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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.
Erst im fünften und deutlicher im sechsten Monate beginnt der Ute-
rus sich abzugrenzen, dadurch, dass an der Stelle des späteren Ori-
ficium externum
ein leichter ringförmiger Wulst entsteht (Fig. 220, 3),
der dann nach und nach in den letzten Monaten der Schwangerschaft
zur Vaginalportion sich gestaltet. Von der Scheide ist weiter nichts
zu bemerken, als dass dieselbe in der Mitte der Schwangerschaft,
um welche Zeit auch ihre Runzeln auftreten, unverhältnissmässig
weit ist, so wie dass das Hymen nichts anderes ist, als eine Umbil-
dung des ursprünglichen Wulstes, mit dem der Kanal in den Sinus
urogenitalis
einmündet. Was den Uterus anlangt, so hat derselbe
noch im fünften Monate Wände, die kaum dicker sind als die der
Scheide. Im sechsten Monate beginnen dieselben vom Cervix aus
sich zu verdicken und diese Zunahme schreitet dann bis zum Ende
der Schwangerschaft fort, so jedoch, dass, wie längst bekannt, um
diese Zeit der Cervix, der etwa 2/3 der Länge des ganzen Organes
ausmacht, viel dicker ist als der Körper und der Grund.

Bevor wir die inneren Geschlechtsorgane verlassen, haben wirDescensus
ovariorum et
testiculorum
.

nun noch eines Phänomens zu gedenken, das beim männlichen Ge-
schlechte viel ausgeprägter sich findet, als beim weiblichen, nämlich
der Lageveränderung der Geschlechtsdrüse oder des Herabsteigens
der Hoden und Eierstöcke, Descensus ovariorum et testiculorum. Ho-
den und Eierstöcke liegen anfangs in der Bauchhöhle an der vorde-
ren und inneren Seite der Urnieren neben den Lendenwirbeln (Fig.
215) und verlaufen um diese Zeit auch ihre Gefässe einfach quer von
der Aorta und der Vena cava herüber. Im weiteren Verlaufe nun
rücken die Hoden, die wir für einmal allein ins Auge fassen wollen,

[Abbildung] Fig. 221.
allmälig abwärts, so dass sie im dritten Monate
schon die Stellung einnehmen, die die Fig. 221
zeigt. Für die weitere Schilderung des Descen-
sus
ist es nun nöthig zunächst von zwei beson-
deren Gebilden zu handeln, die zum Theil schon
besprochen wurden, nämlich dem Guberna-
culum Hunteri
und dem Processus vaginalis pe-
[Abbildung]

Fig. 221. Harn- und Geschlechtsorgane eines männlichen Embryo von drei
Monaten in natürlicher Grösse. n n Nebennieren, u h Cava inferior, n Niere,
h Hoden, g h Gubernaculum Hunteri, b Harnblase. Ausserdem sind der Mast-
darm, die Ureteren und Samenleiter (w g) zu sehen. Hinter dem Mastdarm und
zwischen den Nieren und Hoden ist eine längliche Masse, durch welche die
Art mesenterica inferior hervorkommt, die vielleicht zum Sympathicus gehört.

Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.
Erst im fünften und deutlicher im sechsten Monate beginnt der Ute-
rus sich abzugrenzen, dadurch, dass an der Stelle des späteren Ori-
ficium externum
ein leichter ringförmiger Wulst entsteht (Fig. 220, 3),
der dann nach und nach in den letzten Monaten der Schwangerschaft
zur Vaginalportion sich gestaltet. Von der Scheide ist weiter nichts
zu bemerken, als dass dieselbe in der Mitte der Schwangerschaft,
um welche Zeit auch ihre Runzeln auftreten, unverhältnissmässig
weit ist, so wie dass das Hymen nichts anderes ist, als eine Umbil-
dung des ursprünglichen Wulstes, mit dem der Kanal in den Sinus
urogenitalis
einmündet. Was den Uterus anlangt, so hat derselbe
noch im fünften Monate Wände, die kaum dicker sind als die der
Scheide. Im sechsten Monate beginnen dieselben vom Cervix aus
sich zu verdicken und diese Zunahme schreitet dann bis zum Ende
der Schwangerschaft fort, so jedoch, dass, wie längst bekannt, um
diese Zeit der Cervix, der etwa ⅔ der Länge des ganzen Organes
ausmacht, viel dicker ist als der Körper und der Grund.

Bevor wir die inneren Geschlechtsorgane verlassen, haben wirDescensus
ovariorum et
testiculorum
.

nun noch eines Phänomens zu gedenken, das beim männlichen Ge-
schlechte viel ausgeprägter sich findet, als beim weiblichen, nämlich
der Lageveränderung der Geschlechtsdrüse oder des Herabsteigens
der Hoden und Eierstöcke, Descensus ovariorum et testiculorum. Ho-
den und Eierstöcke liegen anfangs in der Bauchhöhle an der vorde-
ren und inneren Seite der Urnieren neben den Lendenwirbeln (Fig.
215) und verlaufen um diese Zeit auch ihre Gefässe einfach quer von
der Aorta und der Vena cava herüber. Im weiteren Verlaufe nun
rücken die Hoden, die wir für einmal allein ins Auge fassen wollen,

[Abbildung] Fig. 221.
allmälig abwärts, so dass sie im dritten Monate
schon die Stellung einnehmen, die die Fig. 221
zeigt. Für die weitere Schilderung des Descen-
sus
ist es nun nöthig zunächst von zwei beson-
deren Gebilden zu handeln, die zum Theil schon
besprochen wurden, nämlich dem Guberna-
culum Hunteri
und dem Processus vaginalis pe-
[Abbildung]

Fig. 221. Harn- und Geschlechtsorgane eines männlichen Embryo von drei
Monaten in natürlicher Grösse. n n Nebennieren, u h Cava inferior, n Niere,
h Hoden, g h Gubernaculum Hunteri, b Harnblase. Ausserdem sind der Mast-
darm, die Ureteren und Samenleiter (w g) zu sehen. Hinter dem Mastdarm und
zwischen den Nieren und Hoden ist eine längliche Masse, durch welche die
Art mesenterica inferior hervorkommt, die vielleicht zum Sympathicus gehört.

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[453/0469] Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane. Erst im fünften und deutlicher im sechsten Monate beginnt der Ute- rus sich abzugrenzen, dadurch, dass an der Stelle des späteren Ori- ficium externum ein leichter ringförmiger Wulst entsteht (Fig. 220, 3), der dann nach und nach in den letzten Monaten der Schwangerschaft zur Vaginalportion sich gestaltet. Von der Scheide ist weiter nichts zu bemerken, als dass dieselbe in der Mitte der Schwangerschaft, um welche Zeit auch ihre Runzeln auftreten, unverhältnissmässig weit ist, so wie dass das Hymen nichts anderes ist, als eine Umbil- dung des ursprünglichen Wulstes, mit dem der Kanal in den Sinus urogenitalis einmündet. Was den Uterus anlangt, so hat derselbe noch im fünften Monate Wände, die kaum dicker sind als die der Scheide. Im sechsten Monate beginnen dieselben vom Cervix aus sich zu verdicken und diese Zunahme schreitet dann bis zum Ende der Schwangerschaft fort, so jedoch, dass, wie längst bekannt, um diese Zeit der Cervix, der etwa ⅔ der Länge des ganzen Organes ausmacht, viel dicker ist als der Körper und der Grund. Bevor wir die inneren Geschlechtsorgane verlassen, haben wir nun noch eines Phänomens zu gedenken, das beim männlichen Ge- schlechte viel ausgeprägter sich findet, als beim weiblichen, nämlich der Lageveränderung der Geschlechtsdrüse oder des Herabsteigens der Hoden und Eierstöcke, Descensus ovariorum et testiculorum. Ho- den und Eierstöcke liegen anfangs in der Bauchhöhle an der vorde- ren und inneren Seite der Urnieren neben den Lendenwirbeln (Fig. 215) und verlaufen um diese Zeit auch ihre Gefässe einfach quer von der Aorta und der Vena cava herüber. Im weiteren Verlaufe nun rücken die Hoden, die wir für einmal allein ins Auge fassen wollen, [Abbildung Fig. 221.] allmälig abwärts, so dass sie im dritten Monate schon die Stellung einnehmen, die die Fig. 221 zeigt. Für die weitere Schilderung des Descen- sus ist es nun nöthig zunächst von zwei beson- deren Gebilden zu handeln, die zum Theil schon besprochen wurden, nämlich dem Guberna- culum Hunteri und dem Processus vaginalis pe- [Abbildung Fig. 221. Harn- und Geschlechtsorgane eines männlichen Embryo von drei Monaten in natürlicher Grösse. n n Nebennieren, u h Cava inferior, n Niere, h Hoden, g h Gubernaculum Hunteri, b Harnblase. Ausserdem sind der Mast- darm, die Ureteren und Samenleiter (w g) zu sehen. Hinter dem Mastdarm und zwischen den Nieren und Hoden ist eine längliche Masse, durch welche die Art mesenterica inferior hervorkommt, die vielleicht zum Sympathicus gehört.] Descensus ovariorum et testiculorum.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/469>, abgerufen am 24.11.2024.