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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Fünfunddreissigste Vorlesung.
und am verschmälerten Ende mit einigen (ich zählte sieben) ge-
schlängelten Nebengängen versehen war, von denen jeder in seinem
schmäleren Anfangstheile schon ein Lumen besass, dagegen am Ende
in eine solide rundlich birnförmige Knospe ausging. Am Ende des
zweiten Monates fand ich die Drüse in ihren Hauptabtheilungen be-
reits vollkommen angelegt, jedoch fällt die Bildung der hohlen Drü-
senbläschen in eine bedeutend spätere Zeit, denn im dritten Monate
traf ich die rundlichen Enden der Drüsengänge noch vollkommen
solid, obschon ihr Durchmesser bereits 0,02''' betrug.

Ductus
pancreatici
.
Das Pancreas hat, wie Ihnen bekannt ist, sehr häufig, ja wahr-
scheinlich immer zwei Ausführungsgänge, es ist jedoch bis jetzt noch
durchaus unklar, wie der zweite Gang sich bildet. Da nach v. Baer
beim Hühnchen öfter ein Rudiment eines rechten Pancreas sich an-
legt, das aber bald verschwindet, so könnte man daran denken,
dass beim Menschen dieses rechte Rudiment zum Ductus pancreaticus
minor
sich umgestaltet. Es stellen sich jedoch dieser Vermuthung
manche Bedenken entgegen, vor Allem die, dass das Pancreas nach
Rathke und Remak in der hinteren Mittellinie sich entwickelt und
nur secundär eine einseitige Lage annimmt, sowie ferner dass auch
das Hühnchen zwei pancreatische Gänge besitzt, welche um so mehr
Beachtung verdienen, als Remak Andeutungen über eine ganz andere
Bildung des zweiten Ganges gegeben hat (St. 115), denen zufolge der-
selbe ein erst secundär mit dem Darm sich verbindender Ausläufer
des grösseren Ganges zu sein scheint. -- Unaufgeklärt ist auch bis
jetzt, wie es kommt, dass später der Ductus pancreaticus und chole-
dochus
neben einander ausmünden, da dieselben doch ursprünglich,
der eine vorn und der andere hinten am Duodenum entstehen. Im
dritten und vierten Monate mündet nach Meckel der Wirsungianus
oben und links in die Pars descendens, der Choledochus unten und
rechts, im fünften Monate dagegen liegen beide Gänge neben ein-
ander.

Als Anhang zu den Darmdrüsen beschreibe ich Ihnen nun noch
die Entwicklung dreier sogenannter Blutgefässdrüsen, der Milz, der
Thymus und der Thyreoidea, die sich wohl am besten hier an-
reihen.

Milz.Die Milz bietet mit Bezug auf ihre Entwicklung nur geringes
Interesse dar. Dieselbe entwickelt sich im zweiten Monate, wann ist
nicht genau bekannt, im Magengekröse dicht am Magen aus einem
Blasteme, das dem mittleren Keimblatte, genauer bezeichnet den

Fünfunddreissigste Vorlesung.
und am verschmälerten Ende mit einigen (ich zählte sieben) ge-
schlängelten Nebengängen versehen war, von denen jeder in seinem
schmäleren Anfangstheile schon ein Lumen besass, dagegen am Ende
in eine solide rundlich birnförmige Knospe ausging. Am Ende des
zweiten Monates fand ich die Drüse in ihren Hauptabtheilungen be-
reits vollkommen angelegt, jedoch fällt die Bildung der hohlen Drü-
senbläschen in eine bedeutend spätere Zeit, denn im dritten Monate
traf ich die rundlichen Enden der Drüsengänge noch vollkommen
solid, obschon ihr Durchmesser bereits 0,02‴ betrug.

Ductus
pancreatici
.
Das Pancreas hat, wie Ihnen bekannt ist, sehr häufig, ja wahr-
scheinlich immer zwei Ausführungsgänge, es ist jedoch bis jetzt noch
durchaus unklar, wie der zweite Gang sich bildet. Da nach v. Baer
beim Hühnchen öfter ein Rudiment eines rechten Pancreas sich an-
legt, das aber bald verschwindet, so könnte man daran denken,
dass beim Menschen dieses rechte Rudiment zum Ductus pancreaticus
minor
sich umgestaltet. Es stellen sich jedoch dieser Vermuthung
manche Bedenken entgegen, vor Allem die, dass das Pancreas nach
Rathke und Remak in der hinteren Mittellinie sich entwickelt und
nur secundär eine einseitige Lage annimmt, sowie ferner dass auch
das Hühnchen zwei pancreatische Gänge besitzt, welche um so mehr
Beachtung verdienen, als Remak Andeutungen über eine ganz andere
Bildung des zweiten Ganges gegeben hat (St. 115), denen zufolge der-
selbe ein erst secundär mit dem Darm sich verbindender Ausläufer
des grösseren Ganges zu sein scheint. — Unaufgeklärt ist auch bis
jetzt, wie es kommt, dass später der Ductus pancreaticus und chole-
dochus
neben einander ausmünden, da dieselben doch ursprünglich,
der eine vorn und der andere hinten am Duodenum entstehen. Im
dritten und vierten Monate mündet nach Meckel der Wirsungianus
oben und links in die Pars descendens, der Choledochus unten und
rechts, im fünften Monate dagegen liegen beide Gänge neben ein-
ander.

Als Anhang zu den Darmdrüsen beschreibe ich Ihnen nun noch
die Entwicklung dreier sogenannter Blutgefässdrüsen, der Milz, der
Thymus und der Thyreoidea, die sich wohl am besten hier an-
reihen.

Milz.Die Milz bietet mit Bezug auf ihre Entwicklung nur geringes
Interesse dar. Dieselbe entwickelt sich im zweiten Monate, wann ist
nicht genau bekannt, im Magengekröse dicht am Magen aus einem
Blasteme, das dem mittleren Keimblatte, genauer bezeichnet den

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[388/0404] Fünfunddreissigste Vorlesung. und am verschmälerten Ende mit einigen (ich zählte sieben) ge- schlängelten Nebengängen versehen war, von denen jeder in seinem schmäleren Anfangstheile schon ein Lumen besass, dagegen am Ende in eine solide rundlich birnförmige Knospe ausging. Am Ende des zweiten Monates fand ich die Drüse in ihren Hauptabtheilungen be- reits vollkommen angelegt, jedoch fällt die Bildung der hohlen Drü- senbläschen in eine bedeutend spätere Zeit, denn im dritten Monate traf ich die rundlichen Enden der Drüsengänge noch vollkommen solid, obschon ihr Durchmesser bereits 0,02‴ betrug. Das Pancreas hat, wie Ihnen bekannt ist, sehr häufig, ja wahr- scheinlich immer zwei Ausführungsgänge, es ist jedoch bis jetzt noch durchaus unklar, wie der zweite Gang sich bildet. Da nach v. Baer beim Hühnchen öfter ein Rudiment eines rechten Pancreas sich an- legt, das aber bald verschwindet, so könnte man daran denken, dass beim Menschen dieses rechte Rudiment zum Ductus pancreaticus minor sich umgestaltet. Es stellen sich jedoch dieser Vermuthung manche Bedenken entgegen, vor Allem die, dass das Pancreas nach Rathke und Remak in der hinteren Mittellinie sich entwickelt und nur secundär eine einseitige Lage annimmt, sowie ferner dass auch das Hühnchen zwei pancreatische Gänge besitzt, welche um so mehr Beachtung verdienen, als Remak Andeutungen über eine ganz andere Bildung des zweiten Ganges gegeben hat (St. 115), denen zufolge der- selbe ein erst secundär mit dem Darm sich verbindender Ausläufer des grösseren Ganges zu sein scheint. — Unaufgeklärt ist auch bis jetzt, wie es kommt, dass später der Ductus pancreaticus und chole- dochus neben einander ausmünden, da dieselben doch ursprünglich, der eine vorn und der andere hinten am Duodenum entstehen. Im dritten und vierten Monate mündet nach Meckel der Wirsungianus oben und links in die Pars descendens, der Choledochus unten und rechts, im fünften Monate dagegen liegen beide Gänge neben ein- ander. Ductus pancreatici. Als Anhang zu den Darmdrüsen beschreibe ich Ihnen nun noch die Entwicklung dreier sogenannter Blutgefässdrüsen, der Milz, der Thymus und der Thyreoidea, die sich wohl am besten hier an- reihen. Die Milz bietet mit Bezug auf ihre Entwicklung nur geringes Interesse dar. Dieselbe entwickelt sich im zweiten Monate, wann ist nicht genau bekannt, im Magengekröse dicht am Magen aus einem Blasteme, das dem mittleren Keimblatte, genauer bezeichnet den Milz.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/404>, abgerufen am 22.11.2024.