Körner, Josef: Einführung in die Poetik. Frankfurt (Main), 1949.pko_007.001 pko_007.008 pko_007.017 I. STILISTIK1), d. i. Lehre von den schriftmäßigen (literarischen, pko_007.021 II. PROSODIK3), d. i. Lehre von den klanglichen Kunstformen pko_007.024 pko_007.025 pko_007.026 pko_007.027 oder GENERIK4), d. i. Lehre von den Wortkunst-(Dichtungs-) pko_007.029 1) pko_007.030 abgeleitet vom griech.-lat. stilus ("Schreibgriffel"). 2) pko_007.031 Ein Nebenzweig der Stilistik ist die Rhetorik (Redekunstlehre) als Lehre pko_007.032 von den mündlichen Kunstformen der Sprache; sie setzt die Stilistik voraus. 3) pko_007.033 abgeleitet vom griech. prosodia ("Tonzeichen"). 4) pko_007.034
abgeleitet vom lat. genus ("Gattung"). pko_007.001 pko_007.008 pko_007.017 I. STILISTIK1), d. i. Lehre von den schriftmäßigen (literarischen, pko_007.021 II. PROSODIK3), d. i. Lehre von den klanglichen Kunstformen pko_007.024 pko_007.025 pko_007.026 pko_007.027 oder GENERIK4), d. i. Lehre von den Wortkunst-(Dichtungs-) pko_007.029 1) pko_007.030 abgeleitet vom griech.-lat. stilus („Schreibgriffel“). 2) pko_007.031 Ein Nebenzweig der Stilistik ist die Rhetorik (Redekunstlehre) als Lehre pko_007.032 von den mündlichen Kunstformen der Sprache; sie setzt die Stilistik voraus. 3) pko_007.033 abgeleitet vom griech. prosodia („Tonzeichen“). 4) pko_007.034
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Wesen des Dichterischen definiert. „Lebendiges Gefühl der Zustände pko_007.002
und Fähigkeit es auszudrücken“, äußerte der alte Goethe gelegentlich pko_007.003
zu Eckermann, „macht den Poeten“; und Schiller meinte genau das pko_007.004
Gleiche mit den Worten (an Goethe 27. März 1801): „Jeden, der pko_007.005
imstande ist, seinen Empfindungszustand in ein Objekt zu legen, so, daß pko_007.006
dieses Objekt mich nötigt, in jenen Empfindungszustand überzugehen, pko_007.007
folglich lebendig auf mich wirkt, heiße ich einen Poeten“.
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Es ist also des Dichters Sendung und Bestreben, seine (im Vergleich pko_007.009
mit dem Durchschnittsmenschen besonders intensiven oder besonders pko_007.010
mannigfaltigen) Erlebnisse in suggestiver Weise auszusprechen. Das pko_007.011
geschieht natürlich nicht aus bewußtem Vorsatz, sondern die seelische pko_007.012
Erregung, in die das Erlebnis versetzt, setzt sich in bewußtloser pko_007.013
Notwendigkeit, aus innerem Zwang, um in erregte Sprache, d. h. in pko_007.014
sprachliche Gebilde, die von der bloß zweckhaften Alltagsrede sich pko_007.015
unterscheiden durch größere Bewegtheit in Wortwahl, Wortstellung, pko_007.016
Wortklang.
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Die Poetik als Lehre von der Poesie, die selber alles durch das Mittel pko_007.018
der Sprache künstlerisch Geschaffene umfaßt, gliedert sich daher in drei pko_007.019
Fächer; nämlich in
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I. STILISTIK 1), d. i. Lehre von den schriftmäßigen (literarischen, pko_007.021
gelegentlich aber auch vorliterarischen) Kunstformen pko_007.022
der Sprache 2);
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II. PROSODIK 3), d. i. Lehre von den klanglichen Kunstformen pko_007.024
der Sprache, ausgegliedert in die Lehren von
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a) der Schallform der Prosa;
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b) der Schallform des Verses (Metrik);
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III. Poetik im engeren Sinne
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oder GENERIK 4), d. i. Lehre von den Wortkunst-(Dichtungs-) pko_007.029
Gattungen.
1) pko_007.030
abgeleitet vom griech.-lat. stilus („Schreibgriffel“).
2) pko_007.031
Ein Nebenzweig der Stilistik ist die Rhetorik (Redekunstlehre) als Lehre pko_007.032
von den mündlichen Kunstformen der Sprache; sie setzt die Stilistik voraus.
3) pko_007.033
abgeleitet vom griech. prosodia („Tonzeichen“).
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abgeleitet vom lat. genus („Gattung“).
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Zitationshilfe: | Körner, Josef: Einführung in die Poetik. Frankfurt (Main), 1949, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_poetik_1949/11>, abgerufen am 22.07.2024. |