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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung der äusseren Haut.
Monates) ist und bald nach der Geburt sich abstösst, welcher Vor-
gang übrigens noch mehrmals sich wiederholt, bis der Nagel voll-
kommen ausgebildet ist.

Von den Drüsen der Haut sind die Talgdrüsen an denTalgdrüsen.
meisten Gegenden Wucherungen der Haarbälge, deren äussere
Wurzelscheiden kleine warzenförmige, ganz aus Zellen gebildete
Hervorragungen zu einer Zeit treiben, wo die Haare schon etwas
entwickelter sind. Diese Auswüchse gestalten sich zu birn- und

[Abbildung] Fig. 169.
flaschenförmigen Gebilden, in wel-
chen dann auch eine Höhle dadurch
entsteht, dass die innersten Zellen
dieser Anlagen eine physiologische
Fettmetamorphose erleiden. Dieses
Fett wird dann als erstes Secret
oder Hauttalg in die Haarbälge, de-
ren Haare mittlerweile durchgebro-
chen sind, entleert. Die weitere Ent-
wicklung der Talgdrüsen ist leicht
zu begreifen. Die Zellenmasse der-
selben wuchert durch solide Spros-
senbildung weiter, wodurch die Drüse verästelt, traubenförmig wird
und in diesen Knospen geht dann die Bildung von Höhlungen genau
ebenso vor sich wie in den ersten Anlagen. Die Bildungsgesetze sind
mithin bei diesen Drüsen insofern im Einklange mit dem, was wir bei
den Haaren fanden, als es ebenfalls die Schleimhaut der Epidermis ist,
von der ihre Entwicklung ausgeht und die Drüsenanlagen anfänglich
auch nichts als solide Massen sind, in denen dann durch Differen-
zirung der Elemente ein Gegensatz zwischen Wand und Innerem
entsteht. Wo die Talgdrüsen selbständig vorkommen, wie z. B. an
der Glans penis, entwickeln sich dieselben nach dem nämlichen Ty-
pus aber direkt von der Epidermis aus.

Die Schweissdrüsen entwickeln sich genau nach dem TypusSchweissdrüsen.
der Talgdrüsen. Die ersten Anlagen derselben, die im fünften Fötal-
monate erscheinen, gleichen denen der Haarbälge sehr und sind
nichts als solide flaschenförmige Auswüchse (Fig. 170) des Rete Mal-
pighii
der Oberhaut, die 0,03--0,09''' weit in die Cutis sich hinein

[Abbildung]

Fig. 169. Zur Entwicklung der Talgdrüsen von einem 6monatlichen Fötus,
ungefähr 250mal vergr. a Haar, b innere Wurzelscheide, hier mehr der Horn-
schicht der Oberhaut gleich, c äussere Wurzelscheide, d Talgdrüsenanlage.

Entwicklung der äusseren Haut.
Monates) ist und bald nach der Geburt sich abstösst, welcher Vor-
gang übrigens noch mehrmals sich wiederholt, bis der Nagel voll-
kommen ausgebildet ist.

Von den Drüsen der Haut sind die Talgdrüsen an denTalgdrüsen.
meisten Gegenden Wucherungen der Haarbälge, deren äussere
Wurzelscheiden kleine warzenförmige, ganz aus Zellen gebildete
Hervorragungen zu einer Zeit treiben, wo die Haare schon etwas
entwickelter sind. Diese Auswüchse gestalten sich zu birn- und

[Abbildung] Fig. 169.
flaschenförmigen Gebilden, in wel-
chen dann auch eine Höhle dadurch
entsteht, dass die innersten Zellen
dieser Anlagen eine physiologische
Fettmetamorphose erleiden. Dieses
Fett wird dann als erstes Secret
oder Hauttalg in die Haarbälge, de-
ren Haare mittlerweile durchgebro-
chen sind, entleert. Die weitere Ent-
wicklung der Talgdrüsen ist leicht
zu begreifen. Die Zellenmasse der-
selben wuchert durch solide Spros-
senbildung weiter, wodurch die Drüse verästelt, traubenförmig wird
und in diesen Knospen geht dann die Bildung von Höhlungen genau
ebenso vor sich wie in den ersten Anlagen. Die Bildungsgesetze sind
mithin bei diesen Drüsen insofern im Einklange mit dem, was wir bei
den Haaren fanden, als es ebenfalls die Schleimhaut der Epidermis ist,
von der ihre Entwicklung ausgeht und die Drüsenanlagen anfänglich
auch nichts als solide Massen sind, in denen dann durch Differen-
zirung der Elemente ein Gegensatz zwischen Wand und Innerem
entsteht. Wo die Talgdrüsen selbständig vorkommen, wie z. B. an
der Glans penis, entwickeln sich dieselben nach dem nämlichen Ty-
pus aber direkt von der Epidermis aus.

Die Schweissdrüsen entwickeln sich genau nach dem TypusSchweissdrüsen.
der Talgdrüsen. Die ersten Anlagen derselben, die im fünften Fötal-
monate erscheinen, gleichen denen der Haarbälge sehr und sind
nichts als solide flaschenförmige Auswüchse (Fig. 170) des Rete Mal-
pighii
der Oberhaut, die 0,03—0,09‴ weit in die Cutis sich hinein

[Abbildung]

Fig. 169. Zur Entwicklung der Talgdrüsen von einem 6monatlichen Fötus,
ungefähr 250mal vergr. a Haar, b innere Wurzelscheide, hier mehr der Horn-
schicht der Oberhaut gleich, c äussere Wurzelscheide, d Talgdrüsenanlage.

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[343/0359] Entwicklung der äusseren Haut. Monates) ist und bald nach der Geburt sich abstösst, welcher Vor- gang übrigens noch mehrmals sich wiederholt, bis der Nagel voll- kommen ausgebildet ist. Von den Drüsen der Haut sind die Talgdrüsen an den meisten Gegenden Wucherungen der Haarbälge, deren äussere Wurzelscheiden kleine warzenförmige, ganz aus Zellen gebildete Hervorragungen zu einer Zeit treiben, wo die Haare schon etwas entwickelter sind. Diese Auswüchse gestalten sich zu birn- und [Abbildung Fig. 169.] flaschenförmigen Gebilden, in wel- chen dann auch eine Höhle dadurch entsteht, dass die innersten Zellen dieser Anlagen eine physiologische Fettmetamorphose erleiden. Dieses Fett wird dann als erstes Secret oder Hauttalg in die Haarbälge, de- ren Haare mittlerweile durchgebro- chen sind, entleert. Die weitere Ent- wicklung der Talgdrüsen ist leicht zu begreifen. Die Zellenmasse der- selben wuchert durch solide Spros- senbildung weiter, wodurch die Drüse verästelt, traubenförmig wird und in diesen Knospen geht dann die Bildung von Höhlungen genau ebenso vor sich wie in den ersten Anlagen. Die Bildungsgesetze sind mithin bei diesen Drüsen insofern im Einklange mit dem, was wir bei den Haaren fanden, als es ebenfalls die Schleimhaut der Epidermis ist, von der ihre Entwicklung ausgeht und die Drüsenanlagen anfänglich auch nichts als solide Massen sind, in denen dann durch Differen- zirung der Elemente ein Gegensatz zwischen Wand und Innerem entsteht. Wo die Talgdrüsen selbständig vorkommen, wie z. B. an der Glans penis, entwickeln sich dieselben nach dem nämlichen Ty- pus aber direkt von der Epidermis aus. Talgdrüsen. Die Schweissdrüsen entwickeln sich genau nach dem Typus der Talgdrüsen. Die ersten Anlagen derselben, die im fünften Fötal- monate erscheinen, gleichen denen der Haarbälge sehr und sind nichts als solide flaschenförmige Auswüchse (Fig. 170) des Rete Mal- pighii der Oberhaut, die 0,03—0,09‴ weit in die Cutis sich hinein [Abbildung Fig. 169. Zur Entwicklung der Talgdrüsen von einem 6monatlichen Fötus, ungefähr 250mal vergr. a Haar, b innere Wurzelscheide, hier mehr der Horn- schicht der Oberhaut gleich, c äussere Wurzelscheide, d Talgdrüsenanlage.] Schweissdrüsen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/359>, abgerufen am 22.11.2024.