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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Auges.
dieselbe noch lange nicht nach allen Seiten hinreichend gestützt ist, ja
dass selbst gewisse Thatsachen gegen dieselbe zu sprechen scheinen.
Als solche könnte man die Angaben von Remak bezeichnen wollen,
nach denen beim Hühnchen die primitive Augenblase einzig und allein
vom Hornblatte bedeckt ist, mithin bei der Abschnürung der Linse
kein Theil der Cutis mit sich ablösen kann (s. Fig. 136), allein die
Vögel besitzen keine Membrana pupillaris,
wie schon Hal-
ler
(Elem. phys. T. V. pag. 373, de la formation du poulet. pag. 170)
und v. Baer (Entwickl. II. St. 116) melden, denen auch Henle (l. c.
pag. 24), wenn schon nicht ganz bestimmt, sich anschliesst, und
ebenso fehlt wenigstens dem Hühnerembryo, wie ich finde, der hin-
tere Theil der gefässreichen Kapsel und eine Arteria capsularis ganz
und können somit die Beobachtungen von Remak für die Säugethiere
und den Menschen nicht maassgebend sein. Ich habe nun allerdings
bei diesen eine Mitablösung der Cutisschicht bei der Linsenbildung
noch nicht beobachtet, immerhin habe ich so viel gesehen, dass die
eben erst gebildete Linse des vier Wochen alten menschlichen Em-
bryo schon eine besondere äussere Kapsel in Gestalt eines hellen,
dicken, aus Zellen gebildeten Häutchens besitzt, welche, da noch
keine Chorioidea und Faserhaut da war, keine andere Deutung zu-
lässt. Da nun auch eine andere Erklärung der gefässreichen Kapsel
nicht gedenkbar ist, so scheint mir, dass meine Hypothese nicht so
ganz unbegründet dasteht, und vergleiche ich somit die gefässreiche
Kapsel allen jenen bindegewebigen Hüllen, die die von der äusseren
Haut und den Schleimhäuten durch Wucherungen der Epidermis-
und Epithelialzellen sich bildenden Organe (Drüsen, Haare) als Be-
kleidung mit erhalten.

Von der Linse selbst ist nach dem schon Mitgetheilten nurLinse.
noch wenig zu bemerken. Wie wir schon früher sahen, besteht die
Linse ursprünglich ganz und gar aus Zellen. Diese Zellen wachsen
nach und nach in Fasern aus, so jedoch, dass ein Rest der Zellen an
der vorderen Fläche der Linse bis zum Aequator in Gestalt eines
Epithels liegen bleibt, von welchen Zellen dann, wie ich gezeigt habe
(Mikr. Anat. II. St. 731), das Wachsthum des Organes besorgt wird,
welches durch Apposition neuer Elemente von aussen geschieht. DieLinsenkapsel.
Linsenkapsel ist anfänglich nicht da, tritt schon im zweiten Monate
als ein sehr feines Häutchen auf und wächst dann durch Anlagerung
immer neuer Schichten. Da dieselbe nie eine Zusammensetzung
aus Zellen zeigt, so ist klar, dass sie nichts als eine Ausscheidung

Entwicklung des Auges.
dieselbe noch lange nicht nach allen Seiten hinreichend gestützt ist, ja
dass selbst gewisse Thatsachen gegen dieselbe zu sprechen scheinen.
Als solche könnte man die Angaben von Remak bezeichnen wollen,
nach denen beim Hühnchen die primitive Augenblase einzig und allein
vom Hornblatte bedeckt ist, mithin bei der Abschnürung der Linse
kein Theil der Cutis mit sich ablösen kann (s. Fig. 136), allein die
Vögel besitzen keine Membrana pupillaris,
wie schon Hal-
ler
(Elem. phys. T. V. pag. 373, de la formation du poulet. pag. 170)
und v. Baer (Entwickl. II. St. 116) melden, denen auch Henle (l. c.
pag. 24), wenn schon nicht ganz bestimmt, sich anschliesst, und
ebenso fehlt wenigstens dem Hühnerembryo, wie ich finde, der hin-
tere Theil der gefässreichen Kapsel und eine Arteria capsularis ganz
und können somit die Beobachtungen von Remak für die Säugethiere
und den Menschen nicht maassgebend sein. Ich habe nun allerdings
bei diesen eine Mitablösung der Cutisschicht bei der Linsenbildung
noch nicht beobachtet, immerhin habe ich so viel gesehen, dass die
eben erst gebildete Linse des vier Wochen alten menschlichen Em-
bryo schon eine besondere äussere Kapsel in Gestalt eines hellen,
dicken, aus Zellen gebildeten Häutchens besitzt, welche, da noch
keine Chorioidea und Faserhaut da war, keine andere Deutung zu-
lässt. Da nun auch eine andere Erklärung der gefässreichen Kapsel
nicht gedenkbar ist, so scheint mir, dass meine Hypothese nicht so
ganz unbegründet dasteht, und vergleiche ich somit die gefässreiche
Kapsel allen jenen bindegewebigen Hüllen, die die von der äusseren
Haut und den Schleimhäuten durch Wucherungen der Epidermis-
und Epithelialzellen sich bildenden Organe (Drüsen, Haare) als Be-
kleidung mit erhalten.

Von der Linse selbst ist nach dem schon Mitgetheilten nurLinse.
noch wenig zu bemerken. Wie wir schon früher sahen, besteht die
Linse ursprünglich ganz und gar aus Zellen. Diese Zellen wachsen
nach und nach in Fasern aus, so jedoch, dass ein Rest der Zellen an
der vorderen Fläche der Linse bis zum Aequator in Gestalt eines
Epithels liegen bleibt, von welchen Zellen dann, wie ich gezeigt habe
(Mikr. Anat. II. St. 731), das Wachsthum des Organes besorgt wird,
welches durch Apposition neuer Elemente von aussen geschieht. DieLinsenkapsel.
Linsenkapsel ist anfänglich nicht da, tritt schon im zweiten Monate
als ein sehr feines Häutchen auf und wächst dann durch Anlagerung
immer neuer Schichten. Da dieselbe nie eine Zusammensetzung
aus Zellen zeigt, so ist klar, dass sie nichts als eine Ausscheidung

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[297/0313] Entwicklung des Auges. dieselbe noch lange nicht nach allen Seiten hinreichend gestützt ist, ja dass selbst gewisse Thatsachen gegen dieselbe zu sprechen scheinen. Als solche könnte man die Angaben von Remak bezeichnen wollen, nach denen beim Hühnchen die primitive Augenblase einzig und allein vom Hornblatte bedeckt ist, mithin bei der Abschnürung der Linse kein Theil der Cutis mit sich ablösen kann (s. Fig. 136), allein die Vögel besitzen keine Membrana pupillaris, wie schon Hal- ler (Elem. phys. T. V. pag. 373, de la formation du poulet. pag. 170) und v. Baer (Entwickl. II. St. 116) melden, denen auch Henle (l. c. pag. 24), wenn schon nicht ganz bestimmt, sich anschliesst, und ebenso fehlt wenigstens dem Hühnerembryo, wie ich finde, der hin- tere Theil der gefässreichen Kapsel und eine Arteria capsularis ganz und können somit die Beobachtungen von Remak für die Säugethiere und den Menschen nicht maassgebend sein. Ich habe nun allerdings bei diesen eine Mitablösung der Cutisschicht bei der Linsenbildung noch nicht beobachtet, immerhin habe ich so viel gesehen, dass die eben erst gebildete Linse des vier Wochen alten menschlichen Em- bryo schon eine besondere äussere Kapsel in Gestalt eines hellen, dicken, aus Zellen gebildeten Häutchens besitzt, welche, da noch keine Chorioidea und Faserhaut da war, keine andere Deutung zu- lässt. Da nun auch eine andere Erklärung der gefässreichen Kapsel nicht gedenkbar ist, so scheint mir, dass meine Hypothese nicht so ganz unbegründet dasteht, und vergleiche ich somit die gefässreiche Kapsel allen jenen bindegewebigen Hüllen, die die von der äusseren Haut und den Schleimhäuten durch Wucherungen der Epidermis- und Epithelialzellen sich bildenden Organe (Drüsen, Haare) als Be- kleidung mit erhalten. Von der Linse selbst ist nach dem schon Mitgetheilten nur noch wenig zu bemerken. Wie wir schon früher sahen, besteht die Linse ursprünglich ganz und gar aus Zellen. Diese Zellen wachsen nach und nach in Fasern aus, so jedoch, dass ein Rest der Zellen an der vorderen Fläche der Linse bis zum Aequator in Gestalt eines Epithels liegen bleibt, von welchen Zellen dann, wie ich gezeigt habe (Mikr. Anat. II. St. 731), das Wachsthum des Organes besorgt wird, welches durch Apposition neuer Elemente von aussen geschieht. Die Linsenkapsel ist anfänglich nicht da, tritt schon im zweiten Monate als ein sehr feines Häutchen auf und wächst dann durch Anlagerung immer neuer Schichten. Da dieselbe nie eine Zusammensetzung aus Zellen zeigt, so ist klar, dass sie nichts als eine Ausscheidung Linse. Linsenkapsel.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/313>, abgerufen am 24.11.2024.