Neugebornen wie 1:3 und beim Erwachsenen wie 1:8 sich verhal- ten. Bei Säugethieren sind die Nebennieren von Anbeginn an kleiner als die Nieren (Fig. 215). Ueber die innere Entwicklung des Organes ist nichts Wesentliches bekannt.
Die Schilderung der Entwicklung der Geschlechtsorgane,Entwicklung der inneren Geschlechts- organe im Allgemeinen. der zweite Theil unserer Aufgabe, erheischt zwar kein Zurückgehen auf die allerfrühesten Zustände, doch sind es auch hier wiederum die Wolff'schen Körper, die uns als Ausgangspuncte dienen, da ge- wisse Theile der Geschlechtsorgane im innigsten Zusammenhange mit diesen Drüsen, ja selbst aus gewissen Theilen derselben sich hervorbilden. Wollen Sie sich demnach aus früheren Stunden in Erinnerung bringen, dass die Wolff'schen Körper beim Menschen in der vierten und fünften Woche (s. Fig. 71 und 72) als zwei spin- delförmige, mehr compacte Drüsen in der ganzen Länge der Bauch- höhle sich erstrecken und durch ihre Ausführungsgänge, die Ur- nierengänge oder die Wolff'schen Gänge (Thiersch), die an der äusseren vorderen Seite der ganzen Organe herunterlaufen, in das untere Ende der Harnblase unterhalb der Ureteren einmünden. Die Beziehung der Wolff'schen Körper zu den Geschlechtsorganen nun ist kurz bezeichnet folgende: An der inneren Seite der Wolff'schen Körper und in innigem Zusammenhange mit ihnen entsteht selbstän- dig die Geschlechtsdrüse (Hoden oder Eierstock), welche bei bei-Geschlechts- drüse. den Geschlechtern anfänglich vollkommen gleich beschaffen ist, und gleichzeitig mit dieser Drüse entwickelt sich neben dem Wolff'schen Gange noch ein zweiter Kanal, der sogenannte Müller'sche GangMüller'scher Gang oder Geschlechtsgang. oder der Geschlechtsgang, der ebenfalls in das untere Ende der Harnblase einmündet. Beim männlichen Geschlechte nun vergeht dieser Müller'sche Gang später wieder bis auf geringe Ueberreste (den sogenannten Uterus masculinus oder die Vesicula prostatica), dagegen tritt die Geschlechtsdrüse mit einem Theile des Wolff'schen Körpers in Verbindung, welcher so zum Nebenhoden sich gestaltet, während aus dem Wolff'schen Gange der Samenleiter wird. Sie finden somit hier eine ganz merkwürdige Betheiligung der Primor- dialniere an der Bildung des samenableitenden Apparates; immerhin ist zu bemerken, dass nicht die ganze Drüse mit dem Geschlechts- apparate eine Vereinigung eingeht, vielmehr ein nicht unbeträcht- licher Abschnitt derselben ganz vergeht oder wenigstens nur in ganz untergeordnete und bedeutungslose Theile sich umwandelt. Beim weiblichen Geschlechte sind nun umgekehrt der Wolff'sche Körper
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Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.
Neugebornen wie 1:3 und beim Erwachsenen wie 1:8 sich verhal- ten. Bei Säugethieren sind die Nebennieren von Anbeginn an kleiner als die Nieren (Fig. 215). Ueber die innere Entwicklung des Organes ist nichts Wesentliches bekannt.
Die Schilderung der Entwicklung der Geschlechtsorgane,Entwicklung der inneren Geschlechts- organe im Allgemeinen. der zweite Theil unserer Aufgabe, erheischt zwar kein Zurückgehen auf die allerfrühesten Zustände, doch sind es auch hier wiederum die Wolff’schen Körper, die uns als Ausgangspuncte dienen, da ge- wisse Theile der Geschlechtsorgane im innigsten Zusammenhange mit diesen Drüsen, ja selbst aus gewissen Theilen derselben sich hervorbilden. Wollen Sie sich demnach aus früheren Stunden in Erinnerung bringen, dass die Wolff’schen Körper beim Menschen in der vierten und fünften Woche (s. Fig. 71 und 72) als zwei spin- delförmige, mehr compacte Drüsen in der ganzen Länge der Bauch- höhle sich erstrecken und durch ihre Ausführungsgänge, die Ur- nierengänge oder die Wolff’schen Gänge (Thiersch), die an der äusseren vorderen Seite der ganzen Organe herunterlaufen, in das untere Ende der Harnblase unterhalb der Ureteren einmünden. Die Beziehung der Wolff’schen Körper zu den Geschlechtsorganen nun ist kurz bezeichnet folgende: An der inneren Seite der Wolff’schen Körper und in innigem Zusammenhange mit ihnen entsteht selbstän- dig die Geschlechtsdrüse (Hoden oder Eierstock), welche bei bei-Geschlechts- drüse. den Geschlechtern anfänglich vollkommen gleich beschaffen ist, und gleichzeitig mit dieser Drüse entwickelt sich neben dem Wolff’schen Gange noch ein zweiter Kanal, der sogenannte Müller’sche GangMüller’scher Gang oder Geschlechtsgang. oder der Geschlechtsgang, der ebenfalls in das untere Ende der Harnblase einmündet. Beim männlichen Geschlechte nun vergeht dieser Müller’sche Gang später wieder bis auf geringe Ueberreste (den sogenannten Uterus masculinus oder die Vesicula prostatica), dagegen tritt die Geschlechtsdrüse mit einem Theile des Wolff’schen Körpers in Verbindung, welcher so zum Nebenhoden sich gestaltet, während aus dem Wolff’schen Gange der Samenleiter wird. Sie finden somit hier eine ganz merkwürdige Betheiligung der Primor- dialniere an der Bildung des samenableitenden Apparates; immerhin ist zu bemerken, dass nicht die ganze Drüse mit dem Geschlechts- apparate eine Vereinigung eingeht, vielmehr ein nicht unbeträcht- licher Abschnitt derselben ganz vergeht oder wenigstens nur in ganz untergeordnete und bedeutungslose Theile sich umwandelt. Beim weiblichen Geschlechte sind nun umgekehrt der Wolff’sche Körper
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Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.
Neugebornen wie 1:3 und beim Erwachsenen wie 1:8 sich verhal-
ten. Bei Säugethieren sind die Nebennieren von Anbeginn an kleiner
als die Nieren (Fig. 215). Ueber die innere Entwicklung des Organes
ist nichts Wesentliches bekannt.
Die Schilderung der Entwicklung der Geschlechtsorgane,
der zweite Theil unserer Aufgabe, erheischt zwar kein Zurückgehen
auf die allerfrühesten Zustände, doch sind es auch hier wiederum
die Wolff’schen Körper, die uns als Ausgangspuncte dienen, da ge-
wisse Theile der Geschlechtsorgane im innigsten Zusammenhange
mit diesen Drüsen, ja selbst aus gewissen Theilen derselben sich
hervorbilden. Wollen Sie sich demnach aus früheren Stunden in
Erinnerung bringen, dass die Wolff’schen Körper beim Menschen
in der vierten und fünften Woche (s. Fig. 71 und 72) als zwei spin-
delförmige, mehr compacte Drüsen in der ganzen Länge der Bauch-
höhle sich erstrecken und durch ihre Ausführungsgänge, die Ur-
nierengänge oder die Wolff’schen Gänge (Thiersch), die an der
äusseren vorderen Seite der ganzen Organe herunterlaufen, in das
untere Ende der Harnblase unterhalb der Ureteren einmünden. Die
Beziehung der Wolff’schen Körper zu den Geschlechtsorganen nun
ist kurz bezeichnet folgende: An der inneren Seite der Wolff’schen
Körper und in innigem Zusammenhange mit ihnen entsteht selbstän-
dig die Geschlechtsdrüse (Hoden oder Eierstock), welche bei bei-
den Geschlechtern anfänglich vollkommen gleich beschaffen ist, und
gleichzeitig mit dieser Drüse entwickelt sich neben dem Wolff’schen
Gange noch ein zweiter Kanal, der sogenannte Müller’sche Gang
oder der Geschlechtsgang, der ebenfalls in das untere Ende der
Harnblase einmündet. Beim männlichen Geschlechte nun vergeht
dieser Müller’sche Gang später wieder bis auf geringe Ueberreste
(den sogenannten Uterus masculinus oder die Vesicula prostatica),
dagegen tritt die Geschlechtsdrüse mit einem Theile des Wolff’schen
Körpers in Verbindung, welcher so zum Nebenhoden sich gestaltet,
während aus dem Wolff’schen Gange der Samenleiter wird. Sie
finden somit hier eine ganz merkwürdige Betheiligung der Primor-
dialniere an der Bildung des samenableitenden Apparates; immerhin
ist zu bemerken, dass nicht die ganze Drüse mit dem Geschlechts-
apparate eine Vereinigung eingeht, vielmehr ein nicht unbeträcht-
licher Abschnitt derselben ganz vergeht oder wenigstens nur in ganz
untergeordnete und bedeutungslose Theile sich umwandelt. Beim
weiblichen Geschlechte sind nun umgekehrt der Wolff’sche Körper
Entwicklung
der inneren
Geschlechts-
organe im
Allgemeinen.
Geschlechts-
drüse.
Müller’scher
Gang oder
Geschlechtsgang.
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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