den Darm gerathenden Theilen der Amniosflüssigkeit besteht, Me-Meconium. conium oder Kindspech. Die Gallenblase zeigt bis zum sechs- ten Monate nur etwas Schleim als Inhalt, von da an Galle. Eine den Ansprüchen der neueren Chemie genügende Analyse der Fötal- galle fehlt.
Die dritte grössere Darmdrüse, das Pancreas, entwickelt sich,Pancreas. wie es scheint, ganz nach dem Typus der Speicheldrüsen. Nach Remak, durch den die älteren Angaben von v. Baer und Rathke eine weitere Ausführung erfahren haben (Unters. 3. Lief. St. 115), ist beim Hühnchen, bei dem die Bauchspeicheldrüse etwas nach der Leber und vor den Lungen um die 65. Brütstunde entsteht, die erste An- lage des Pancreas eine kleine solide Wucherung der hinteren Darm- wand in der Höhe des linken primitiven Leberganges, an welcher beide Darmlagen, das Epithelialrohr und die Faserschicht, jedoch die erstere mehr, sich betheiligen. Sehr bald entwickelt sich jedoch eine kleine mit dem Darm communicirende Höhle in dieser Anlage (Remak, Taf. VI. Fig. 73), was Remak zuerst veranlasste, das Pancreas als von Anfang an hohl zu bezeichnen. Die weitere Entwicklung geschieht dadurch, dass die Epithelialschicht der Anlage solide Sprossen treibt, welche dann nachträglich hohl werden, doch ist beim Hühnchen das Detail der späteren Stadien nicht verfolgt. Was die Säugethiere anlangt, so fehlen genauere Untersuchungen über die Entwicklung dieser Drüse und kann ich Ihnen nur angeben, dass nach Bischoff (Entw. St. 326) bei einem 7''' langen Rindsembryo das Pancreas innerhalb eines von der äusseren Darmhaut ausgehenden Blastemes als "ein gabelförmig getheiltes Stück Drüsenkanal" zu sehen war. Bei einem 8''' langen Rindsembryo war der nur einmal ge- theilte Stamm der Drüse rundherum mit zwölf bis vierzehn rund- lichen Anschwellungen besetzt, so dass er einer Dolde glich, und auch in späteren Zeiten zeigten sich die Zweige immer sehr dicht mit Knospen besetzt, und liessen sich daher bei Weitem nicht so übersehen wie bei den Speicheldrüsen. Sie sehen leicht ein, dass aus diesen Angaben, so dankenswerth sie sind, doch das feinere Verhalten der Drüse bei ihrer Entwicklung sich nicht entnehmen lässt und wird es Ihnen daher nicht unerwünscht sein zu hören, dass nach meinen Erfahrungen beim Menschen das Pancreas in der That nach demselben Typus sich anlegt, wie beim Hühnchen. Bei meinem vier Wochen alten Embryo zeigte das Pancreas einen einfachen weiten und hohlen Ausführungsgang, der an seinen Seiten
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Entwicklung der Darmdrüsen.
den Darm gerathenden Theilen der Amniosflüssigkeit besteht, Me-Meconium. conium oder Kindspech. Die Gallenblase zeigt bis zum sechs- ten Monate nur etwas Schleim als Inhalt, von da an Galle. Eine den Ansprüchen der neueren Chemie genügende Analyse der Fötal- galle fehlt.
Die dritte grössere Darmdrüse, das Pancreas, entwickelt sich,Pancreas. wie es scheint, ganz nach dem Typus der Speicheldrüsen. Nach Remak, durch den die älteren Angaben von v. Baer und Rathke eine weitere Ausführung erfahren haben (Unters. 3. Lief. St. 115), ist beim Hühnchen, bei dem die Bauchspeicheldrüse etwas nach der Leber und vor den Lungen um die 65. Brütstunde entsteht, die erste An- lage des Pancreas eine kleine solide Wucherung der hinteren Darm- wand in der Höhe des linken primitiven Leberganges, an welcher beide Darmlagen, das Epithelialrohr und die Faserschicht, jedoch die erstere mehr, sich betheiligen. Sehr bald entwickelt sich jedoch eine kleine mit dem Darm communicirende Höhle in dieser Anlage (Remak, Taf. VI. Fig. 73), was Remak zuerst veranlasste, das Pancreas als von Anfang an hohl zu bezeichnen. Die weitere Entwicklung geschieht dadurch, dass die Epithelialschicht der Anlage solide Sprossen treibt, welche dann nachträglich hohl werden, doch ist beim Hühnchen das Detail der späteren Stadien nicht verfolgt. Was die Säugethiere anlangt, so fehlen genauere Untersuchungen über die Entwicklung dieser Drüse und kann ich Ihnen nur angeben, dass nach Bischoff (Entw. St. 326) bei einem 7‴ langen Rindsembryo das Pancreas innerhalb eines von der äusseren Darmhaut ausgehenden Blastemes als «ein gabelförmig getheiltes Stück Drüsenkanal» zu sehen war. Bei einem 8‴ langen Rindsembryo war der nur einmal ge- theilte Stamm der Drüse rundherum mit zwölf bis vierzehn rund- lichen Anschwellungen besetzt, so dass er einer Dolde glich, und auch in späteren Zeiten zeigten sich die Zweige immer sehr dicht mit Knospen besetzt, und liessen sich daher bei Weitem nicht so übersehen wie bei den Speicheldrüsen. Sie sehen leicht ein, dass aus diesen Angaben, so dankenswerth sie sind, doch das feinere Verhalten der Drüse bei ihrer Entwicklung sich nicht entnehmen lässt und wird es Ihnen daher nicht unerwünscht sein zu hören, dass nach meinen Erfahrungen beim Menschen das Pancreas in der That nach demselben Typus sich anlegt, wie beim Hühnchen. Bei meinem vier Wochen alten Embryo zeigte das Pancreas einen einfachen weiten und hohlen Ausführungsgang, der an seinen Seiten
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Entwicklung der Darmdrüsen.
den Darm gerathenden Theilen der Amniosflüssigkeit besteht, Me-
conium oder Kindspech. Die Gallenblase zeigt bis zum sechs-
ten Monate nur etwas Schleim als Inhalt, von da an Galle. Eine
den Ansprüchen der neueren Chemie genügende Analyse der Fötal-
galle fehlt.
Meconium.
Die dritte grössere Darmdrüse, das Pancreas, entwickelt sich,
wie es scheint, ganz nach dem Typus der Speicheldrüsen. Nach
Remak, durch den die älteren Angaben von v. Baer und Rathke eine
weitere Ausführung erfahren haben (Unters. 3. Lief. St. 115), ist beim
Hühnchen, bei dem die Bauchspeicheldrüse etwas nach der Leber
und vor den Lungen um die 65. Brütstunde entsteht, die erste An-
lage des Pancreas eine kleine solide Wucherung der hinteren Darm-
wand in der Höhe des linken primitiven Leberganges, an welcher
beide Darmlagen, das Epithelialrohr und die Faserschicht, jedoch
die erstere mehr, sich betheiligen. Sehr bald entwickelt sich jedoch
eine kleine mit dem Darm communicirende Höhle in dieser Anlage
(Remak, Taf. VI. Fig. 73), was Remak zuerst veranlasste, das Pancreas
als von Anfang an hohl zu bezeichnen. Die weitere Entwicklung
geschieht dadurch, dass die Epithelialschicht der Anlage solide
Sprossen treibt, welche dann nachträglich hohl werden, doch ist
beim Hühnchen das Detail der späteren Stadien nicht verfolgt. Was
die Säugethiere anlangt, so fehlen genauere Untersuchungen über
die Entwicklung dieser Drüse und kann ich Ihnen nur angeben, dass
nach Bischoff (Entw. St. 326) bei einem 7‴ langen Rindsembryo das
Pancreas innerhalb eines von der äusseren Darmhaut ausgehenden
Blastemes als «ein gabelförmig getheiltes Stück Drüsenkanal» zu sehen
war. Bei einem 8‴ langen Rindsembryo war der nur einmal ge-
theilte Stamm der Drüse rundherum mit zwölf bis vierzehn rund-
lichen Anschwellungen besetzt, so dass er einer Dolde glich, und
auch in späteren Zeiten zeigten sich die Zweige immer sehr dicht
mit Knospen besetzt, und liessen sich daher bei Weitem nicht so
übersehen wie bei den Speicheldrüsen. Sie sehen leicht ein, dass
aus diesen Angaben, so dankenswerth sie sind, doch das feinere
Verhalten der Drüse bei ihrer Entwicklung sich nicht entnehmen
lässt und wird es Ihnen daher nicht unerwünscht sein zu hören,
dass nach meinen Erfahrungen beim Menschen das Pancreas in
der That nach demselben Typus sich anlegt, wie beim Hühnchen.
Bei meinem vier Wochen alten Embryo zeigte das Pancreas einen
einfachen weiten und hohlen Ausführungsgang, der an seinen Seiten
Pancreas.
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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