Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Vierunddreissigste Vorlesung. und dem oberen Theile des Duodenum, der Mitteldarm erzeugt denDünndarm mit dem Ende des Zwölffingerdarmes und den Dickdarm und der Afterdarm oder Enddarm den Mastdarm. Diese Eintheilung beruht jedoch keineswegs auf einer tiefergreifenden Verschiedenheit der genannten drei Darmabschnitte, und ist auf jeden Fall für die specielle Beschreibung eine wenig brauchbare. Viel wichtiger als die frühere oder spätere Schliessung und Abschnürung der einzelnen Darmabschnitte erscheint der Umstand, dass die einen Abtheilungen im Verlaufe der Entwicklung von den Leibeswandungen sich ab- lösen und in einen besonderen Raum, die Pleuroperitonealhöhle, zu liegen kommen, so wie zweitens, dass nur gewisse Darmtheile ein Gekröse entwickeln, die anderen nicht. Das erste Moment, obschon bedeutungsvoll, ist doch für die specielle Beschreibung nicht brauch- bar, weil bei der Zugrundelegung desselben ein Organ, die Speise- röhre, an zwei getrennten Orten zur Besprechung kommen müsste, dagegen stehe ich nicht an, das andere als Ausgangspunct der wei- teren Schilderungen obenan zu stellen und den Darmkanal einzu- theilen in 1) den Anfangsdarm mit Mund-, Rachenhöhle und Speiseröhre, 2) den Mitteldarm vom Magen bis zur Mitte des Mastdarmes und 3) den Enddarm, der die untere Hälfte des Mast- darmes umfasst. Bildung Vierunddreissigste Vorlesung. und dem oberen Theile des Duodenum, der Mitteldarm erzeugt denDünndarm mit dem Ende des Zwölffingerdarmes und den Dickdarm und der Afterdarm oder Enddarm den Mastdarm. Diese Eintheilung beruht jedoch keineswegs auf einer tiefergreifenden Verschiedenheit der genannten drei Darmabschnitte, und ist auf jeden Fall für die specielle Beschreibung eine wenig brauchbare. Viel wichtiger als die frühere oder spätere Schliessung und Abschnürung der einzelnen Darmabschnitte erscheint der Umstand, dass die einen Abtheilungen im Verlaufe der Entwicklung von den Leibeswandungen sich ab- lösen und in einen besonderen Raum, die Pleuroperitonealhöhle, zu liegen kommen, so wie zweitens, dass nur gewisse Darmtheile ein Gekröse entwickeln, die anderen nicht. Das erste Moment, obschon bedeutungsvoll, ist doch für die specielle Beschreibung nicht brauch- bar, weil bei der Zugrundelegung desselben ein Organ, die Speise- röhre, an zwei getrennten Orten zur Besprechung kommen müsste, dagegen stehe ich nicht an, das andere als Ausgangspunct der wei- teren Schilderungen obenan zu stellen und den Darmkanal einzu- theilen in 1) den Anfangsdarm mit Mund-, Rachenhöhle und Speiseröhre, 2) den Mitteldarm vom Magen bis zur Mitte des Mastdarmes und 3) den Enddarm, der die untere Hälfte des Mast- darmes umfasst. 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Vierunddreissigste Vorlesung.
und dem oberen Theile des Duodenum, der Mitteldarm erzeugt den
Dünndarm mit dem Ende des Zwölffingerdarmes und den Dickdarm
und der Afterdarm oder Enddarm den Mastdarm. Diese Eintheilung
beruht jedoch keineswegs auf einer tiefergreifenden Verschiedenheit
der genannten drei Darmabschnitte, und ist auf jeden Fall für die
specielle Beschreibung eine wenig brauchbare. Viel wichtiger als die
frühere oder spätere Schliessung und Abschnürung der einzelnen
Darmabschnitte erscheint der Umstand, dass die einen Abtheilungen
im Verlaufe der Entwicklung von den Leibeswandungen sich ab-
lösen und in einen besonderen Raum, die Pleuroperitonealhöhle, zu
liegen kommen, so wie zweitens, dass nur gewisse Darmtheile ein
Gekröse entwickeln, die anderen nicht. Das erste Moment, obschon
bedeutungsvoll, ist doch für die specielle Beschreibung nicht brauch-
bar, weil bei der Zugrundelegung desselben ein Organ, die Speise-
röhre, an zwei getrennten Orten zur Besprechung kommen müsste,
dagegen stehe ich nicht an, das andere als Ausgangspunct der wei-
teren Schilderungen obenan zu stellen und den Darmkanal einzu-
theilen in 1) den Anfangsdarm mit Mund-, Rachenhöhle und
Speiseröhre, 2) den Mitteldarm vom Magen bis zur Mitte des
Mastdarmes und 3) den Enddarm, der die untere Hälfte des Mast-
darmes umfasst.
Ich beginne nun zunächst mit dem Anfangsdarme und habe hier
vor Allem noch etwas bei der Mundhöhle zu verweilen, um die An-
deutungen weiter auszuführen, die ich Ihnen im allgemeinen Theile
gegeben. Es ist nicht die primitive Anlage des Darmkanales, aus
welcher die Mundhöhle hervorgeht, vielmehr ist dieselbe, wie uns
Remak’s sorgfältige Untersuchungen des Hühnerembryo gelehrt haben,
ursprünglich eine Einstülpung von aussen. Remak hat beobachtet
(Unters. St. 74. Anm. 56), dass am dritten Brüttage am vorderen
Ende des Embryo unterhalb des vordersten, das Vorderhirn um-
schliessenden Schädelendes und im Bereiche des ersten Kiemenbo-
gens in Folge der Einstülpung des Hornblattes zuerst eine Grube sich
bildet, welche nach und nach theils durch selbständige Wucherung
des sie auskleidenden und zum Theil verdickten Hornblattes, theils
durch das Vortreten der Ober- und Unterkieferfortsätze des ersten
Kiemenbogens sich erweitert und zu einer tieferen Bucht «der Mund-
bucht» von Remak sich umwandelt. Hat diese Bucht ihre grösste
Entwicklung erreicht, so öffnet sie sich nach aussen durch eine quere
Mundspalte, die Ihnen die Fig. 175, 2 von einem menschlichen und
Bildung
der Mundhöhle.
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