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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Gehörorganes.
wie früher und einwärts von den Zähnen der ersten Reihe im Zu-
sammenhange mit dem Bindegewebe der Habenula sulcata von Corti
entspringt, von wo auch die Corti'sche Membran dicker als früher
ihren Ursprung nimmt. Ueber die Bildung der so zusammengesetzten
Apparate in der Gegend der Nervenendigung der Schnecke ergeben
meine übrigens noch lange nicht bis zum Abschlusse gediehenen
Untersuchungen wenigstens das wichtige Resultat, dass dieselben
alle, mit alleinigem Ausschluss der Enden der Acusticusfasern selbst,
Productionen des verdickten Theiles des Epithels der tympanalen
Wand des Schneckenkanales sind, ja ich glaube selbst gesehen zu
haben, dass die Corti'schen Fasern, die beim Menschen im fünften
Monate auftreten, in jedem ihrer Glieder aus verlängerten Epithel-
zellen sich hervorbilden (siehe Würzburg. naturw. Zeitschr. Bd. II.
St. 1--9). -- Erwähnenswerth ist noch die Beobachtung, dass das
Ganglion spirale des Nervus cochlearis jüngerer Embryonen keine
peripherischen
Aeste abgibt. Dieselben werden also wohl ganz
allmälig vom Ganglion aus in die Lamina spiralis hereinwachsen, in
ähnlicher Weise, wie wir diess früher auch für andere Nerven an-
genommen haben.

Der embryonale Schneckenkanal ist, wie Sie wohl schon längst
errathen haben, wenn Ihnen die neuesten Errungenschaften mit Be-
zug auf den feineren Bau der Schnecke bekannt sind, keineswegs ein
vergängliches Gebilde, wie noch Huschke seiner Zeit glaubte, son-
dern wandelt sich in den von Reissner beim Erwachsenen entdeck-
ten mittleren Kanal der Schnecke um, den dieser Autor Canalis coch-
learis
, ich Scala media genannt habe, welchen letzteren Namen ich
jedoch aufgebe, um nicht zum Glauben Veranlassung zu geben, dass
derselbe und die Treppen denselben Entwicklungsgang nehmen.
Meine embryologischen Untersuchungen dienen nicht nur, entgegen
den Behauptungen und Annahmen von Claudius, Böttcher und Dei-
ters
, zur vollkommenen Bestätigung dessen, was Reissner über die
von Seiten der Scala vestibuli den Schneckenkanal deckende Lamelle
vorgebracht hat, sondern es geben dieselben überhaupt ein genaue-
res Bild von diesem Kanal als man bisher gehabt hat, indem nun
die Corti'sche Membran als Cuticularbildung des Epithels der soge-
nannten Membrana basilaris festgestellt ist (siehe Würzb. naturw.
Zeitschr. II). -- Dem Gesagten zufolge wird der embryonale Schne-
ckenkanal, wenn auch nur zu einem kleinen, doch gerade zum wich-
tigsten Theile der Schnecke und wird es nach den Resultaten der

Entwicklung des Gehörorganes.
wie früher und einwärts von den Zähnen der ersten Reihe im Zu-
sammenhange mit dem Bindegewebe der Habenula sulcata von Corti
entspringt, von wo auch die Corti’sche Membran dicker als früher
ihren Ursprung nimmt. Ueber die Bildung der so zusammengesetzten
Apparate in der Gegend der Nervenendigung der Schnecke ergeben
meine übrigens noch lange nicht bis zum Abschlusse gediehenen
Untersuchungen wenigstens das wichtige Resultat, dass dieselben
alle, mit alleinigem Ausschluss der Enden der Acusticusfasern selbst,
Productionen des verdickten Theiles des Epithels der tympanalen
Wand des Schneckenkanales sind, ja ich glaube selbst gesehen zu
haben, dass die Corti’schen Fasern, die beim Menschen im fünften
Monate auftreten, in jedem ihrer Glieder aus verlängerten Epithel-
zellen sich hervorbilden (siehe Würzburg. naturw. Zeitschr. Bd. II.
St. 1—9). — Erwähnenswerth ist noch die Beobachtung, dass das
Ganglion spirale des Nervus cochlearis jüngerer Embryonen keine
peripherischen
Aeste abgibt. Dieselben werden also wohl ganz
allmälig vom Ganglion aus in die Lamina spiralis hereinwachsen, in
ähnlicher Weise, wie wir diess früher auch für andere Nerven an-
genommen haben.

Der embryonale Schneckenkanal ist, wie Sie wohl schon längst
errathen haben, wenn Ihnen die neuesten Errungenschaften mit Be-
zug auf den feineren Bau der Schnecke bekannt sind, keineswegs ein
vergängliches Gebilde, wie noch Huschke seiner Zeit glaubte, son-
dern wandelt sich in den von Reissner beim Erwachsenen entdeck-
ten mittleren Kanal der Schnecke um, den dieser Autor Canalis coch-
learis
, ich Scala media genannt habe, welchen letzteren Namen ich
jedoch aufgebe, um nicht zum Glauben Veranlassung zu geben, dass
derselbe und die Treppen denselben Entwicklungsgang nehmen.
Meine embryologischen Untersuchungen dienen nicht nur, entgegen
den Behauptungen und Annahmen von Claudius, Böttcher und Dei-
ters
, zur vollkommenen Bestätigung dessen, was Reissner über die
von Seiten der Scala vestibuli den Schneckenkanal deckende Lamelle
vorgebracht hat, sondern es geben dieselben überhaupt ein genaue-
res Bild von diesem Kanal als man bisher gehabt hat, indem nun
die Corti’sche Membran als Cuticularbildung des Epithels der soge-
nannten Membrana basilaris festgestellt ist (siehe Würzb. naturw.
Zeitschr. II). — Dem Gesagten zufolge wird der embryonale Schne-
ckenkanal, wenn auch nur zu einem kleinen, doch gerade zum wich-
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[319/0335] Entwicklung des Gehörorganes. wie früher und einwärts von den Zähnen der ersten Reihe im Zu- sammenhange mit dem Bindegewebe der Habenula sulcata von Corti entspringt, von wo auch die Corti’sche Membran dicker als früher ihren Ursprung nimmt. Ueber die Bildung der so zusammengesetzten Apparate in der Gegend der Nervenendigung der Schnecke ergeben meine übrigens noch lange nicht bis zum Abschlusse gediehenen Untersuchungen wenigstens das wichtige Resultat, dass dieselben alle, mit alleinigem Ausschluss der Enden der Acusticusfasern selbst, Productionen des verdickten Theiles des Epithels der tympanalen Wand des Schneckenkanales sind, ja ich glaube selbst gesehen zu haben, dass die Corti’schen Fasern, die beim Menschen im fünften Monate auftreten, in jedem ihrer Glieder aus verlängerten Epithel- zellen sich hervorbilden (siehe Würzburg. naturw. Zeitschr. Bd. II. St. 1—9). — Erwähnenswerth ist noch die Beobachtung, dass das Ganglion spirale des Nervus cochlearis jüngerer Embryonen keine peripherischen Aeste abgibt. Dieselben werden also wohl ganz allmälig vom Ganglion aus in die Lamina spiralis hereinwachsen, in ähnlicher Weise, wie wir diess früher auch für andere Nerven an- genommen haben. Der embryonale Schneckenkanal ist, wie Sie wohl schon längst errathen haben, wenn Ihnen die neuesten Errungenschaften mit Be- zug auf den feineren Bau der Schnecke bekannt sind, keineswegs ein vergängliches Gebilde, wie noch Huschke seiner Zeit glaubte, son- dern wandelt sich in den von Reissner beim Erwachsenen entdeck- ten mittleren Kanal der Schnecke um, den dieser Autor Canalis coch- learis, ich Scala media genannt habe, welchen letzteren Namen ich jedoch aufgebe, um nicht zum Glauben Veranlassung zu geben, dass derselbe und die Treppen denselben Entwicklungsgang nehmen. Meine embryologischen Untersuchungen dienen nicht nur, entgegen den Behauptungen und Annahmen von Claudius, Böttcher und Dei- ters, zur vollkommenen Bestätigung dessen, was Reissner über die von Seiten der Scala vestibuli den Schneckenkanal deckende Lamelle vorgebracht hat, sondern es geben dieselben überhaupt ein genaue- res Bild von diesem Kanal als man bisher gehabt hat, indem nun die Corti’sche Membran als Cuticularbildung des Epithels der soge- nannten Membrana basilaris festgestellt ist (siehe Würzb. naturw. Zeitschr. II). — Dem Gesagten zufolge wird der embryonale Schne- ckenkanal, wenn auch nur zu einem kleinen, doch gerade zum wich- tigsten Theile der Schnecke und wird es nach den Resultaten der

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/335>, abgerufen am 24.11.2024.