Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Achtunddreissigste Vorlesung. mal der Harnleiter und zweitens eine gewisse Zahl von Ausbuch-tungen desselben, die Anlagen der Nierenkelche, welche mit der Faserschicht zusammen einen compacten Drüsenkörper mit glatter Oberfläche bilden. Ist das Organ soweit gebildet, so wächst es dann nach Analogie der traubenförmigen Drüsen zum Theil auch der Leber weiter, d. h. es bilden sich nun vom Epithel der Kelche aus solide Zellensprossen, welche, rasch wuchernd und sich verästelnd, bald eine Rindenschicht um die Kelche herum erzeugen und später auch in Läppchen sich gruppiren. In zweiter Linie werden dann diese Anlagen der Harnkanälchen von den Kelchen aus hohl und erzeugen zugleich nach aussen, wahrscheinlich nach Art der Cuticulae die Membrana propria, während zugleich die kolbig verdickten Enden derselben zu den Malpighischen Körperchen sich umwandeln durch einen Vorgang, über welchen bis jetzt einzig die früher schon an- geführten (St. 112) Angaben von Remak vorliegen. Ist die Niere so- weit entwickelt, so entsteht dann zum Schlusse durch fortgesetztes Wachsthum der Harnkanälchen auch noch die Marksubstanz, und das Organ ist im Wesentlichen angelegt. Ueber die äusseren Verhältnisse der Niere habe ich Ihnen nun Nebennieren.Ich reihe nun hier noch Einiges über die Nebennieren an, Achtunddreissigste Vorlesung. mal der Harnleiter und zweitens eine gewisse Zahl von Ausbuch-tungen desselben, die Anlagen der Nierenkelche, welche mit der Faserschicht zusammen einen compacten Drüsenkörper mit glatter Oberfläche bilden. Ist das Organ soweit gebildet, so wächst es dann nach Analogie der traubenförmigen Drüsen zum Theil auch der Leber weiter, d. h. es bilden sich nun vom Epithel der Kelche aus solide Zellensprossen, welche, rasch wuchernd und sich verästelnd, bald eine Rindenschicht um die Kelche herum erzeugen und später auch in Läppchen sich gruppiren. In zweiter Linie werden dann diese Anlagen der Harnkanälchen von den Kelchen aus hohl und erzeugen zugleich nach aussen, wahrscheinlich nach Art der Cuticulae die Membrana propria, während zugleich die kolbig verdickten Enden derselben zu den Malpighischen Körperchen sich umwandeln durch einen Vorgang, über welchen bis jetzt einzig die früher schon an- geführten (St. 112) Angaben von Remak vorliegen. Ist die Niere so- weit entwickelt, so entsteht dann zum Schlusse durch fortgesetztes Wachsthum der Harnkanälchen auch noch die Marksubstanz, und das Organ ist im Wesentlichen angelegt. Ueber die äusseren Verhältnisse der Niere habe ich Ihnen nun Nebennieren.Ich reihe nun hier noch Einiges über die Nebennieren an, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0450" n="434"/><fw place="top" type="header">Achtunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/> mal der Harnleiter und zweitens eine gewisse Zahl von Ausbuch-<lb/> tungen desselben, die Anlagen der Nierenkelche, welche mit der<lb/> Faserschicht zusammen einen compacten Drüsenkörper mit glatter<lb/> Oberfläche bilden. Ist das Organ soweit gebildet, so wächst es dann<lb/> nach Analogie der traubenförmigen Drüsen zum Theil auch der Leber<lb/> weiter, d. h. es bilden sich nun vom Epithel der Kelche aus solide<lb/> Zellensprossen, welche, rasch wuchernd und sich verästelnd, bald<lb/> eine Rindenschicht um die Kelche herum erzeugen und später auch<lb/> in Läppchen sich gruppiren. In zweiter Linie werden dann diese<lb/> Anlagen der Harnkanälchen von den Kelchen aus hohl und erzeugen<lb/> zugleich nach aussen, wahrscheinlich nach Art der <hi rendition="#i">Cuticulae</hi> die<lb/><hi rendition="#i">Membrana propria</hi>, während zugleich die kolbig verdickten Enden<lb/> derselben zu den Malpighischen Körperchen sich umwandeln durch<lb/> einen Vorgang, über welchen bis jetzt einzig die früher schon an-<lb/> geführten (St. 112) Angaben von <hi rendition="#k">Remak</hi> vorliegen. Ist die Niere so-<lb/> weit entwickelt, so entsteht dann zum Schlusse durch fortgesetztes<lb/> Wachsthum der Harnkanälchen auch noch die Marksubstanz, und<lb/> das Organ ist im Wesentlichen angelegt.</p><lb/> <p>Ueber die äusseren Verhältnisse der Niere habe ich Ihnen nun<lb/> nur noch zu bemerken, dass dieselbe im dritten Monate unterhalb<lb/> der Nebenniere an der hinteren Bauchwand zum Vorschein kommt<lb/> (Figg. 98, 105) und von nun an rascher wächst als die Nebennieren,<lb/> die so langsam in eine mehr untergeordnete Stellung kommen. Die<lb/> so früh auftretenden Lappen ferner an der Oberfläche des Organes<lb/> bleiben während der ganzen Embryonalperiode bestehen und bilden<lb/> sich immer deutlicher aus, um dann erst nach der Geburt mit ein-<lb/> ander zu verschmelzen.</p><lb/> <p><note place="left">Nebennieren.</note>Ich reihe nun hier noch Einiges über die <hi rendition="#g">Nebennieren</hi> an,<lb/> von denen schon früher bei Gelegenheit der Entwicklung des <hi rendition="#i">Sym-<lb/> pathicus</hi> die Rede war (St. 271). Die Nebennieren entstehen im<lb/> zweiten Monate um die sechste bis siebente Woche aus einem vor<lb/> der <hi rendition="#i">Aorta</hi> und zwischen den <hi rendition="#k">Wolff</hi>’schen Körpern gelegenen Bla-<lb/> steme, das den Mittelplatten angehört, und sind allem Anscheine nach<lb/> ursprünglich mit einander verschmolzen oder bilden wenigstens mit<lb/> einem mittleren Blasteme, das dann später zu den sympathischen<lb/> Plexus wird, Eine Masse. Im zweiten Monate grösser als die Nieren<lb/> (Fig. 213), werden sie im dritten Monate denselben gleich und neh-<lb/> men von da an relativ ab, so dass nach <hi rendition="#k">Meckel</hi> beim sechsmonatlichen<lb/> Embryo Nebennieren und Nieren dem Gewichte nach wie 2:5, beim<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [434/0450]
Achtunddreissigste Vorlesung.
mal der Harnleiter und zweitens eine gewisse Zahl von Ausbuch-
tungen desselben, die Anlagen der Nierenkelche, welche mit der
Faserschicht zusammen einen compacten Drüsenkörper mit glatter
Oberfläche bilden. Ist das Organ soweit gebildet, so wächst es dann
nach Analogie der traubenförmigen Drüsen zum Theil auch der Leber
weiter, d. h. es bilden sich nun vom Epithel der Kelche aus solide
Zellensprossen, welche, rasch wuchernd und sich verästelnd, bald
eine Rindenschicht um die Kelche herum erzeugen und später auch
in Läppchen sich gruppiren. In zweiter Linie werden dann diese
Anlagen der Harnkanälchen von den Kelchen aus hohl und erzeugen
zugleich nach aussen, wahrscheinlich nach Art der Cuticulae die
Membrana propria, während zugleich die kolbig verdickten Enden
derselben zu den Malpighischen Körperchen sich umwandeln durch
einen Vorgang, über welchen bis jetzt einzig die früher schon an-
geführten (St. 112) Angaben von Remak vorliegen. Ist die Niere so-
weit entwickelt, so entsteht dann zum Schlusse durch fortgesetztes
Wachsthum der Harnkanälchen auch noch die Marksubstanz, und
das Organ ist im Wesentlichen angelegt.
Ueber die äusseren Verhältnisse der Niere habe ich Ihnen nun
nur noch zu bemerken, dass dieselbe im dritten Monate unterhalb
der Nebenniere an der hinteren Bauchwand zum Vorschein kommt
(Figg. 98, 105) und von nun an rascher wächst als die Nebennieren,
die so langsam in eine mehr untergeordnete Stellung kommen. Die
so früh auftretenden Lappen ferner an der Oberfläche des Organes
bleiben während der ganzen Embryonalperiode bestehen und bilden
sich immer deutlicher aus, um dann erst nach der Geburt mit ein-
ander zu verschmelzen.
Ich reihe nun hier noch Einiges über die Nebennieren an,
von denen schon früher bei Gelegenheit der Entwicklung des Sym-
pathicus die Rede war (St. 271). Die Nebennieren entstehen im
zweiten Monate um die sechste bis siebente Woche aus einem vor
der Aorta und zwischen den Wolff’schen Körpern gelegenen Bla-
steme, das den Mittelplatten angehört, und sind allem Anscheine nach
ursprünglich mit einander verschmolzen oder bilden wenigstens mit
einem mittleren Blasteme, das dann später zu den sympathischen
Plexus wird, Eine Masse. Im zweiten Monate grösser als die Nieren
(Fig. 213), werden sie im dritten Monate denselben gleich und neh-
men von da an relativ ab, so dass nach Meckel beim sechsmonatlichen
Embryo Nebennieren und Nieren dem Gewichte nach wie 2:5, beim
Nebennieren.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |