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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung der Darmdrüsen.
stimmt somit ganz und gar mit der ersten Lungenanlage überein.
Beim Menschen ist die erste Entwicklung der Leber noch ganz un-
bekannt, was sich leicht begreift, wenn man bedenkt, wie sehr selten
bis jetzt die Gelegenheit sich dargeboten hat, Embryonen der dritten
Woche zu studiren, allein auch von den Säugethieren besitzen wir
einzig und allein einige Beobachtungen von Bischoff, der bei Hunde-
[Abbildung] Fig. 186.
embryonen die Leber zweimal in dem Sta-
dium sah, das in der Fig. 186 dargestellt ist.
Dieselbe stellte (vergl. auch Fig. 50 St. 97)
eine kleine doppelte Ausbuchtung der beiden
Wandungen des Duodenum dar und kann
diesem zufolge füglich nicht bezweifelt wer-
den, dass die Leber auch hier nach demsel-
ben Typus sich entwickelt wie beim Hühn-
chen und von Anfang an als Hohlgebilde
auftritt.

Einmal angelegt bleibt die Leber nurWeiteres
Wachsthum der
Leber.

kurze Zeit auf dem angegebenen Stadium
stehen. Energisch wachsend umfasst sie mit
ihren beiden Lappen sehr bald die Vene,
welche vom Dottersack zum Herzen geht,
die Vena omphalo-mesenterica, sodass diese ins Innere der Leber zu
liegen kommt. Sowie diess geschehen ist, entwickeln sich von der
genannten Vene aus Blutgefässe in die Leber hinein und wird die-
selbe in der kürzesten Zeit zu einem grösseren blutreichen rothen
Organe, welches mit zwei gleich grossen Lappen die ganze Breite der
Bauchhöhle hinter und unter dem Herzen und vor dem Magen und
den Wolff'schen Körpern einnimmt. Schon in der vierten Woche
zeigt die Leber des Menschen die Grösse, die Sie in der Fig. 187
dargestellt sehen, und was ihre Lage in dem natürlich gekrümmten
Embryo darstellt, so können Sie dieselbe aus der Fig. 161 entneh-
men, in der die Leber über dem Nabelstrang und unter dem Herzen
durchschimmert. Während des zweiten Monates wächst nun die
Leber rasch zu einem colossalen Organe heran, das am Ende dieses
und im dritten Monate, aus welchem die Fig. 188 Ihnen dieselbe

[Abbildung]

Fig. 186. Darm des in Fig. 60 dargestellten Hundeembryo von unten vergr.
dargestellt. Nach Bischoff. a Kiemen- oder Visceralbogen, b Schlund- und
Kehlkopfanlage, c Lungen, d Magen, f Leber, g Wände des Dottersackes, in
den der mittlere Theil des Darmes noch weit übergeht, h Enddarm.

Entwicklung der Darmdrüsen.
stimmt somit ganz und gar mit der ersten Lungenanlage überein.
Beim Menschen ist die erste Entwicklung der Leber noch ganz un-
bekannt, was sich leicht begreift, wenn man bedenkt, wie sehr selten
bis jetzt die Gelegenheit sich dargeboten hat, Embryonen der dritten
Woche zu studiren, allein auch von den Säugethieren besitzen wir
einzig und allein einige Beobachtungen von Bischoff, der bei Hunde-
[Abbildung] Fig. 186.
embryonen die Leber zweimal in dem Sta-
dium sah, das in der Fig. 186 dargestellt ist.
Dieselbe stellte (vergl. auch Fig. 50 St. 97)
eine kleine doppelte Ausbuchtung der beiden
Wandungen des Duodenum dar und kann
diesem zufolge füglich nicht bezweifelt wer-
den, dass die Leber auch hier nach demsel-
ben Typus sich entwickelt wie beim Hühn-
chen und von Anfang an als Hohlgebilde
auftritt.

Einmal angelegt bleibt die Leber nurWeiteres
Wachsthum der
Leber.

kurze Zeit auf dem angegebenen Stadium
stehen. Energisch wachsend umfasst sie mit
ihren beiden Lappen sehr bald die Vene,
welche vom Dottersack zum Herzen geht,
die Vena omphalo-mesenterica, sodass diese ins Innere der Leber zu
liegen kommt. Sowie diess geschehen ist, entwickeln sich von der
genannten Vene aus Blutgefässe in die Leber hinein und wird die-
selbe in der kürzesten Zeit zu einem grösseren blutreichen rothen
Organe, welches mit zwei gleich grossen Lappen die ganze Breite der
Bauchhöhle hinter und unter dem Herzen und vor dem Magen und
den Wolff’schen Körpern einnimmt. Schon in der vierten Woche
zeigt die Leber des Menschen die Grösse, die Sie in der Fig. 187
dargestellt sehen, und was ihre Lage in dem natürlich gekrümmten
Embryo darstellt, so können Sie dieselbe aus der Fig. 161 entneh-
men, in der die Leber über dem Nabelstrang und unter dem Herzen
durchschimmert. Während des zweiten Monates wächst nun die
Leber rasch zu einem colossalen Organe heran, das am Ende dieses
und im dritten Monate, aus welchem die Fig. 188 Ihnen dieselbe

[Abbildung]

Fig. 186. Darm des in Fig. 60 dargestellten Hundeembryo von unten vergr.
dargestellt. Nach Bischoff. a Kiemen- oder Visceralbogen, b Schlund- und
Kehlkopfanlage, c Lungen, d Magen, f Leber, g Wände des Dottersackes, in
den der mittlere Theil des Darmes noch weit übergeht, h Enddarm.

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[381/0397] Entwicklung der Darmdrüsen. stimmt somit ganz und gar mit der ersten Lungenanlage überein. Beim Menschen ist die erste Entwicklung der Leber noch ganz un- bekannt, was sich leicht begreift, wenn man bedenkt, wie sehr selten bis jetzt die Gelegenheit sich dargeboten hat, Embryonen der dritten Woche zu studiren, allein auch von den Säugethieren besitzen wir einzig und allein einige Beobachtungen von Bischoff, der bei Hunde- [Abbildung Fig. 186.] embryonen die Leber zweimal in dem Sta- dium sah, das in der Fig. 186 dargestellt ist. Dieselbe stellte (vergl. auch Fig. 50 St. 97) eine kleine doppelte Ausbuchtung der beiden Wandungen des Duodenum dar und kann diesem zufolge füglich nicht bezweifelt wer- den, dass die Leber auch hier nach demsel- ben Typus sich entwickelt wie beim Hühn- chen und von Anfang an als Hohlgebilde auftritt. Einmal angelegt bleibt die Leber nur kurze Zeit auf dem angegebenen Stadium stehen. Energisch wachsend umfasst sie mit ihren beiden Lappen sehr bald die Vene, welche vom Dottersack zum Herzen geht, die Vena omphalo-mesenterica, sodass diese ins Innere der Leber zu liegen kommt. Sowie diess geschehen ist, entwickeln sich von der genannten Vene aus Blutgefässe in die Leber hinein und wird die- selbe in der kürzesten Zeit zu einem grösseren blutreichen rothen Organe, welches mit zwei gleich grossen Lappen die ganze Breite der Bauchhöhle hinter und unter dem Herzen und vor dem Magen und den Wolff’schen Körpern einnimmt. Schon in der vierten Woche zeigt die Leber des Menschen die Grösse, die Sie in der Fig. 187 dargestellt sehen, und was ihre Lage in dem natürlich gekrümmten Embryo darstellt, so können Sie dieselbe aus der Fig. 161 entneh- men, in der die Leber über dem Nabelstrang und unter dem Herzen durchschimmert. Während des zweiten Monates wächst nun die Leber rasch zu einem colossalen Organe heran, das am Ende dieses und im dritten Monate, aus welchem die Fig. 188 Ihnen dieselbe [Abbildung Fig. 186. Darm des in Fig. 60 dargestellten Hundeembryo von unten vergr. dargestellt. Nach Bischoff. a Kiemen- oder Visceralbogen, b Schlund- und Kehlkopfanlage, c Lungen, d Magen, f Leber, g Wände des Dottersackes, in den der mittlere Theil des Darmes noch weit übergeht, h Enddarm.] Weiteres Wachsthum der Leber.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/397>, abgerufen am 22.11.2024.