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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Dreiunddreissigste Vorlesung.
endlich zu derselben Oeffnung herauskommt. Während diess ge-
schieht, wird die Ernährung des Wollhaares dadurch gestört, dass
es durch den an seiner Basis gebildeten Fortsatz seiner Scheiden von
seinem Ernährungsorgane, der gefässhaltigen Haarpapille, abgehoben
worden ist, in Folge dessen dann seine untersten Zellen verhornen,
während sie in der Zwiebel lebenskräftiger Haare ganz weich sind.
Ist die Haarzwiebel verkümmert und das Wollhaar immer mehr nach
aussen geschoben, so fällt dasselbe endlich aus und nimmt das se-
cundär gebildete Haar die Stelle desselben ein. In dieser Weise ent-
stehen offenbar an allen Stellen statt der Wollhaare die bleibenden
Haare, wobei nur noch das zu bemerken ist, dass solche Neubil-
dungsvorgänge wahrscheinlich selbst noch beim Erwachsenen sich
finden und mithin wohl auch dem Menschen nicht blos ein einmali-
ger Haarwechsel zukommt.

Nägel.Wir kommen nun zur zweiten epidermoidalen Bildung, zu den
Nägeln, deren Entwicklung im dritten Monate mit der Entstehung
des Nagelbettes und des Nagelfalzes ihren Anfang nimmt, die jedoch
anfänglich noch von einer gewöhnlichen Epidermis bekleidet sind.
Im vierten Monate zuerst erscheint zwischen der aus Einer Zellen-
lage bestehenden Hornschicht und der Schleimschicht des Nagelbet-
tes eine einfache Lage platter, blasser, festvereinter kernhaltiger
Schüppchen, von 0,009''', welche als die erste Anlage des Nagels
aufzufassen sind, der somit ursprünglich rings von der Epidermis
umgeben ist und wie das Haar gleich in toto, auf dem ganzen Na-
gelbette entsteht. Die erste Bildung des Nagels geht übrigens un-
zweifelhaft von den Zellen der Schleimschicht aus und so verdickt
sich denn auch der Nagel bald durch Zutritt neuer Elemente von
derselben Lage aus, so dass er im fünften Monate sammt seinem
Rete Malpighii bereits 0,024''' misst, und wächst zugleich auch an
den Seiten und an der Wurzel in die Breite und Länge. Immerhin
bleibt er bis zum Ende des fünften Monates unter der Hornschicht
der Oberhaut und ohne freien Rand, welcher letztere erst nach der
Hälfte des sechsten Monates erscheint, so dass im siebenten Monate
der Nagel, die grössere Weichheit und den Umfang abgerechnet, in
nichts Wesentlichem vom fertigen Nagel abweicht. Bei Neugebornen
sind die Nägel am Körper 0,30--0,24''' dick und durch ihren weit
vorstehenden dünnen, bis zu 2''' langen freien Rand bemerkens-
werth, der nichts anderes als der im Laufe der Entwicklung nach
vorn geschobene Nagel einer früheren Periode (ungefähr des sechsten

Dreiunddreissigste Vorlesung.
endlich zu derselben Oeffnung herauskommt. Während diess ge-
schieht, wird die Ernährung des Wollhaares dadurch gestört, dass
es durch den an seiner Basis gebildeten Fortsatz seiner Scheiden von
seinem Ernährungsorgane, der gefässhaltigen Haarpapille, abgehoben
worden ist, in Folge dessen dann seine untersten Zellen verhornen,
während sie in der Zwiebel lebenskräftiger Haare ganz weich sind.
Ist die Haarzwiebel verkümmert und das Wollhaar immer mehr nach
aussen geschoben, so fällt dasselbe endlich aus und nimmt das se-
cundär gebildete Haar die Stelle desselben ein. In dieser Weise ent-
stehen offenbar an allen Stellen statt der Wollhaare die bleibenden
Haare, wobei nur noch das zu bemerken ist, dass solche Neubil-
dungsvorgänge wahrscheinlich selbst noch beim Erwachsenen sich
finden und mithin wohl auch dem Menschen nicht blos ein einmali-
ger Haarwechsel zukommt.

Nägel.Wir kommen nun zur zweiten epidermoidalen Bildung, zu den
Nägeln, deren Entwicklung im dritten Monate mit der Entstehung
des Nagelbettes und des Nagelfalzes ihren Anfang nimmt, die jedoch
anfänglich noch von einer gewöhnlichen Epidermis bekleidet sind.
Im vierten Monate zuerst erscheint zwischen der aus Einer Zellen-
lage bestehenden Hornschicht und der Schleimschicht des Nagelbet-
tes eine einfache Lage platter, blasser, festvereinter kernhaltiger
Schüppchen, von 0,009‴, welche als die erste Anlage des Nagels
aufzufassen sind, der somit ursprünglich rings von der Epidermis
umgeben ist und wie das Haar gleich in toto, auf dem ganzen Na-
gelbette entsteht. Die erste Bildung des Nagels geht übrigens un-
zweifelhaft von den Zellen der Schleimschicht aus und so verdickt
sich denn auch der Nagel bald durch Zutritt neuer Elemente von
derselben Lage aus, so dass er im fünften Monate sammt seinem
Rete Malpighii bereits 0,024‴ misst, und wächst zugleich auch an
den Seiten und an der Wurzel in die Breite und Länge. Immerhin
bleibt er bis zum Ende des fünften Monates unter der Hornschicht
der Oberhaut und ohne freien Rand, welcher letztere erst nach der
Hälfte des sechsten Monates erscheint, so dass im siebenten Monate
der Nagel, die grössere Weichheit und den Umfang abgerechnet, in
nichts Wesentlichem vom fertigen Nagel abweicht. Bei Neugebornen
sind die Nägel am Körper 0,30—0,24‴ dick und durch ihren weit
vorstehenden dünnen, bis zu 2‴ langen freien Rand bemerkens-
werth, der nichts anderes als der im Laufe der Entwicklung nach
vorn geschobene Nagel einer früheren Periode (ungefähr des sechsten

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[342/0358] Dreiunddreissigste Vorlesung. endlich zu derselben Oeffnung herauskommt. Während diess ge- schieht, wird die Ernährung des Wollhaares dadurch gestört, dass es durch den an seiner Basis gebildeten Fortsatz seiner Scheiden von seinem Ernährungsorgane, der gefässhaltigen Haarpapille, abgehoben worden ist, in Folge dessen dann seine untersten Zellen verhornen, während sie in der Zwiebel lebenskräftiger Haare ganz weich sind. Ist die Haarzwiebel verkümmert und das Wollhaar immer mehr nach aussen geschoben, so fällt dasselbe endlich aus und nimmt das se- cundär gebildete Haar die Stelle desselben ein. In dieser Weise ent- stehen offenbar an allen Stellen statt der Wollhaare die bleibenden Haare, wobei nur noch das zu bemerken ist, dass solche Neubil- dungsvorgänge wahrscheinlich selbst noch beim Erwachsenen sich finden und mithin wohl auch dem Menschen nicht blos ein einmali- ger Haarwechsel zukommt. Wir kommen nun zur zweiten epidermoidalen Bildung, zu den Nägeln, deren Entwicklung im dritten Monate mit der Entstehung des Nagelbettes und des Nagelfalzes ihren Anfang nimmt, die jedoch anfänglich noch von einer gewöhnlichen Epidermis bekleidet sind. Im vierten Monate zuerst erscheint zwischen der aus Einer Zellen- lage bestehenden Hornschicht und der Schleimschicht des Nagelbet- tes eine einfache Lage platter, blasser, festvereinter kernhaltiger Schüppchen, von 0,009‴, welche als die erste Anlage des Nagels aufzufassen sind, der somit ursprünglich rings von der Epidermis umgeben ist und wie das Haar gleich in toto, auf dem ganzen Na- gelbette entsteht. Die erste Bildung des Nagels geht übrigens un- zweifelhaft von den Zellen der Schleimschicht aus und so verdickt sich denn auch der Nagel bald durch Zutritt neuer Elemente von derselben Lage aus, so dass er im fünften Monate sammt seinem Rete Malpighii bereits 0,024‴ misst, und wächst zugleich auch an den Seiten und an der Wurzel in die Breite und Länge. Immerhin bleibt er bis zum Ende des fünften Monates unter der Hornschicht der Oberhaut und ohne freien Rand, welcher letztere erst nach der Hälfte des sechsten Monates erscheint, so dass im siebenten Monate der Nagel, die grössere Weichheit und den Umfang abgerechnet, in nichts Wesentlichem vom fertigen Nagel abweicht. Bei Neugebornen sind die Nägel am Körper 0,30—0,24‴ dick und durch ihren weit vorstehenden dünnen, bis zu 2‴ langen freien Rand bemerkens- werth, der nichts anderes als der im Laufe der Entwicklung nach vorn geschobene Nagel einer früheren Periode (ungefähr des sechsten Nägel.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/358>, abgerufen am 22.11.2024.