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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Gefässsystems.
selten zu gleicher Zeit vorhanden sind, wie Sie diess in der Fig.
203, 2 dargestellt finden, in der auch die Stelle des fünften Bogens
durch eine punctirte Linie angegeben ist. Der vierte und fünfte Bo-
gen entstehen als Queranastomosen zwischen dem Truncus arteriosus
selbst und dem hinteren Theile des ursprünglichen ersten Aorten-
bogens und liegen der vierte an der Innenseite des vierten Kiemen-
bogens und der fünfte hinter der vierten Kiemenspalte. Es entspre-
chen sich mithin die Kiemenbogen und Aortenbogen ganz mit ein-
ziger Ausnahme dessen, dass bei den höheren Wirbelthieren kein
fünfter Kiemenbogen sich entwickelt und ist klar, dass die Aorten-
bogen eine Wiederholung des ersten Entwicklungszustandes der
Kiemengefässe der Fische und Batrachier sind. Da jedoch bei den
höheren Thieren keine Kiemen sich ausbilden, so vergeht ein Theil
der Aortenbogen wieder und findet auch der Abschnitt derselben,
der sich erhält, eine ganz eigenthümliche Verwendung.

Die Umwandlung der Aortenbogen in die bleibenden GefässeUmwandlungen
der Aortenbogen.

schildere ich Ihnen nun nach Rathke's sorgfältigen Untersuchungen
und versinnliche ich Ihnen dieselben durch die zwei Schemata Fig.
203, 3 und 4, die mit einer geringen Modification nach einem von
Rathke gegebenen Schema construirt sind. Die bleibenden grossen
Arterien gehen im Wesentlichen aus den drei letzten Aortenbogen
hervor, doch erhält sich auch ein Theil des ersten und zweiten Bo-
gens in der Carotis interna c" und Carotis externa c'. Von den drei
letzten Bogen wird der vorderste (der dritte der ganzen Reihe) zum
Anfange der Carotis interna, während die Carotis communis c aus dem
Anfange des ursprünglichen ersten Arcus aortae sich entwickelt.
Der zweite bleibende Aortenbogen (der vierte der ganzen Reihe) setzt
sich auf beiden Seiten, nach der Trennung des Truncus arteriosus in
Aorta und Art. pulmonalis mit der Aorta in Verbindung und wird
links zum eigentlichen bleibenden Arcus aortae, rechts zum Truncus
anonymus
und zum Anfange des Subclavia dextra s'. Die Verbindung
zwischen dem ersten und zweiten bleibenden Bogen (dem dritten
und vierten ursprünglichen Bogen) vergeht. Der dritte bleibende
Bogen (der fünfte der ursprünglichen Reihe) vergeht rechts vollstän-
dig, links tritt derselbe mit der Pulmonalis in Zusammenhang und
bleibt auch während des ganzen Fötallebens mit dem bleibenden
Arcus aortae in Verbindung, so dass das Blut der rechten Kammer
in die Aorta descendens sich entleert. Aus diesem Bogen entwickeln
sich auch die beiden Lungenäste selbst p' p", die anfänglich ein

Entwicklung des Gefässsystems.
selten zu gleicher Zeit vorhanden sind, wie Sie diess in der Fig.
203, 2 dargestellt finden, in der auch die Stelle des fünften Bogens
durch eine punctirte Linie angegeben ist. Der vierte und fünfte Bo-
gen entstehen als Queranastomosen zwischen dem Truncus arteriosus
selbst und dem hinteren Theile des ursprünglichen ersten Aorten-
bogens und liegen der vierte an der Innenseite des vierten Kiemen-
bogens und der fünfte hinter der vierten Kiemenspalte. Es entspre-
chen sich mithin die Kiemenbogen und Aortenbogen ganz mit ein-
ziger Ausnahme dessen, dass bei den höheren Wirbelthieren kein
fünfter Kiemenbogen sich entwickelt und ist klar, dass die Aorten-
bogen eine Wiederholung des ersten Entwicklungszustandes der
Kiemengefässe der Fische und Batrachier sind. Da jedoch bei den
höheren Thieren keine Kiemen sich ausbilden, so vergeht ein Theil
der Aortenbogen wieder und findet auch der Abschnitt derselben,
der sich erhält, eine ganz eigenthümliche Verwendung.

Die Umwandlung der Aortenbogen in die bleibenden GefässeUmwandlungen
der Aortenbogen.

schildere ich Ihnen nun nach Rathke’s sorgfältigen Untersuchungen
und versinnliche ich Ihnen dieselben durch die zwei Schemata Fig.
203, 3 und 4, die mit einer geringen Modification nach einem von
Rathke gegebenen Schema construirt sind. Die bleibenden grossen
Arterien gehen im Wesentlichen aus den drei letzten Aortenbogen
hervor, doch erhält sich auch ein Theil des ersten und zweiten Bo-
gens in der Carotis interna c″ und Carotis externa c′. Von den drei
letzten Bogen wird der vorderste (der dritte der ganzen Reihe) zum
Anfange der Carotis interna, während die Carotis communis c aus dem
Anfange des ursprünglichen ersten Arcus aortae sich entwickelt.
Der zweite bleibende Aortenbogen (der vierte der ganzen Reihe) setzt
sich auf beiden Seiten, nach der Trennung des Truncus arteriosus in
Aorta und Art. pulmonalis mit der Aorta in Verbindung und wird
links zum eigentlichen bleibenden Arcus aortae, rechts zum Truncus
anonymus
und zum Anfange des Subclavia dextra s′. Die Verbindung
zwischen dem ersten und zweiten bleibenden Bogen (dem dritten
und vierten ursprünglichen Bogen) vergeht. Der dritte bleibende
Bogen (der fünfte der ursprünglichen Reihe) vergeht rechts vollstän-
dig, links tritt derselbe mit der Pulmonalis in Zusammenhang und
bleibt auch während des ganzen Fötallebens mit dem bleibenden
Arcus aortae in Verbindung, so dass das Blut der rechten Kammer
in die Aorta descendens sich entleert. Aus diesem Bogen entwickeln
sich auch die beiden Lungenäste selbst p′ p″, die anfänglich ein

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[409/0425] Entwicklung des Gefässsystems. selten zu gleicher Zeit vorhanden sind, wie Sie diess in der Fig. 203, 2 dargestellt finden, in der auch die Stelle des fünften Bogens durch eine punctirte Linie angegeben ist. Der vierte und fünfte Bo- gen entstehen als Queranastomosen zwischen dem Truncus arteriosus selbst und dem hinteren Theile des ursprünglichen ersten Aorten- bogens und liegen der vierte an der Innenseite des vierten Kiemen- bogens und der fünfte hinter der vierten Kiemenspalte. Es entspre- chen sich mithin die Kiemenbogen und Aortenbogen ganz mit ein- ziger Ausnahme dessen, dass bei den höheren Wirbelthieren kein fünfter Kiemenbogen sich entwickelt und ist klar, dass die Aorten- bogen eine Wiederholung des ersten Entwicklungszustandes der Kiemengefässe der Fische und Batrachier sind. Da jedoch bei den höheren Thieren keine Kiemen sich ausbilden, so vergeht ein Theil der Aortenbogen wieder und findet auch der Abschnitt derselben, der sich erhält, eine ganz eigenthümliche Verwendung. Die Umwandlung der Aortenbogen in die bleibenden Gefässe schildere ich Ihnen nun nach Rathke’s sorgfältigen Untersuchungen und versinnliche ich Ihnen dieselben durch die zwei Schemata Fig. 203, 3 und 4, die mit einer geringen Modification nach einem von Rathke gegebenen Schema construirt sind. Die bleibenden grossen Arterien gehen im Wesentlichen aus den drei letzten Aortenbogen hervor, doch erhält sich auch ein Theil des ersten und zweiten Bo- gens in der Carotis interna c″ und Carotis externa c′. Von den drei letzten Bogen wird der vorderste (der dritte der ganzen Reihe) zum Anfange der Carotis interna, während die Carotis communis c aus dem Anfange des ursprünglichen ersten Arcus aortae sich entwickelt. Der zweite bleibende Aortenbogen (der vierte der ganzen Reihe) setzt sich auf beiden Seiten, nach der Trennung des Truncus arteriosus in Aorta und Art. pulmonalis mit der Aorta in Verbindung und wird links zum eigentlichen bleibenden Arcus aortae, rechts zum Truncus anonymus und zum Anfange des Subclavia dextra s′. Die Verbindung zwischen dem ersten und zweiten bleibenden Bogen (dem dritten und vierten ursprünglichen Bogen) vergeht. Der dritte bleibende Bogen (der fünfte der ursprünglichen Reihe) vergeht rechts vollstän- dig, links tritt derselbe mit der Pulmonalis in Zusammenhang und bleibt auch während des ganzen Fötallebens mit dem bleibenden Arcus aortae in Verbindung, so dass das Blut der rechten Kammer in die Aorta descendens sich entleert. Aus diesem Bogen entwickeln sich auch die beiden Lungenäste selbst p′ p″, die anfänglich ein Umwandlungen der Aortenbogen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/425>, abgerufen am 18.05.2024.