und stellt ein eigentliches Lebergekröse dar. Der Raum hinter die- ser Platte würde, wenn die Leber frei wäre, unter dem rechten Leberlappen durch eine grosse Spalte ausmünden, da jedoch dieses Organ im Bereiche der hinteren Hohlvene an der hinteren Bauch- wand festsitzt und durch das Lig. coronarium am Zwerchfelle anhaf- tet, so bleibt nur die als Winslow'sches Loch bekannte Lücke, die dann zugleich auch den Eingang zum Netzbeutel darstellt.
Das grosse Netz oder Mesogastrium geht anfangs an der grossen Curvatur hinter dem Magen direct zur Mittellinie der hinteren Bauch- wand. Bald aber wuchert es in der Gegend der Curvatur in eine freie Falte vor, die schon im zweiten Monate deutlich ist und im dritten Monate schon mit der halben Breite des Magens vorragt (Fig. 180). Anfänglich hat dieses eigentliche Omentum majus mit dem Colon gar nichts zu thun, so wie aber dieses so sich entwickelt hat, wie die Fig. 180 darstellt, deckt das grosse Netz das Colon transversum, ohne jedoch für einmal mit ihm sich zu verbinden. Später jedoch verwächst die hintere Platte des grossen Netzes mit der oberen La- melle des Mesocolon und mit dem Colon transversum selbst, wie diess schon vor Jahren J. Müller durch treffliche halbschematische Zeich- nungen versinnlicht hat (Meck. Arch. 1830. Tab. XI. Fig. 4 B, 6-9). Nur in Einem Puncte hat sich J. Müller getäuscht, indem er nämlich annahm (s. l. c. Fig. 10, ab), dass später die hintere Platte des Netzes das Colon transversum ganz zwischen seine Lamellen nehme und so direct ins Mesocolon sich fortsetze, was nicht der Fall ist. Der em- bryonale Netzbeutel reicht, wie Sie aus dem Gesagten hinreichend werden entnommen haben, ursprünglich bis in das untere Ende des grossen Netzes, ein Verhalten, das noch beim Neugebornen leicht zu constatiren ist. Später verwachsen, wie bekannt, beide Netzplatten in grösserer oder geringerer Ausdehnung miteinander, doch findet man auch beim Erwachsenen dieselben nicht gerade selten noch vollkommen getrennt.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich nun auch noch die dritteEnddarm. Abtheilung des embryonalen Darmes oder den Enddarm, von der weiter nichts zu sagen ist, als dass dieselbe in den Mastdarm sich umwandelt. Die Anusöffnung entsteht in ähnlicher Weise wie die vordere Apertur des Darmes durch eine Einstülpung von aussen, doch vermissen wir bisanhin eine genauere Nachweisung der hierbei stattfindenden Vorgänge. Die ursprüngliche Anusöffnung ist übri- gens ebensowenig der späteren gleichwerthig, wie diess bei der
Entwicklung des Darmkanales.
und stellt ein eigentliches Lebergekröse dar. Der Raum hinter die- ser Platte würde, wenn die Leber frei wäre, unter dem rechten Leberlappen durch eine grosse Spalte ausmünden, da jedoch dieses Organ im Bereiche der hinteren Hohlvene an der hinteren Bauch- wand festsitzt und durch das Lig. coronarium am Zwerchfelle anhaf- tet, so bleibt nur die als Winslow’sches Loch bekannte Lücke, die dann zugleich auch den Eingang zum Netzbeutel darstellt.
Das grosse Netz oder Mesogastrium geht anfangs an der grossen Curvatur hinter dem Magen direct zur Mittellinie der hinteren Bauch- wand. Bald aber wuchert es in der Gegend der Curvatur in eine freie Falte vor, die schon im zweiten Monate deutlich ist und im dritten Monate schon mit der halben Breite des Magens vorragt (Fig. 180). Anfänglich hat dieses eigentliche Omentum majus mit dem Colon gar nichts zu thun, so wie aber dieses so sich entwickelt hat, wie die Fig. 180 darstellt, deckt das grosse Netz das Colon transversum, ohne jedoch für einmal mit ihm sich zu verbinden. Später jedoch verwächst die hintere Platte des grossen Netzes mit der oberen La- melle des Mesocolon und mit dem Colon transversum selbst, wie diess schon vor Jahren J. Müller durch treffliche halbschematische Zeich- nungen versinnlicht hat (Meck. Arch. 1830. Tab. XI. Fig. 4 B, 6-9). Nur in Einem Puncte hat sich J. Müller getäuscht, indem er nämlich annahm (s. l. c. Fig. 10, ab), dass später die hintere Platte des Netzes das Colon transversum ganz zwischen seine Lamellen nehme und so direct ins Mesocolon sich fortsetze, was nicht der Fall ist. Der em- bryonale Netzbeutel reicht, wie Sie aus dem Gesagten hinreichend werden entnommen haben, ursprünglich bis in das untere Ende des grossen Netzes, ein Verhalten, das noch beim Neugebornen leicht zu constatiren ist. Später verwachsen, wie bekannt, beide Netzplatten in grösserer oder geringerer Ausdehnung miteinander, doch findet man auch beim Erwachsenen dieselben nicht gerade selten noch vollkommen getrennt.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich nun auch noch die dritteEnddarm. Abtheilung des embryonalen Darmes oder den Enddarm, von der weiter nichts zu sagen ist, als dass dieselbe in den Mastdarm sich umwandelt. Die Anusöffnung entsteht in ähnlicher Weise wie die vordere Apertur des Darmes durch eine Einstülpung von aussen, doch vermissen wir bisanhin eine genauere Nachweisung der hierbei stattfindenden Vorgänge. Die ursprüngliche Anusöffnung ist übri- gens ebensowenig der späteren gleichwerthig, wie diess bei der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0383"n="367"/><fwplace="top"type="header">Entwicklung des Darmkanales.</fw><lb/>
und stellt ein eigentliches Lebergekröse dar. Der Raum hinter die-<lb/>
ser Platte würde, wenn die Leber frei wäre, unter dem rechten<lb/>
Leberlappen durch eine grosse Spalte ausmünden, da jedoch dieses<lb/>
Organ im Bereiche der hinteren Hohlvene an der hinteren Bauch-<lb/>
wand festsitzt und durch das <hirendition="#i">Lig. coronarium</hi> am Zwerchfelle anhaf-<lb/>
tet, so bleibt nur die als <hirendition="#k">Winslow</hi>’sches Loch bekannte Lücke, die<lb/>
dann zugleich auch den Eingang zum Netzbeutel darstellt.</p><lb/><p>Das grosse Netz oder <hirendition="#i">Mesogastrium</hi> geht anfangs an der grossen<lb/>
Curvatur hinter dem Magen direct zur Mittellinie der hinteren Bauch-<lb/>
wand. Bald aber wuchert es in der Gegend der Curvatur in eine<lb/>
freie Falte vor, die schon im zweiten Monate deutlich ist und im<lb/>
dritten Monate schon mit der halben Breite des Magens vorragt (Fig.<lb/>
180). Anfänglich hat dieses eigentliche <hirendition="#i">Omentum majus</hi> mit dem <hirendition="#i">Colon</hi><lb/>
gar nichts zu thun, so wie aber dieses so sich entwickelt hat, wie<lb/>
die Fig. 180 darstellt, deckt das grosse Netz das <hirendition="#i">Colon transversum</hi>,<lb/>
ohne jedoch für einmal mit ihm sich zu verbinden. Später jedoch<lb/>
verwächst die hintere Platte des grossen Netzes mit der oberen La-<lb/>
melle des <hirendition="#i">Mesocolon</hi> und mit dem <hirendition="#i">Colon transversum</hi> selbst, wie diess<lb/>
schon vor Jahren J. <hirendition="#k">Müller</hi> durch treffliche halbschematische Zeich-<lb/>
nungen versinnlicht hat (<hirendition="#k">Meck</hi>. Arch. 1830. Tab. XI. Fig. 4 <hirendition="#i">B</hi>, 6-9).<lb/>
Nur in Einem Puncte hat sich J. <hirendition="#k">Müller</hi> getäuscht, indem er nämlich<lb/>
annahm (s. l. c. Fig. 10, <hirendition="#i">ab</hi>), dass später die hintere Platte des Netzes<lb/>
das <hirendition="#i">Colon transversum</hi> ganz zwischen seine Lamellen nehme und so<lb/>
direct ins <hirendition="#i">Mesocolon</hi> sich fortsetze, was nicht der Fall ist. Der em-<lb/>
bryonale Netzbeutel reicht, wie Sie aus dem Gesagten hinreichend<lb/>
werden entnommen haben, ursprünglich bis in das untere Ende des<lb/>
grossen Netzes, ein Verhalten, das noch beim Neugebornen leicht zu<lb/>
constatiren ist. Später verwachsen, wie bekannt, beide Netzplatten<lb/>
in grösserer oder geringerer Ausdehnung miteinander, doch findet<lb/>
man auch beim Erwachsenen dieselben nicht gerade selten noch<lb/>
vollkommen getrennt.</p><lb/><p>Der Vollständigkeit wegen erwähne ich nun auch noch die dritte<noteplace="right">Enddarm.</note><lb/>
Abtheilung des embryonalen Darmes oder den <hirendition="#g">Enddarm</hi>, von der<lb/>
weiter nichts zu sagen ist, als dass dieselbe in den Mastdarm sich<lb/>
umwandelt. Die Anusöffnung entsteht in ähnlicher Weise wie die<lb/>
vordere Apertur des Darmes durch eine Einstülpung von aussen,<lb/>
doch vermissen wir bisanhin eine genauere Nachweisung der hierbei<lb/>
stattfindenden Vorgänge. Die ursprüngliche Anusöffnung ist übri-<lb/>
gens ebensowenig der späteren gleichwerthig, wie diess bei der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[367/0383]
Entwicklung des Darmkanales.
und stellt ein eigentliches Lebergekröse dar. Der Raum hinter die-
ser Platte würde, wenn die Leber frei wäre, unter dem rechten
Leberlappen durch eine grosse Spalte ausmünden, da jedoch dieses
Organ im Bereiche der hinteren Hohlvene an der hinteren Bauch-
wand festsitzt und durch das Lig. coronarium am Zwerchfelle anhaf-
tet, so bleibt nur die als Winslow’sches Loch bekannte Lücke, die
dann zugleich auch den Eingang zum Netzbeutel darstellt.
Das grosse Netz oder Mesogastrium geht anfangs an der grossen
Curvatur hinter dem Magen direct zur Mittellinie der hinteren Bauch-
wand. Bald aber wuchert es in der Gegend der Curvatur in eine
freie Falte vor, die schon im zweiten Monate deutlich ist und im
dritten Monate schon mit der halben Breite des Magens vorragt (Fig.
180). Anfänglich hat dieses eigentliche Omentum majus mit dem Colon
gar nichts zu thun, so wie aber dieses so sich entwickelt hat, wie
die Fig. 180 darstellt, deckt das grosse Netz das Colon transversum,
ohne jedoch für einmal mit ihm sich zu verbinden. Später jedoch
verwächst die hintere Platte des grossen Netzes mit der oberen La-
melle des Mesocolon und mit dem Colon transversum selbst, wie diess
schon vor Jahren J. Müller durch treffliche halbschematische Zeich-
nungen versinnlicht hat (Meck. Arch. 1830. Tab. XI. Fig. 4 B, 6-9).
Nur in Einem Puncte hat sich J. Müller getäuscht, indem er nämlich
annahm (s. l. c. Fig. 10, ab), dass später die hintere Platte des Netzes
das Colon transversum ganz zwischen seine Lamellen nehme und so
direct ins Mesocolon sich fortsetze, was nicht der Fall ist. Der em-
bryonale Netzbeutel reicht, wie Sie aus dem Gesagten hinreichend
werden entnommen haben, ursprünglich bis in das untere Ende des
grossen Netzes, ein Verhalten, das noch beim Neugebornen leicht zu
constatiren ist. Später verwachsen, wie bekannt, beide Netzplatten
in grösserer oder geringerer Ausdehnung miteinander, doch findet
man auch beim Erwachsenen dieselben nicht gerade selten noch
vollkommen getrennt.
Der Vollständigkeit wegen erwähne ich nun auch noch die dritte
Abtheilung des embryonalen Darmes oder den Enddarm, von der
weiter nichts zu sagen ist, als dass dieselbe in den Mastdarm sich
umwandelt. Die Anusöffnung entsteht in ähnlicher Weise wie die
vordere Apertur des Darmes durch eine Einstülpung von aussen,
doch vermissen wir bisanhin eine genauere Nachweisung der hierbei
stattfindenden Vorgänge. Die ursprüngliche Anusöffnung ist übri-
gens ebensowenig der späteren gleichwerthig, wie diess bei der
Enddarm.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/383>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.