aus, als hätten sie Alles ausgepfändet; es liegt nichts mehr auf dem alten Flecke, Alles ist umgekehrt und durch einander; der Doctor kann das nicht mehr zusammenhalten.

Mit jenem Gefühle, das uns fast immer antreibt, solchen Todesgedanken tröstend entgegenzutreten, wenn wir auch von ihrer Berechtigung überzeugt sind, versuchte es auch jetzt Josseph, dem alten Bauer zuzusprechen, daß er gar zu trübe von der Zukunft denke; doch der sagte mit einem unheimlichen Todeslächeln auf den Lippen:

Ich hab' einen alten Birnbaum vor meinem Fenster stehen, der ist schon älter, als die ältesten Leute im Dorfe. Der hat heuer zum ersten Male nicht ausgeschlagen; ich weiß schon, was das zu bedeuten hat.

Daß der Baum zum Umhauen reif ist, rief Josseph unbedacht.

Also da sagt Ihr's ja selbst, sprach der alte Bauer, für den die Todesgewißheit allen Schreck verloren zu haben schien. Nun, von dem will ich Euch nicht weiter erzählen. Hört, wie es mir in vergangener Woche ergangen ist. Da wache ich auf einmal in finsterer Nacht, von meinem Husten geweckt, auf; ich habe geglaubt, der Krampf läßt mich keine Viertelstunde mehr am Leben; aber es muß noch etwas in meinem Leibe sein, was noch nicht ganz zerbrochen und zerstückelt ist,

Smetana ist ein altes Haus, an dem nichts mehr zusammenhält, als die vier Wände, inwendig sieht's aber aus, als hätten sie Alles ausgepfändet; es liegt nichts mehr auf dem alten Flecke, Alles ist umgekehrt und durch einander; der Doctor kann das nicht mehr zusammenhalten.

Mit jenem Gefühle, das uns fast immer antreibt, solchen Todesgedanken tröstend entgegenzutreten, wenn wir auch von ihrer Berechtigung überzeugt sind, versuchte es auch jetzt Josseph, dem alten Bauer zuzusprechen, daß er gar zu trübe von der Zukunft denke; doch der sagte mit einem unheimlichen Todeslächeln auf den Lippen:

Ich hab' einen alten Birnbaum vor meinem Fenster stehen, der ist schon älter, als die ältesten Leute im Dorfe. Der hat heuer zum ersten Male nicht ausgeschlagen; ich weiß schon, was das zu bedeuten hat.

Daß der Baum zum Umhauen reif ist, rief Josseph unbedacht.

Also da sagt Ihr's ja selbst, sprach der alte Bauer, für den die Todesgewißheit allen Schreck verloren zu haben schien. Nun, von dem will ich Euch nicht weiter erzählen. Hört, wie es mir in vergangener Woche ergangen ist. Da wache ich auf einmal in finsterer Nacht, von meinem Husten geweckt, auf; ich habe geglaubt, der Krampf läßt mich keine Viertelstunde mehr am Leben; aber es muß noch etwas in meinem Leibe sein, was noch nicht ganz zerbrochen und zerstückelt ist,

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[0120] Smetana ist ein altes Haus, an dem nichts mehr zusammenhält, als die vier Wände, inwendig sieht's aber aus, als hätten sie Alles ausgepfändet; es liegt nichts mehr auf dem alten Flecke, Alles ist umgekehrt und durch einander; der Doctor kann das nicht mehr zusammenhalten. Mit jenem Gefühle, das uns fast immer antreibt, solchen Todesgedanken tröstend entgegenzutreten, wenn wir auch von ihrer Berechtigung überzeugt sind, versuchte es auch jetzt Josseph, dem alten Bauer zuzusprechen, daß er gar zu trübe von der Zukunft denke; doch der sagte mit einem unheimlichen Todeslächeln auf den Lippen: Ich hab' einen alten Birnbaum vor meinem Fenster stehen, der ist schon älter, als die ältesten Leute im Dorfe. Der hat heuer zum ersten Male nicht ausgeschlagen; ich weiß schon, was das zu bedeuten hat. Daß der Baum zum Umhauen reif ist, rief Josseph unbedacht. Also da sagt Ihr's ja selbst, sprach der alte Bauer, für den die Todesgewißheit allen Schreck verloren zu haben schien. Nun, von dem will ich Euch nicht weiter erzählen. Hört, wie es mir in vergangener Woche ergangen ist. Da wache ich auf einmal in finsterer Nacht, von meinem Husten geweckt, auf; ich habe geglaubt, der Krampf läßt mich keine Viertelstunde mehr am Leben; aber es muß noch etwas in meinem Leibe sein, was noch nicht ganz zerbrochen und zerstückelt ist,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/120>, abgerufen am 23.11.2024.