noch lange Zeit hindurch am oberen Ende die primitive Spindel- gestalt erhält und ohne scharfe Grenze in den Urachus übergeht.
Indem wir die weiteren Formveränderungen der Harnblase bei Seite lassen oder für die später abzuhandelnde Geschichte des Sinus urogenitalis aufsparen und nur das noch betonen, dass dieselbe an- fänglich und längere Zeit hindurch einem guten Theile nach in der Entwicklung der Nieren.Bauchhöhle liegt, wenden wir uns zu den bleibenden Nieren. Von diesen ist die allererste Entwicklung bis jetzt einzig und allein Nieren des Hühnchens.beim Hühnerembryo durch Remak bekannt geworden und schil- dere ich Ihnen daher zuerst die hier sich findenden Vorgänge. Am sechsten Tage der Bebrütung erscheinen beim Hühnchen neben und einwärts von den Ausführungsgängen der Wolff'schen Körper an der hinteren Wand der Kloake oder des letzten Endes des Mastdar- mes und als unmittelbare Fortsetzungen der Wandungen derselben zwei hohle einfache Blindsäckchen (bei Remak Taf. VI. Fig. 83), die aus denselben beiden Schichten, wie die ersten Anlagen aller Darmdrüsen, nämlich einer Faserlage und einer Epithelial- schicht bestehen, und somit auf ein Haar der frühesten Lungenform gleichen. In der That wächst nun auch diese Anlage nach dem Typus der Lungen und nicht nach dem der gewöhnlichen traubenförmigen Drüsen, mit anderen Worten, es bildet sich dieselbe als Hohlgebilde weiter und treibt dann auch später hohle Aeste, welche Remak vom siebenten und neunten Tage zierlich dargestellt hat (l. c. Taf. VI. Fig. 84 und 85). Bis zum zehnten Tage haben alle hohlen Endäste der Nierenanlage noch einen geraden Verlauf, von da an aber be- ginnen dieselben sich zu winden, womit dann der Unterschied einer Rinden- und Marksubstanz auftritt. -- Weiter hat sich Remak über die Entwicklung der Niere des Hühnchens nicht ausgesprochen, es scheint jedoch aus dem Angegebenen hervorzugehen, dass dieselbe ganz und gar aus hohlen Sprossen des ursprünglichen Blindsäck- chens sich aufbaut und niemals solide Sprossen besitzt.
Niere der Säugethiere und des Menschen.Bei den Säugethieren und beim Menschen ist die erste Entwick- lung der Niere noch gänzlich unbekannt, doch lässt sich aus der nicht schwer zu constatirenden Thatsache, dass dieselbe anfänglich hinter dem untersten Theile der Urnieren ihre Lage hat und später bis zu den Seiten der Lendenwirbelsäule hinter denselben herauf- rückt, entnehmen, dass dieselbe höchst wahrscheinlich auch hier als eine Ausstülpung, wenn auch nicht des Mastdarmes, so doch der Harnblase oder des früheren Urachus sich bildet. Beim menschlichen
Achtunddreissigste Vorlesung.
noch lange Zeit hindurch am oberen Ende die primitive Spindel- gestalt erhält und ohne scharfe Grenze in den Urachus übergeht.
Indem wir die weiteren Formveränderungen der Harnblase bei Seite lassen oder für die später abzuhandelnde Geschichte des Sinus urogenitalis aufsparen und nur das noch betonen, dass dieselbe an- fänglich und längere Zeit hindurch einem guten Theile nach in der Entwicklung der Nieren.Bauchhöhle liegt, wenden wir uns zu den bleibenden Nieren. Von diesen ist die allererste Entwicklung bis jetzt einzig und allein Nieren des Hühnchens.beim Hühnerembryo durch Remak bekannt geworden und schil- dere ich Ihnen daher zuerst die hier sich findenden Vorgänge. Am sechsten Tage der Bebrütung erscheinen beim Hühnchen neben und einwärts von den Ausführungsgängen der Wolff’schen Körper an der hinteren Wand der Kloake oder des letzten Endes des Mastdar- mes und als unmittelbare Fortsetzungen der Wandungen derselben zwei hohle einfache Blindsäckchen (bei Remak Taf. VI. Fig. 83), die aus denselben beiden Schichten, wie die ersten Anlagen aller Darmdrüsen, nämlich einer Faserlage und einer Epithelial- schicht bestehen, und somit auf ein Haar der frühesten Lungenform gleichen. In der That wächst nun auch diese Anlage nach dem Typus der Lungen und nicht nach dem der gewöhnlichen traubenförmigen Drüsen, mit anderen Worten, es bildet sich dieselbe als Hohlgebilde weiter und treibt dann auch später hohle Aeste, welche Remak vom siebenten und neunten Tage zierlich dargestellt hat (l. c. Taf. VI. Fig. 84 und 85). Bis zum zehnten Tage haben alle hohlen Endäste der Nierenanlage noch einen geraden Verlauf, von da an aber be- ginnen dieselben sich zu winden, womit dann der Unterschied einer Rinden- und Marksubstanz auftritt. — Weiter hat sich Remak über die Entwicklung der Niere des Hühnchens nicht ausgesprochen, es scheint jedoch aus dem Angegebenen hervorzugehen, dass dieselbe ganz und gar aus hohlen Sprossen des ursprünglichen Blindsäck- chens sich aufbaut und niemals solide Sprossen besitzt.
Niere der Säugethiere und des Menschen.Bei den Säugethieren und beim Menschen ist die erste Entwick- lung der Niere noch gänzlich unbekannt, doch lässt sich aus der nicht schwer zu constatirenden Thatsache, dass dieselbe anfänglich hinter dem untersten Theile der Urnieren ihre Lage hat und später bis zu den Seiten der Lendenwirbelsäule hinter denselben herauf- rückt, entnehmen, dass dieselbe höchst wahrscheinlich auch hier als eine Ausstülpung, wenn auch nicht des Mastdarmes, so doch der Harnblase oder des früheren Urachus sich bildet. Beim menschlichen
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Achtunddreissigste Vorlesung.
noch lange Zeit hindurch am oberen Ende die primitive Spindel-
gestalt erhält und ohne scharfe Grenze in den Urachus übergeht.
Indem wir die weiteren Formveränderungen der Harnblase bei
Seite lassen oder für die später abzuhandelnde Geschichte des Sinus
urogenitalis aufsparen und nur das noch betonen, dass dieselbe an-
fänglich und längere Zeit hindurch einem guten Theile nach in der
Bauchhöhle liegt, wenden wir uns zu den bleibenden Nieren.
Von diesen ist die allererste Entwicklung bis jetzt einzig und allein
beim Hühnerembryo durch Remak bekannt geworden und schil-
dere ich Ihnen daher zuerst die hier sich findenden Vorgänge. Am
sechsten Tage der Bebrütung erscheinen beim Hühnchen neben und
einwärts von den Ausführungsgängen der Wolff’schen Körper an
der hinteren Wand der Kloake oder des letzten Endes des Mastdar-
mes und als unmittelbare Fortsetzungen der Wandungen
derselben zwei hohle einfache Blindsäckchen (bei Remak Taf. VI.
Fig. 83), die aus denselben beiden Schichten, wie die ersten Anlagen
aller Darmdrüsen, nämlich einer Faserlage und einer Epithelial-
schicht bestehen, und somit auf ein Haar der frühesten Lungenform
gleichen. In der That wächst nun auch diese Anlage nach dem Typus
der Lungen und nicht nach dem der gewöhnlichen traubenförmigen
Drüsen, mit anderen Worten, es bildet sich dieselbe als Hohlgebilde
weiter und treibt dann auch später hohle Aeste, welche Remak vom
siebenten und neunten Tage zierlich dargestellt hat (l. c. Taf. VI.
Fig. 84 und 85). Bis zum zehnten Tage haben alle hohlen Endäste
der Nierenanlage noch einen geraden Verlauf, von da an aber be-
ginnen dieselben sich zu winden, womit dann der Unterschied einer
Rinden- und Marksubstanz auftritt. — Weiter hat sich Remak über
die Entwicklung der Niere des Hühnchens nicht ausgesprochen, es
scheint jedoch aus dem Angegebenen hervorzugehen, dass dieselbe
ganz und gar aus hohlen Sprossen des ursprünglichen Blindsäck-
chens sich aufbaut und niemals solide Sprossen besitzt.
Entwicklung der
Nieren.
Nieren des
Hühnchens.
Bei den Säugethieren und beim Menschen ist die erste Entwick-
lung der Niere noch gänzlich unbekannt, doch lässt sich aus der
nicht schwer zu constatirenden Thatsache, dass dieselbe anfänglich
hinter dem untersten Theile der Urnieren ihre Lage hat und später
bis zu den Seiten der Lendenwirbelsäule hinter denselben herauf-
rückt, entnehmen, dass dieselbe höchst wahrscheinlich auch hier als
eine Ausstülpung, wenn auch nicht des Mastdarmes, so doch der
Harnblase oder des früheren Urachus sich bildet. Beim menschlichen
Niere der
Säugethiere und
des Menschen.
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/448>, abgerufen am 22.11.2024.
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