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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Achtunddreissigste Vorlesung.
VII. Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.

Lassen Sie uns jetzt, meine Herren, das Capitel der Entwick-
lungsgeschichte in Angriff nehmen, welches unsere Gesammtaufgabe
vollenden soll, nämlich die Harn- und Geschlechtsorgane.

Was vor Allem die Harnorgane anlangt, so wissen Sie aus frü-Entwicklung der
Harnorgane.

heren Vorlesungen, dass bei jungen Embryonen eine Drüse, der
Wolff'sche Körper oder die Urniere, sich findet, die nicht nur
im Wesentlichen den Bau der Niere besitzt, sondern auch wirklich
Harn secernirt und in die Allantois ergiesst. Diese Drüse steht jedoch
mit der bleibenden Niere durchaus in keinem genetischen Zusam-
menhange, wohl aber wandelt sich ein anderer Theil des Gebietes,
welchem dieselbe angehört, nämlich die Allantois, wenigstens mit
Einem Abschnitte in gewisse bleibende Theile des Harnapparates
um. Sie erinnern sich wohl noch an den Urachus oder den Stiel der
Allantois, durch welchen dieselbe mit der vorderen Wand des Mast-
darmes zusammenhängt (s. Fig. 47, 60, 61). Dieser Urachus oderBildung der
Harnblase.

Harngang nun erweitert sich schon im zweiten Monate in seinem
nahezu untersten Theile zu einem beiläufig spindelförmigen Behälter,
der Harnblase, die durch einen kurzen Gang mit dem Mastdarme
sich vereint und an ihrem oberen Ende mit einem anfangs noch hoh-
len Kanale, der den Namen Urachus beibehält, in den Nabelstrang
sich erstreckt und dann sich verliert. Später verengert sich dieser
Kanal und schliesst sich zuletzt in einer nicht genau zu bestimmen-
den Zeit (meist erst gegen das Ende der Fötalperiode), was dann zur
Bildung des Ligamentum vesicae medium führt, und zugleich entwickelt
sich die Harnblase zu einem immer weiteren Behälter, der jedoch

Achtunddreissigste Vorlesung.
VII. Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.

Lassen Sie uns jetzt, meine Herren, das Capitel der Entwick-
lungsgeschichte in Angriff nehmen, welches unsere Gesammtaufgabe
vollenden soll, nämlich die Harn- und Geschlechtsorgane.

Was vor Allem die Harnorgane anlangt, so wissen Sie aus frü-Entwicklung der
Harnorgane.

heren Vorlesungen, dass bei jungen Embryonen eine Drüse, der
Wolff’sche Körper oder die Urniere, sich findet, die nicht nur
im Wesentlichen den Bau der Niere besitzt, sondern auch wirklich
Harn secernirt und in die Allantois ergiesst. Diese Drüse steht jedoch
mit der bleibenden Niere durchaus in keinem genetischen Zusam-
menhange, wohl aber wandelt sich ein anderer Theil des Gebietes,
welchem dieselbe angehört, nämlich die Allantois, wenigstens mit
Einem Abschnitte in gewisse bleibende Theile des Harnapparates
um. Sie erinnern sich wohl noch an den Urachus oder den Stiel der
Allantois, durch welchen dieselbe mit der vorderen Wand des Mast-
darmes zusammenhängt (s. Fig. 47, 60, 61). Dieser Urachus oderBildung der
Harnblase.

Harngang nun erweitert sich schon im zweiten Monate in seinem
nahezu untersten Theile zu einem beiläufig spindelförmigen Behälter,
der Harnblase, die durch einen kurzen Gang mit dem Mastdarme
sich vereint und an ihrem oberen Ende mit einem anfangs noch hoh-
len Kanale, der den Namen Urachus beibehält, in den Nabelstrang
sich erstreckt und dann sich verliert. Später verengert sich dieser
Kanal und schliesst sich zuletzt in einer nicht genau zu bestimmen-
den Zeit (meist erst gegen das Ende der Fötalperiode), was dann zur
Bildung des Ligamentum vesicae medium führt, und zugleich entwickelt
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[[431]/0447] Achtunddreissigste Vorlesung. VII. Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane. Lassen Sie uns jetzt, meine Herren, das Capitel der Entwick- lungsgeschichte in Angriff nehmen, welches unsere Gesammtaufgabe vollenden soll, nämlich die Harn- und Geschlechtsorgane. Was vor Allem die Harnorgane anlangt, so wissen Sie aus frü- heren Vorlesungen, dass bei jungen Embryonen eine Drüse, der Wolff’sche Körper oder die Urniere, sich findet, die nicht nur im Wesentlichen den Bau der Niere besitzt, sondern auch wirklich Harn secernirt und in die Allantois ergiesst. Diese Drüse steht jedoch mit der bleibenden Niere durchaus in keinem genetischen Zusam- menhange, wohl aber wandelt sich ein anderer Theil des Gebietes, welchem dieselbe angehört, nämlich die Allantois, wenigstens mit Einem Abschnitte in gewisse bleibende Theile des Harnapparates um. Sie erinnern sich wohl noch an den Urachus oder den Stiel der Allantois, durch welchen dieselbe mit der vorderen Wand des Mast- darmes zusammenhängt (s. Fig. 47, 60, 61). Dieser Urachus oder Harngang nun erweitert sich schon im zweiten Monate in seinem nahezu untersten Theile zu einem beiläufig spindelförmigen Behälter, der Harnblase, die durch einen kurzen Gang mit dem Mastdarme sich vereint und an ihrem oberen Ende mit einem anfangs noch hoh- len Kanale, der den Namen Urachus beibehält, in den Nabelstrang sich erstreckt und dann sich verliert. Später verengert sich dieser Kanal und schliesst sich zuletzt in einer nicht genau zu bestimmen- den Zeit (meist erst gegen das Ende der Fötalperiode), was dann zur Bildung des Ligamentum vesicae medium führt, und zugleich entwickelt sich die Harnblase zu einem immer weiteren Behälter, der jedoch Entwicklung der Harnorgane. Bildung der Harnblase.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [431]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/447>, abgerufen am 22.11.2024.